Mittwoch, 21. April 2010

Meiner lieben Schwester Mira...

... widme ich diesen Beitrag. Der Beschwerde ihrerseits, ihren Besuch in meinem aktuellsten Post nicht erwähnt zu haben, kann nur mit folgender Begründung entgegengetreten werden: der Besuch ist eines eigenen Eintrages wert!!! ;)
Am Abend des 12. Aprils landete meine Schwester, zusammen mit zwei Arbeitskolleginnen, in Göteborg. Es war Miras erster Flug und ich war sehr gespannt, wie sie ihn wohl überstanden hatte. Denn nur wenige Tage zuvor erfuhr sie von einer Freundin, dass diese mit Ryanair vor kurzem beinahe abgestürzt sei. In der Tat nicht gerade die aufmunternste Nachricht, wenn man sich mental auf den ersten Flug seines Lebens vorbereitet.
Als ich, drei Stunden früher als ursprünglich geplant (das ist nochmal ne andere Geschichte *g*), am Nils Ericsson-Terminalen ankam, warteten die drei bereits gutgelaunt in der Sonne. Deutschland hatten sie nämlich bei Regen und kalten Temperaturen verlassen, in Göteborg zeigte sich der Frühling von seiner Schokoladenseite. Wir begrüßten uns und als wir in Richtung Jugendherberge aufbrechen wollten, stellte ich fest, dass ich das vorerst Grundlegendste, das Fahrticket für die drei zu Hause auf meinem Schreibtisch hatte liegen lassen. Nicht sehr günstig. Da die einzige Alternative darin bestand, ein neues Ticket für nicht wenig Geld zu kaufen und neu aufzuladen, fuhr ich nochmal alleine nach Hause und holte das Ticket. Dann konnte es endlich los gehen. Die anderen hatten bereits passende Tram und entsprechende Haltestelle herausgesucht und so starteten wir in Richtung Olivedalsgatan. Von dort aus sollte uns dann Miras Stadtkarte die letzten Meter bis zur gebuchten Unterkunft führen. Aber das war einfacher gesagt als getan, denn Mira, das Orientierungs-Talent, lozte uns erst mal promt in die falsche Richtung. Dies wurde jedoch relativ schnell festgestellt und zehn Minuten später traten wir durch die Türen des Slottsskogen Vandrarhem. Das Zimmer wurde bezogen und da alle regelrecht ausgehungert schienen, machten wir uns auf die Suche nach einem gemütlichen Restaurant. In der Rumpanbar wurde dann der erste Kontakt mit schwedischen Menu-Karten gemacht. Meine erste Feststellung: seit ich in Schweden angekommen bin, war ich noch nie wirklich in einem Restaurant essen. Zweite Feststellung: Mit kulinarischem Wortschatz kann ich nach wie vor nicht prahlen. Trotzdem war unser Essen durchaus lecker und es passierten keine großen Überraschungen. Etwas schwierig wurde es dann nochmal, als es ums Bezahlen ging - zahlt man in Schweden Trinkgeld? Wegen Feststellung zwei konnte ich auf diese Frage nicht antworten und bevor es peinlich werden konnte, rief ich kurzer Hand Matthias an. Dieser meinte, dass in Schweden Trinkgeld bereits in die Preise eingerechnet seien und man deshalb ganz genau das zahlt, was auf dem Zettel steht. Da wir eine Gesamtrechnung bekamen, mussten wir uns selbst ausrechnen, was jeder zu zahlen hatte und sehr komisch war auch, dass der Kellner nicht mit einem Geldbeutel an den Tisch kam, sondern die einzelnen Scheine von uns einsammelte, hinter die Theke lief und einige Zeit später mit dem abgezählten Wechselgeld zurück kam. Nunja. Mit Karte zahlen ist hier halt einfach üblicher. Aber so habe ich immerhin auch wieder was dazugelernt.
Die späten kalten Abendstunden wurden dann noch genutzt, um einmal gemütlich durch die Innenstadt zu schlendern und wir ließen uns zu einem Getränk im Hardrock-Café nieder. Die anderen drei waren jedoch müde und durchgefroren und ich hatte eine Uni-Woche vor mir und so waren wir gegen zwölf Uhr "bereits" wieder "zu Hause".
Ziemlich schade, dass die drei nur unter der Woche und nicht am Wochenende da waren, denn ich hatte, wie eben erwähnt, Uniprogramm auf dem Plan. So sahen wir uns dienstags abends nur ganz kurz und Mittwoch Abend noch einmal auf ein Getränk. Ich hatte im Vorfeld bereits eine Stadtkarte mit, meiner Meinung nach, lohnenswerten Ausflugsorten präpariert und so gestalteten sich die drei volle, abwechslungsreiche Tage. Das Wetter spielte mit, der Frühling wollte garnicht mehr aufhören mit Prahlen. Und so konnten sie die Tage voll und ganz nutzen. Ich denke, sie waren angetan von der Stadt. Ist ja auch wirklich schön, bei tollem Wetter =o) (das an dieser Stelle mal sagen muss).
Donnerstags stand dann nach dem obligatorischen Kakabuffet (Kuchenbuffet) im Café Villekulla bereits die Rückreise an. Ich saß mittags in abgedunkeltem Raum bei einem Radio-Seminar, als mich mehrere SMS erreichten: "bitte ruf uns an, ist dringend". Also rief ich zurück und erfuhr, dass wegen eines Vulkanausbruches in Island der ganze Flugverkehr lahmgelegt wurde und die drei nun am Flughafen festsaßen und nicht wussten, wie und wo hin. Ich begann sofort zu überlegen und zu organisieren, wo die drei evtl. eine weitere Nacht übernachten könnten und las im Internet über die Ausmaße des Vulkanausbruches. Mira rief aber bald ein weiteres Mal an und erzählte, dass sie die Reise per Zug antreten wollen, da ja alle wieder zur Arbeit müssen in kürzester Zeit. Und so begann für sie leider eine anstrengende und teure Rückreise.
An dieser Stelle: Danke dafür, Eyjafjallajökull!!!
Ich habe mich wirklich sehr über euren Besuch gefreut und finde es total schade, dass wir nur so wenig Zeit wirklich miteinander hatten. Trotzdem hoffe ich, dass ihr die Tage genossen habt und vielleicht irgendwann mal wieder in Richtung Norden reist! Schade, dass der Trip so unbequem endete und Mira damit einen zweiten tollen Flug verpasste (mit ununterbrochen aus dem Fenster Schauen und über physikalische Phänomene beim Fliegen philosophieren, während die anderen gelangweilt pennen *g*).
Schön, dass ihr da ward! =o]

Sonntag, 18. April 2010

Zu Hause ist es doch am schönsten

Über diesen Satz macht man sich lustig, solange man zur Schule geht und lernt ihn zu schätzen, wenn man das Nest verlässt, um für das anstehende Studium in eine andere Stadt zu ziehen. Aber noch mehr zu schätzen lernt man diesen Satz, wenn man sich für ein erlebnisreiches Auslandsjahr nach Skandinavien begibt und nur für besondere und leider auch nur kurze Anlässe wieder nach Hause fliegt. An Ostern war so ein Anlass. Am ersten April nahm ich den Flieger von Göteborg nach Frankfurt Hahn und fuhr von dort aus mit dem Shuttle-Bus bis nach Heidelberg. Aber allein dieser Schritt war schon nicht so selbstverständlich. Denn wir hatten, was eigentlich untypisch ist für Ryanair, eine viertel Stunde Verspätung. Der letzte Shuttle-Bus des Tages sollte um acht Uhr, also eine halbe Stunde nach meiner planmäßigen Ankunft, den Flughafen verlassen. Nun hatten wir fünfzehn Minuten Verspätung. Ich machte mir natürlich sofort Sorgen wegen des Busses, aber ich dachte mir, dass er sicher warten würde, da er ja einzig und allein für die Flugpassagiere angelegt ist. Ich beeilte mich, mein Gepäck vom Band zu holen und hatte das Glück, dass mein Rucksack gleich am Anfang mit dabei war. Das Gebäude verlassend stellte ich fest, dass der Bus nicht direkt vor dem Eingang abfuhr sondern dreihundert Meter weiter auf einem extra Parkplatz. Eiligen Schrittes lief ich dort hin und konnte gerade noch so in den Bus springen, als dieser bereits den Motor anließ und nach mir die Türen verschloss und den Parkplatz verließ. Im Bus saßen vielleicht 15 Personen. Der Bus wartet auf die Fluggäste? Weit gefehlt. Will garnicht wissen, wieviele Leute an diesem Abend schauen mussten, anderweitig nach Hause zu kommen. Denn einen Bahnhof gibt's ja in Hahn auch nicht. Warum solche Busse nicht warten, ist mir wirklich nicht klar. Zum Glück erwischte ich ihn und in Heidelberg wurde ich von meinem Vater abgeholt.
Es folgte eine wunderschöne Woche bei meiner Familie, inklusive dem 80. Geburtstag meiner Großmutter. "Freie" Tage wurden zum Spazierengehen, Tischtennisspielen, Bowlen, Schischa-rauchend und Havana-Cola trinkend in der Sonne Chillen u.v.m. genutzt. Ich genoss die Woche in vollen Zügen und als sich meine Rückreise näherte, wurde ich fast traurig. Am liebsten wäre ich einfach zu Hause geblieben, die Frühlingsstimmung hatte mich gepackt. Ich schaute im Internet nach dem Wetter in Göteborg: 7 Grad bei Wolken und Regen. Na super. Aber es half alles nichts, ich packte meine Siebensachen und machte mich auf den Weg zurück in den Norden.
Dort angekommen, hatte mich der Alltag schnell wieder eingeholt. In selbiger Woche folgten noch ein Tag auf der Kinderstation, die im Allgemeinen sehr stressfrei war. Ich nutzte viel Zeit zum Stöbern im Internet nach Ursachen von Fieber unklarer Genese, denn so eine Patientin lag auf der Station und der behandelnde Arzt, ein Deutscher, schien genauso planlos wie ich. Also surften wir nach den exotischsten Krankheitsbildern und philosophierten über Krankheiten wie Bruzellose, Leptospirose, Rattenbissfieber... - Krankheiten, die man beim Lernen auf Klausuren eigentlich weglässt, da sie eh so selten sind, dass man sie vermutlich nie zu Gesicht bekommen wird. Am Nachmittag wurde das kleine, 4-monatige Mädchen noch einer Lumbalpunktion unterzogen, bei welcher durch eine Punktion des Spinalkanals Liquor entnommen wird. Leider traf der Arzt nicht gleich beim ersten Mal und so musste er zwei Mal stechen. Armes Mädchen. Aber ich habe diese Untersuchung noch nie zuvor gesehen und war deshalb sehr interessiert bei der Sache.
Diese Woche galt dann der Radiologie, ein kleiner Exkurs, etwas fort von den Kindern. Die Vormittage bestanden aus Vorlesungen und Nachmittags durften wir dann in Kleingruppen selber ran: anhand einer kurzen Anamnese scrollten wir uns durch CTs, MRTs und schauten uns Röntgenbilder, Urographien u.v.m. an und versuchten die Ursache für das Leiden der Patienten zu finden. Dieses Detektivspielen machte mir eigentlich richtig viel Spaß und Anatomie hat mir ja auch schon immer gut gefallen. Bei der Nachbesprechung war man dann stolz wie Oskar, wenn man den/die/das verantwortlichen Tumor, Stein, Aneurysma, Ruptur u.a. gefunden hatte. Öfter befanden wir uns aber auch auf total falschem Weg und mussten frustriert feststellen, dass es sich bei unserer als unbedenklich zu bewertender Daromstomie um einen Bruch handelte. Nunja. Sind ja auch noch nicht so geübt im befunden ;) Aber generell hat mir die Woche ganz gut gefallen. Manchmal waren jedoch leider die "Kleingruppen" zu groß, der Lerneffekt dann entsprechend gering. Aber hin und wieder durften wir in Zweiergruppen arbeiten und das war dann wirklich lustig. Die Radiologie-Woche wurde dann mit einer mündlichen Prüfung am Freitag-Nachmittag abgeschlossen. Ich wurde zusammen mit Corinna (aus Berlin) und Brigitta (von hier) beim Cheffe persönlich geprüft. Eigentlich machte ich mir voll keinen Stress. Die Prüfung wurde auch im Voraus als (ich zitiere den Chef): "Nettes kleines Gespräch. Zumindest für uns", angekündigt und bisher waren die mündlichen Prüfungen ja immer ganz gut machbar. Außerdem war den Prüfern klar, dass wir in dieser Woche nicht groß Lernzeit hatten und so erhoffte ich mir wirklich ein entspanntes Gespräch. Pustekuchen. Wurde gleich mal bei der ersten Frage voll erwischt mit einem Thema, das ich einfach nicht konnte. Super Start. Generell lief es so, dass ihm bei jeder Antwort, die er auf eine Frage erhielt, wieder ein neues Stichwort für eine weitere noch mehr vertiefende Frage einfiel. Und so brachte er uns drei ganz schön ins Schwitzen. Er ist eigentlich auf Uro-Radiologie spezialisiert und so hatte ich mir dieses Thema besonders gut angeschaut. Aber zu diesem Thema kam dann keine einzige Frage dran. Jedem wurde auch ein Röntgenbild gezeigt. Zu meinem Pech: Lungen-Röntgen, was ich überhaupt nicht kann. Hatte aber Glück im Unglück und erriet richtig, dass es sich bei meinem Bild um Herzversagen handelte. Aber das Unglück war damit nicht beendet, denn dann, als ich mich gerade über mein Glück, richtig geraten zu haben, freute, kam die Frage: "Wie behandelt man das denn?" Tja. Gute Frage. Die Antwort wüsste ich vielleicht, wenn ich Kardiologie schon hatte. Hatte ich aber nicht. Überlegte dann nen Moment, ob ich einfach schon wieder sagen sollte: "weiß ich nicht", oder ob ichs mit: "Den Kurs hatte ich leider noch nicht (und kann's deshalb garnicht wissen)" versuchen sollte. Ich entschied mich für zweiteres und es traf auf Verständnis. Allerdings fiel es mir dann trotzdem ein, als meine Mitprüferin auch nicht darauf antworten konnte und sammelte ausnahmsweise mal nen kleinen Extrapunkt. Insgesamt lief die Prüfung nicht wirklich gut, aber es reichte trotzdem (wie eigentlich immer hier). Wir waren (wie immer) alle "duktiga" und verließen "godkända" (bestanden) nach einer Stunde Schwitzen den Raum. Uff.
Nächste Woche bin ich in der Kinderchirurgie eingeteilt. Habe gehört, dass da vormittags hauptsächlich Seminare laufen und man sich nachmittags selbst aussuchen kann, wo man mitläuft. Bin mal gespannt, wie das wird. Generell ist ja Chirurgie immer erstmal grundsätzlich toll.
Insgesamt sind es nur noch vier Wochen Pädiatrie, am 20. Mai habe ich dann Abschlussprüfung. Und dann heißt es noch ungefähr 2-3 Wochen chillen, Leute treffen, Umgebung erkunden, Wetter genießen, rumreisen und vieles, vieles mehr. In der zweiten Juniwoche geht's dann endgültig zurück nach Deutschland. Freue mich schon total auf den Sommer zu Hause! Das Frühlingswetter ist solangsam auch in Göteborg angekommen mit strahlendem Sonnenschein, 15-20 Grad in der Sonne aber leider noch eiskaltem Wind. Trotzdem freue ich mich darüber und hoffe, dass es noch etwas sommerlicher wird bis ich wieder nach Hause reise.
Entspannte Sonntagsgrüße in die Heimat,
Lena =o]