Montag, 30. November 2009

Inte mycket att göra

Wir haben gerade 12:40 und ich habe Zeit, einen Blogeintrag zu schreiben. Ihr denkt euch sicher: wieso hat das Lenschn an nem Montag Mittag Zeit fuer sowas? Hat die nichts Besseres zu tun? Und damit habt ihr mal total Recht! Ich habe gerade wirklich nichts Besseres zu tun. Heute hat meine zweite Woche in der Gastrointestinalchirurgie begonnen und ich muss sagen, dieser Kurs ist im Vergleich zu den vorherigen richtig entspannt. Die erste Woche begann letzten Montag mit einem OP-Tag. Wir waren zu dritt und wurden von einer Ärztin auf drei verschiedene OPs verteilt. Die anderen zwei durften sich gleich steril waschen zum Assistieren, bei mir hiess es: du kannst hier zuschauen. Na toll. Euphorie gleich mal wieder auf null gesunken. Auf dem Programm stand eine Adenom-Entfernung aus dem Enddarm eines Patienten. Das Ganze endoskopisch. Probleme mit der Technik fuehrten dazu, dass die Schwester es erst mal lange nich hinbekam, den Bildschirm zum Laufen zu kriegen und so sah ich erst mal nichts, während die "OP" schon voll am Laufen war. Als dann irgendwann ein Technikexperte dazukam und das Ding zum Laufen brachte, war das Spektakel auch schon fast wieder vorbei, das Adenom entfernt und die Schwester begann, die Apparaturen auseinander zu bauen. Dann plötzlich ueberlegte sich der Operateur, ob man die Wunde nicht vielleicht doch nähen sollte, da sich die Wand nun sehr duenn anfuehle. Die Begeisterung war der Schwester geradezu aufs Gesicht geschrieben, da die ganzen Geräte mittlerweile nicht mehr steril waren. Ausserdem konnte sich der Operateur nicht entscheiden, was er nun machen wollte. Also liess er einen Oberarzt anrufen, um die Sache von ihm entscheiden zu lassen. Dieser brauchte mal wieder ne ganze Weile, bis er im OP aufkreuzte, untersuchte dann und war auch der Meinung, das solle genäht werden. Also musste die "Springer-Schwester" erst mal ein neues Instrumenteset besorgen, das Ganze wieder auspacken und zusammen stecken und dann konnte der Oberarzt die Wunde nähen. War aber ziemlich unspannend, wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt. Mittlerweile war aber relativ viel Zeit vergangen, es war bereits halb zwölf. Die nächste anstehende OP versprach allerdings spannend zu werden: Entfernung des Rektums plus Sigmoideums bei einem Tumorpatienten. Allerdings sollten wir uns um zwei Uhr wieder mit unserem Handledare treffen und diese OP wuerde keinesfalls vor ein Uhr beginnen. Trotzdem wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, noch etwas Interessantes zu sehen an diesem Tag und dachte: besser eine Stunde als keine Stunde. Durfte mich zu meiner grossen Freude auch steril waschen, obwohl ich sagte, dass ich bereits um zwei Uhr wieder gehen muesse. Der Tag war gerettet. Und die Operation wurde tatsächlich sehr spannend! Der Bauch wurde mit einem Schnitt von Nabel bis Schambein eröffnet, der Darm in seiner (fast) ganzen Pracht mobilisiert, Harnleiter und Gefässe identifiziert, Colon descendens in der Mitte durchtrennt, Sigmoideum und Rektum entfernt, das neue Ende des Colon descendens mit dem Anus wieder verbunden und ein zusätzliches Ileostoma angelegt, damit die Wunde besser verheilen kann. Durfte zwar insgesamt nich viel machen, aber ich hatte eine optimale Sicht, durfte immer mal wieder hier und da tasten und fuehlen und wurde ganz viele Anatomie-Fragen gefragt, die ich zu meiner eigenen Ueberraschung zum grössten Teil sogar beantworten konnte. Der Operateur meinte sogar einmal erstaunt: "Wow, auf diese Frage hab ich noch von keinem schwedischen Studenten die Antwort erhalten. Von denen weiss keiner, dass diese Vene hier in die Milzvene drainiert. Wir sollten die schwedischen Studenten echt mal nach Deutschland schicken." Da war ich ganz stolz =o) Toll war's! Achso, ich habe dann nach ner halben Stunde OP die Springer-Schwester gebeten, meinen Handledare anzurufen und zu fragen, ob ich länger bleiben darf, da die OP so spannend sei. Ich wusste, dass in der Besprechung, zu der ich eigentlich sollte, nichts Wichtiges passieren wuerde. Und ich durfte länger bleiben, mit der Bedingung, am nächsten Tag von der OP zu berichten. Kalaro =)
Um viertel vor fuenf bin ich dann aber doch nach Hause gegangen, die OP war noch nicht ganz, aber fast fertig.

Der Dienstag begann dann erst mal mit "självstudium" (Selbststudium), wobei das eigentliche Vorhaben "Frueh aufstehen und lernen" in Ausschlafen umgetauscht wurde. Das Wochenende lag ja schliesslich schon lange zurueck ;) Um ein Uhr ging ich dann zum Seminar, in welchem wir von unseren OPs bzw. Sprechstunde-Patienten (der andere Teil der Gruppe) berichteten und ueber ein paar Themen quatschten und dann ging es um drei Uhr auch schon wieder nach Hause. so koennte es immer laufen, dachte ich mir. Mittwochs war ich dann fuer einen Tag in der "bröst-mottagning" (Brust-Sprechstunde). Dort sahen wir einige Patienten/innen mit Knoten in der Brust, fuehrten aber selbstständig keine Gespräche. Dafuer durften dann alle bei jedem Patienten auch mal tasten, nachdem der Arzt fertig war (arme Patienten *g*). Mittags sahen wir dann eine Mammografie und dann gingen wir in den OP. Durfte mich steril waschen *yay*, um dann wie ein schmueckendes Anhängsel die ganze Zeit steril neben dran zu stehen und NICHTS zu tun, aber auch garnichts. Ich habe drei Sekunde einen Haken gehalten, das war's. Und dann war's noch nicht mal eine Brust-Patientin, sondern eine Achsel-Ausräumung nach Melanom-Entfernung. Immerhin durfte ich am Ende noch ein bisschen intrakutan nähen. Das war toll. Gute Uebung fuer die praktische Pruefung, bei der das auch dran kommen kann.

Am Donnerstag hatten wir den ganzen Tag (zum grössten Tag ziemlich unnötige) Seminare bei einem wahnsinnig unsympathischen Arzt, der so schnell gesprochen hat, dass ich (und sogar die meisten der Schweden!) oft nicht verstanden habe, was er da verzapfte. Bei einem Patientenfall ratterte er in einem riesen Tempo die Laborwerte runter und fragte mich dann, was ich davon halte. Ich sagte ihm, dass mir das zu schnell ging, ob er das bitte noch einmal wiederholen könne (und es ist bei meinem Akzent nicht zu ueberhören, dass ich keine Schwedin bin) und da ratterte er das Ganze in einem noch grösseren Tempo runter. So ein Depp. Naja. Immerhin waren wir auch wieder relativ frueh fertig, das einzig Positive an diesem Tag.

Heute begann dann die zweite GI-Chirurgie-Woche in der Sprechstundenambulanz. Ich kam um neun, erfuhr dann, dass es eigentlich bereits um halb neun los gegangen wäre, es stuende falsch auf dem Zettel. Aber ich hätte nichts verpasst, da die ersten zwei Patienten eh nich aufgetaucht seien. Ein weiterer Patient sagte ebenfalls eb und so warteten wir mal wieder. Wie immer. Bei dem ersten Patienten (Gallensteine, Fragestellung OP) uebernahm Homa das Gespraech + Diktat und beim zweiten Patienten (Inkontinenzprobleme nach Darmoperation) ich. Um elf Uhr waren wir fertig und nun Pause bis zwei Uhr. Wir sollen fuer Morgen die Themen vorbereiten, die uns bei unseren Patienten heute begegnet sind, das habe ich nun bereits gemacht. Ausserdem habe ich morgen Vormittag wieder självstudium, da habe ich dann auch noch etwas Zeit fuer die Vorbereitung. Um zwei Uhr haben wir dann Seminar, mal schauen, vielleicht sind wir ja etwas frueher fertig als vier Uhr ;)

Freue mich schon tierisch auf heute Nachmittag, denn: ich werde mich mit Laura (habe ich im Volleyball kennengelernt, kommt auch aus Freiburg, studiert Psychologie, spielt Klavier, hat Zugang zu einem Klavier im Wohnheim!) treffen zum vierhändig Klavierspielen *jippijaijäi*. Haben gestern bereits Noten rausgesucht und werden das später mal ausprobieren. Jippi, ich freue mich, hoffe, dass meine Finger nach ueber drei Monate Nichtspielen nicht total eingerostet sind...

Heute Abend dann Volleyball. Habe uebrigens ein sehr sportliches Wochenende hinter mir: Techniktraining am Samstag, gestern Abend Training und heute dann wieder.


Hoffe, ihr hattet alle einen schönen ersten Advent (ich selbst hab's ueberhaupt nicht mitgekriegt) und einen guten Start in die neue Woche!?


Gruesse, Lena =o]

Sonntag, 29. November 2009

Mission: Socke

Nun muss ich euch doch endlich mal, wenn auch etwas verspätet, von meiner legendären Socken-Mission berichten. Vor einigen Wochen saß ich freitagsmorgens gelangweilt in der Vorlesung. Und was macht man, wenn einem in der Vorlesung langweilig ist? Man beobachtet Kommilitonen. Dabei entdeckte ich in der Reihe vor mir eine Studentin, die offenbar genauso gelangweilt war wie ich. Sie strickte. Und zwar nicht einfach mit zwei Nadeln, nein, sie strickte eine Socke. Ich muss zugeben: das ist etwas, was mich schon sehr lange fasziniert. Mit zwei Nadeln Stricken oder auch Häkeln habe ich vor vielen Jahren von meinen Omas beigebracht bekommen. Aber wie das mit fünf Nadeln gleichzeitig funktionieren soll, konnte ich mir nie so richtig vorstellen. In dieser Vorlesungsstunde allerdings packte mich plötzlich der Ehrgeiz: ich will das auch können - dachte ich mir und so schlenderte ich auf dem Weg nach Hause in einem Handarbeitsgeschäft vorbei und besorgte mir Wolle und Nadeln, auch wenn ich noch garkeine Ahnung davon hatte, wie ich das anstellen sollte. Der Wille war da und ich war überzeugt davon, das ausprobieren zu wollen. Zu Hause angekommen begab ich mich dann im Internet auf die Suche nach einer brauchbaren Strickanleitung. Auch wenn mein Freund google gleich zahlreiche Vorschläge brachte, dauerte es doch eine ganze Weile, bis ich eine Seite gefunden hatte, welche Sockenstricken für relative Anfänger verständlich erklärte. Aber dann legte ich los. Daran, wie man Maschen auf die Nadeln aufnimmt, konnte ich mich noch erinnern und auch an die zwei verschiedenen Maschentypen. Also konnte ja eigentlich garnichts schiefgehen. So schaute ich in der Tabelle nach, wieviele Maschen ich für meine gewünschte Größe brauchte und begann mit dem Maschen aufnehmen. Als sich dann auf allen Nadeln die gleiche Anzahl an Maschen befand, stellte sich die Frage: wie nun die Runde schließen? Auf diese Frage bot meine Seite keine Antwort. Also ging die Suche von vorne los. Irgendwann fand ich dann die Antwort: man muss auf der ersten Nadel eine Masche mehr und auf der letzten eine weniger aufnehmen und dann mit der letzten Nadel die erste Masche auf der ersten Nadel abstricken. Alles klar. Super. Nun konnte es also losgehen. Das klappte auch ganz gut und ich fand großen Spaß daran. Bis zum nächsten Mittag (nein, ich habe nicht die Nacht durchgestrickt) hatte ich fast den kompletten Sockenschaft fertig, um dann irgendwann einzusehen, dass diese Socke viel zu groß werden würde. Ich hatte viel zu viele Maschen. Die Tabelle, deren Werte ich übernommen hatte, war für viel dünnere spezielle Sockenwolle bestimmt und da ich dickere Wolle hatte brauchte ich entsprechend auch weniger Maschen. Ich brauchte relativ lange, um mich dazu zu entscheiden, das Ganze wieder aufzuziehen, da man doch die gemachte Arbeit nicht einfach so wieder kaputt machen möchte. Aber es hatte genauso wenig Sinn, die Socke fertig zu stricken, um sie später nicht tragen zu können, da zu groß. Also wieder alles aufgezogen und von vorne begonnen. Diesmal mit weniger Maschen. Diese Größe schien nun perfekt und ich strickte mit neuer Motivation fleißig drauf los. Die nächste Herausforderung war dann die Ferse. Wie es theoretisch funktionieren sollte hatte ich gelesen, aber die Praxis sah dann doch weniger einfach aus. Ich musste mich echt konzentrieren, um zu wissen, bei welcher Nadel ich gerade war, wo ich Maschen aufnehmen oder still legen musste und so weiter. So unterliefen mir dann auch einige Fehler und ich merkte bald: so will ich die Ferse nicht lassen. Ich versuchte also die Ferse wieder aufzuziehen und mit der Nadel wieder eine komplette Reihe aufzunehmen - aber das ist garnicht so einfach. Beim zweiten Versuch wurde die Ferse dann gut und weiter ging's. Nach ca. 11 Stunden hatte ich meine erste Socke vollendet. Ich war stolz wie ein Schnitzel! Da das Wochenende vorbei war begann ich meine zweite Socke auf dem Weg nach Skövde und so brauchte ich mehrere Tage, um sie zu vollenden. Diese wurde aber leider zu kurz. Ich hätte beim Stricken der ersten Socke die Reihen nachzählen sollen, bevor ich mit der Abschlussspitze begonnen habe, denn im Nachhinein war es schwer, nachzuvollziehen, wo diese Stelle sich befand. Und somit passierte es, dass ich zu früh damit begann, Maschen abzunehmen und letztendlich wurde die zweite Socke ein ganzes Stück kürzer als die erste. Da war ich dann ganzschön enttäuscht, denn das konnte ich nicht rückgängig machen. Sie passt trotzdem einigermaßen, aber hätte natürlich lieber zwei gleich große gehabt. Naja. Sind ja auch die ersten Socken, die nächsten werden dann besser - man lernt ja bekanntlich aus Fehlern ;)


Auf folgender Seite könnt ihr mein Making-of bestaunen *g*:

http://picasaweb.google.com/lenschnpost/DasSockenMakingOf#

Donnerstag, 19. November 2009

Vier Tage ohne Tageslicht

Sitze gerade im Zug von Skövde nach Göteborg. Manche von euch fragen sich sicher a: wer oder was ist Skövde und b: was hat sie dort oder bei ihm/ihr gemacht? Skövde ist eine 33119 - Personen Stadt 170 km nordöstlich von Göteborg. Das war Antwort a. Antwort b: ich hatte in Skövde meine "utlokalisering"s-Woche im Fach Chirurgie. Warum wir hier in Göteborg ab und zu "ausgelagert" werden, weiß eigentlich keiner so genau. Aber eigentlich ises ne ganz coole Sache. Weil: man lernt andere schwedische Städte kennen. Fehlanzeige. Habe von der Stadt eigentlich außer meinem Zimmer, dem Bus und dem Krankenhaus garnichts gesehen. Warum, erzähle ich später. Zweiter Grund, warum es ne coole Sache is: man lernt andere Krankenhäuser kennen. Und das trifft in meinem Fall sogar tatsächlich zu. Toll also. Nun aber ganz von Anfang. Am besten hole ich etwas weiter aus, damit ich mich noch ein bisschen profilieren kann:

Am Anfang des Semesters bekamen wir eine Liste ausgehändigt, aus der man die Stadt entnehmen konnte, in welcher man für eine Woche Praktikum ausgelagert werden würde (irgendwie hört sich dieses Wort auslagern doof an, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein. Also einfach weiterhin ignorieren...). Bei mir stand da eben "Skövde, vecka 47". Ich wusste zu diesem Zeitpunkt weder wo das liegt, noch wie man das überhaupt ausspricht. Aber alles erst mal nicht so problematisch, war ja noch Zeit, das herauszufinden. Auf dem Zettel stand außerdem, dass man sich einige Wochen vorher mit dem Krankenhaus telefonisch in Verbindung setzen solle, um die Möglichkeit einer Übernachtungsmöglichkeit zu besprechen. Das war natürlich ein Kommentar, der mich gleich mal in Panik versetzte, den ich aber schnell wieder verdrängte, da ja, wie gesagt, noch lange Zeit. Die Zeit verging allerdings schnell. Ich hatte das Glück, dass Kathi einige Wochen vorher bereits ebenfalls in Skövde war und mir eine eMail-Adresse der zuständigen Sekretärin (oder was auch immer) geben könnte. Das war für mich natürlich gefundenes Fressen, denn wie ihr ja wisst, hasse ich telefonieren, erst recht wenn ich die Leute nicht kenne und noch rechter (wieder ignorieren...), wenn das Ganze auch noch auf Schwedisch stattfinden soll. Also schrieb ich eine eMail ca. zwei Wochen bevor es losgehen sollte. Auf diese eMail bekam ich aber leider keine Antwort. So war es schließlich fünf Tage vorher und ich wusste genau: jetzt komme ich nicht mehr drumrum, ich MUSS anrufen, sonst geht das Ganze noch in die Hose und ich kann dort auf der Straße übernachten. Diesen Gedanken fand ich dann doch sehr abschreckend. Typisch Lena überlegte ich aber erst einmal, ob ich diese für mich äußerst unangenehme Aufgabe nicht doch auf jemand anderen abschieben könne, z.B. auf Åsa oder eine Kommilitonin. Hatte einfach total Panik, am Telefon nichts zu verstehen. Aber nach einigen Überlegungen entschied ich mich dann doch, es selbst zu versuchen. Also rief ich tatsächlich dort an (ehrlich!), mit einem gefühlten Puls von 825947304 und -


- das Gespräch lief voll gut!!! Ich konnte sagen, was ich sagen wollte; ich konnte fragen, was ich fragen wollte und ich verstand was sie sagte. Krasse Sache. Ihr könnt das wahrscheinlich garnicht fassen. Ich auch nicht *fg*. Aber es war so. In diesen fünf Minuten wuchs ich also um mindestens drei Zentimeter.


Am Sonntag war es dann soweit. Ich fuhr mit dem Zug von Göteborg nach Skövde. Und ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich der Tag zu einer Odyssee herausstellen sollte. Meine Reise begann um drei Uhr. In Falköping musste ich umsteigen (okay, unwichtiges Detail...) und kam dann um 16:33 in Skövde an. Nun war ich immerhin schonmal in der Stadt. Die Sekretärin hatte mir mitgeteilt, dass sie eine Unterkunft für mich besorgen würde und ich einfach sonntags den Schlüssel in der Ambulanz des Krankenhauses abholen solle. Alles weitere würde ich dann vor Ort erfahren. Also gut. Fragte also am Bahnhof, mit welchem Bus ich zum Krankenhaus kommen würde und war dann auch relativ schnell dort. In der Ambulanz bekam ich dann von einer Schwester einen Umschlag in die Hand gedrückt mit dem Kommentar, alle Informationen zur Unterkunft, Wegbeschreibung, Schlüssel usw. würde ich darin finden, aber jetzt solle ich erst mal schlafen, damit ich am nächsten Morgen fit sei. Mit diesem Kommentar ließ sie mich auf dem Flug stehen. Okay, dachte ich mir, nette Begrüßung. Also machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Bushaltestelle und öffnete den Umschlag. Darin fand ich: einen Schlüssel, einen Mietvertrag, Verhaltensregel für das Zimmer und eine Stadtkarte in A5-Format mit einem Krankenhauszeichen ganz oben und einem Kreuz ganz unten. Geil. Straße und Hausnummer stand im Briefumschlag. Soweit so gut. Aber: wie komme ich jetzt dahin? Kein Vermerk, welchen Bus ich nehmen solle, nichts. Super. An der Bushaltestelle stand lediglich, welche Busse in welche Richtung fuhren, aber es wurden keine Haltestellen aufgelistet. Zudem wusste ich auch garnicht, welche Haltestelle ich nehmen musste. Zum Glück hatte ich mein Laptop mit mobilem Internet dabei und so konnte ich schauen, welchen Bus ich nehmen musste. Aber in diesem Moment war meine Euphorie erst mal verflogen. Diese Organisation regte mich echt auf. Mein Bus fuhr allerdings erst in einer halben Stunde. Also wartete ich. Eine halbe Stunde später fuhr ich dann erst mal wieder zum Bahnhof, dort musste ich umsteigen. Der nächste Bus sollte aber ebenfalls erst eine halbe Stunde später kommen *uff*. Also wartete ich wieder. Glücklicherweise hieß aber die Haltestelle genauso wie die Straße und von der Endhaltestelle war ich dann auch direkt am Ziel angelangt. Ist irgendwie seltsam, in einer fremden Stadt irgendwo nen Schlüssel abzuholen, irgendwo zu nem Haus zu fahren, dort in den sechsten Stock zu laufen um dann einfach in ne Wohnung zu gehen und sich dort breit zu machen und zu hoffen, dass nicht noch jemand nen Schlüssel hat und irgendwann hereinspaziert kommt. Aber daran gewöhnte ich mich schnell, über die Wohnung kann ich mich echt nicht beschweren. Nur dass diese genau am anderen Ende der Stadt lag als das Krankenhaus und ich mit dem Bus eine halbe Stunde Fahrt einrechnen musste. Somit musste ich jeden Tag relativ früh aufstehen.


Die Woche stellte sich aber als eine der besten Wochen heraus, die ich bisher hier in Göteborg hatte. Es hieß, ich könnte mir frei aussuchen, wo ich meine Tage verbringen möchte, ob auf Stationen, in der Ambulanz oder im OP und so entschied ich mich, in der Ambulanz anzufangen. Dort war ich dann mit zwei Ärzten unterwegs. Wurde gefragt, ob ich eigene Patienten haben wolle, oder mitlaufen wolle und schauen. Und unsicher wie ich bin, antwortete ich natürlich erst mal: "vielleicht heute erst mal mitlaufen und ab morgen eigene Patienten?". So machte ich das dann auch erst mal. Mittags fragte mich Paul dann aber, ob ich einen Patient nehmen möchte und da sagte ich dann ja, ohne darüber nachzudenken. Aber das war auch gut so, denn wenn ich darüber nachgedacht hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht ;) Ich schnappte mir also eine Aufnahmemappe, in der ich sehen konnte, mit welchen Beschwerden der Patient kommt, wichtige bisherige Krankheiten und ob bereits irgendwelche Proben abgenommen wurden (das machen hier nämlich die Schwestern). Dann geht man zuerst mal ins Computerprogramm und schaut, ob die Patienten bereits mal in diesem Krankenhaus gewesen sind und wenn ja warum, was man da so gemacht hat, welche weiteren Krankheiten sie haben und so weiter. Nachdem man sich so ein wenig Hintergrundwissen angeeignet hat, geht man zum Patienten und führt das Anamnesegespräch und dann folgt die Untersuchung. War ganzschön aufgeregt bei meinem ersten Patienten. Aber das Gespräch funktionierte erstaunlich gut. Wenn ich etwas nicht verstand, fragte ich einfach nach, um sicher zu gehen, dass ich nichts falsch verstehe. Und dafür hatten die Patienten eigentlich auch immer Verständnis, sie merkten ja, dass ich keine Schwedin bin ;) Nachdem ich dann mein Gespräch geführt und den Patienten untersucht hatte, versuchte ich meine Ergebnisse nochmal auf nem Zettel zu strukturieren und berichtete dann Paul oder Karolina von meinem Patienten. Diese erwarteten dann auch eine Einschätzung von mir, was ich darüber denke, was der Patient haben könnte und welche weiteren Maßnahmen ich anordnen wolle. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich, dass ich da wirklich selbst aktiv sein soll und selbst denken soll. Das hört sich für euch wahrscheinlich komisch an, aber das ist in der deutschen Ausbildung nicht wirklich vorgesehen. Und das muss man erst mal lernen. Danach hat dann Paul bzw. Karolina auch nochmal einen Blick auf den Patienten geworfen, damit ich auch nichts Wichtiges übersehe und dann wurden weitere Maßnahmen eingeleitet. Danach war es dann meine Aufgabe, alles als Bericht zu diktieren. Dafür brauchte ich erst mal eeewig viel Zeit, aber ich merkte doch mit jedem Patienten, dass ich schneller und auch strukturierer wurde. Am ersten Tag lief das aber alles noch ziemlich chaotisch und so war ich am Ende des Tages doch relativ unzufrieden mit mir. Mir fielen ständig Dinge ein, die ich vergaß zu fragen oder zu untersuchen und ständig bemerkte ich, was ich im Bericht hätte anders diktieren können usw. Aber gleichzeitig kamen mir dann auch einige Ideen, wie ich es besser machen könnte und nahm mir vor, es am nächsten Tag besser zu machen. Und das funktionierte auch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in Skövde so viele Jours wie möglich zu machen. Muss davon nämlich noch vier machen. Aber letztendlich wurde es nur einer. Am Montag Abend hatte ich ab mittags wahnsinnige Kopfschmerzen. Dachte zuerst: ich mache den Jour trotzdem, hört sicher wieder auf, aber um 18 Uhr war es dann so schlimm, dass ich nach Hause gehen musste. Legte mich dann auch um sieben bereits ins Bett. Schlief aber total schlecht. Dienstag waren die Kopfschmerzen dann wieder verschwunden. Der Tag lief gut und machte total Spaß. Also hängte ich auch einen Jour dran und so war ich 13 Stunden im Krankenhaus, ohne dass mich das gestört hat. Als ich dann abends auf dem Weg nach Hause im Bus saß, merkte ich erst, wie erschöpft ich doch war und dass der Tag ganzschön ansträngend war. Aber ich fühlte mich trotzdem gut, denn es hatte Spaß gemacht. Schlief dann aber nur knapp sechs Stunden, was eindeutig zu wenig für mich ist und so war ich am Mittwoch den ganzen Tag über so wahnsinnig müde, dass ich ständig glaubte, gleich einzuschlafen. Vormittags war ich im OP. Leider durfte ich aber nur zuschauen. Zwei laparoskopische Magen-Bypässe bei übergewichtigen Patienten und eine laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung). War interessant, mal sonen Bypass zu sehen, aber beim zweiten langweilte ich mich dann. Und Lap-Gallen habe ich total viele während meiner Famulatur gesehen und auch bei vielen assistiert, war also auch nicht wirklich spannend. Nach dem Mittagessen bin ich dann wieder in die Ambulanz gegangen. Kam aber einfach nicht gegen meine Müdigkeit an, sodass ich mich entschloss, keinen Dienst zu machen. Heute dann der letzte Tag, ich war fit wie ein Turnschuh, auch wenn ich wieder nur sechs Stunden geschlafen habe (muss aber qualitativ besser gewesen sein ;) ) und der Tag war total cool. Hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, hatte einige Patienten und ich glaube, diese Woche hat mir sehr viel gebracht, vor allem in praktischer Hinsicht. Hatte eigentlich durchweg Patienten mit "buskmärtor" (Bauchschmerzen) und hoffte die ganze Zeit, nen Blinddarm oder ne Galle diagnostizieren zu können, was eigentlich total oft vorkommt, aber irgendwie sind fast alle meine Patienten ihre Gallen und Blinddärme bereits früher losgeworden. Schade. Hatte aber einige Tumorpatienten, Steinpatienten, Divertikulose-Patienten usw.

Nun zum Titel des heutigen Beitrages: Ich bin Sonntags erst abends in Skövde angekommen. Momentan ist es bereits um 16 Uhr stockdunkel. Morgens bin ich um 6:42 in den Bus gestiegen (stockdunkel) und abends zwischen 16:30 und 21 Uhr wieder in den Bus zurück. Deshalb habe ich eben festgestellt, dass ich Skövde wirklich keine Minute bei Tageslicht gesehen habe. Hatte auch keine freie Zeit, um mir die Stadt anzuschauen. Außerdem hat es die ganze Zeit geregnet. Schade eigentlich. Trotzdem mein Fazi: tolle und lehrreiche Woche, supernettes Personal und ich denke, dass ich sehr viel aus diesen vier Tagen mitnehmen werde.


Nun habe ich sehr viel geschrieben und schließe deshalb hiermit. Außerdem ist mein Laptop-Akku gleich leer =o]


Liebe Grüße,


Lena =o]

Montag, 9. November 2009

Thyroi, Thyroa, Thyroidea-lala

Ja, die Schilddrüse und deren Veränderung bilden offensichtlich anteilmäßig den Hauptgrund für einen Besuch beim Endokrin-Kirurgen. Zumindest haben wir heute diesen Eindruck bekommen. Nachdem wir heute Morgen zu fünft in der Mottagning (Sprechstundenambulanz) der Endokrinkirurgen ankamen und erst mal gute zwanzig Minuten auf unseren "handledare" warten mussten, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Nach ein wenig Grundlagen-Besprechung und an-uns-gegenseitig-die-Schilddrüse-tasten-beziehungsweise-Erahnen ging dann die Zweiergruppe für den Vormittag in den OP und ich blieb mit Inas und Homa in der Mottagning. Die Idee war, dass jeder von uns sich einem der Patienten annehmen solle, das Gespräch führen und die Untersuchung übernehmen solle. Ja, das war die Idee. Die Realität sah so aus, dass wir uns im Voraus über unsere Patienten informierten, uns fleißig Fragen überlegten, im Gänsemarsch samt Handledare zum Patienten stiefelten, uns vorstellten, eine Einleitungsfrage stellten und kaum hatten wir unsere erste Frage vollendet, wurde uns auch schon die Gesprächsführung durch unsere selbst recht redewütige Ärztin aus der Hand genommen. Das Gespräch lief also so, dass wir nach unserer ersten Frage nur noch blöd dem Patienten gegenüber saßen, während die Ärztin das Gespräch weiterführte und vollendete. Als Sahnehäubchen durften wir dann etwas auf dem Hals der Patienten rumdrücken und die Schilddrüßenvergrößerungen tasten und damit war das Gespräch auch schon beendet. Die Patienten wurden alle zur Biopsieentnahme geschickt. Super. Das ist nicht gerade das, was ich unter learning-by-doing verstehe. Und das an diesem historischen Tag. Aber nun denn. Immerhin oblag uns die Aufgabe - und diese wurde tatsächlich ausschließlich von uns durchgeführt - die "mottagningsanteckning" (das Sprechstundenergebnis) im Melior (hier verwendetes Computerprogramm) zu diktieren. Das ist also so eine Art kleiner Arztbrief, in dem man den Patienten vorstellt, berichtet, warum er kommt, welche Beschwerden er hat, was man bei der Untersuchung festgestellt hat und wie man weiter vorgeht. Habe sowas bisher erst ein Mal in der Orthopädie zusammen mit Inas in meinen ersten drei Wochen hier gemacht. Diesen Zettel, auf dem ich mir genauestens aufgeschrieben hatte, wie ich vorgehe, hatte ich natürlich nicht dabei. *hmpf*. Habe mir dann nochmal schnell sagen lassen, was die einzelnen Punkte sind, über die berichtet werden muss und habe dann angefangen, mir mein Diktat aufzuschreiben. Wie ihr ja wisst, bin ich bei solchen Sachen immer total unsicher und traue mir auch erst mal nix zu. Ist ja nix Neues. Während ich so vor mich hinschrieb, waren die anderen noch bei einem vierten Patienten. Brauche halt leider etwas länger als die anderen, aber die Zeit wollte ich mir nehmen. Denn wenn ich was mache, dann möchte ich es auch ordentlich machen. Deshalb traute ich mich auch nicht gleich, mein Geschriebenes aufs Band zu diktieren, sondern wollte zuerst die Ärztin nochmal kurz drüberschauen lassen, ob das auch in Ordnung sei und ob alles drin enthalten ist, was enthalten sein muss. Aber als ich sie bat, einen Blick darauf zu werfen, meinte sie nur: Ach, diktiere nur, ich bekomme die Diktate, wenn sie geschrieben sind, sowieso wieder alle zurück. Na super. Also habe ich halt drauflosdiktiert und hoffe, dass die arme Sekretärin, die das tippen muss, versteht, was ich so von mir gegeben habe. Und da wir nur zwei Tage in der Endokrino sind, werde ich da auch kein Feedback mehr bekommen, ob das jetzt in Ordnung war oder nicht und das finde ich schade, denn da weiß ich nicht, was ich verbessern könnte. Bei meinen Kommilitoninnen habe ich langsam auch den Eindruck, dass sie etwas genervt sind, wenn ich sie dauernd was frage und teilweise auch mehrmals. Kann ich ja auch verstehn. Ich würde mich wahrscheinlich auch nerven. Muss echt versuchen, mal ein bisschen selbstständiger zu werden und einfach zu probieren.
Mittags haben die Gruppen dann getauscht, wir sind in den OP und die andere Gruppe ging in die Sprechstunde. Dort hatten wir dann das Problem, dass lediglich eine Operation lief - die Entfernung eines Epithelkörperchens (Nebenschilddrüse - sagt man das so?) bei primärem Hyperparathyreoidismus. Dabei wächst eines der vier Epithelkörperchen, was es eigentlich nicht soll und produziert dann zu viel Parathormon, was wiederum zu einem erhöhten Calcium-Serumspiegel, Entmineralisierung der Knochen, Müdigkeit, Depression u.a. führt. Man entfernt dann dieses "kranke" Epithelkörperchen. Eine von uns durfte assistieren, ich war's nicht. Dann hat man bei einer solchen Operation jetzt nicht das größte Operationsfeld. Um dieses kleine Operationsfeld standen dann Operateur, zwei Assistenten und die OP-Schwester. Fazit: Homa und ich sahen fast nichts, obwohl wir auf Hocker standen. War deshalb ziemlich blöd und wir beschlossen nach ner Weile, nach Hause zu gehen. Hätte uns nichts gebracht, ne weitere Stunde dort rumzustehen und nichts zu sehen.
Morgen ist dann den ganzen Tag lang OP angesagt und eigentlich wurde uns versprochen, dass wir alle mal assistieren dürfen. Da bin ich ja mal gespannt. Hab mir eben nochmal bisschen die Anatomie angeschaut, ist immer gut, wenn man auf solche Fragen vorbereitet ist ;)
Jetzt würde ich eigentlich gerne kochen, aber Åsa hält mit einer Küchen-Putz-Aktion die Küche besetzt *grmlz*. Und ich glaube, das geht noch ne Weile... Irgendwie hat sie jetzt ne Woche frei und meint jetzt, Großputz machen zu müssen. Naja, jeder hat nun mal andere Hobbies *grinz*. Ich hab aber am Wochenende die Küche gesaugt! Nicht, dass ihr jetzt denkt, sie macht alles alleine sauber *hihi*.
Sodele, das war's von mir für heute =o]
Vi ses!

Samstag, 7. November 2009

Eins, das kann ich jetzt schon sagen - in die Uro wird's mich nie verschlagen!

Nach einem verständnislosen Kommentar meiner Schwester (Zitat: "Das Bild hab ich nicht verstanden - warum hast du das gewählt?) nun die Erklärung: es gibt dieses Mal keinen Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Bild =o) Habe dieses Bild selbst aufgenommen und es gefällt mir einfach so gut, dass ich euch daran teil haben lassen möchte =)
Wie erwartet riss mich auch die zweite Woche in der Urologie nicht vom Hocker. Zwei Vormittage verbrachte ich in der Zystoskopie. Dort wird Patienten/innen mit unterschiedlichsten urologischen Problemen mit einer Kamera in die Blase geschaut. Meistens relativ unspektakulär, wenn man einfach nur zuschaut und ca. 10 Zystoskopien pro Vormittag sieht. Interessant war allerdings eine alte Patientin mit Miktionsproblemen und Blut im Urin. Bei der Zystoskopie entdeckte die Ärztin, dass die Blase voll war mit seltsam aussehenden weißen Schleiern. Nach einem Blick in die Krankenakte erfuhren wir, dass die Patientin vor drei Wochen gestürzt war und sich eine Schambeinfraktur zugezogen hatte. Dabei musste sie sich anhand der Fraktur auch die Blase verletzt haben, die sich nun schwer entzündet hatte. Arme Frau. Sie wurde für eine Akut-OP angemeldet, um die Blase wieder zu flicken. Montag Nachmittag war dann ziemlich langweilig. Erst mal warteten eine Kommilitonin und ich eine Weile auf unseren Arzt, welchen wir den Nachmittag über begleiten sollten. Nach zehn Minuten fragten wir dann eine Schwester und die meinte: der erste Patient hat abgesagt, der nächste kommt erst in zwanzig Minuten. Ok. Also sind wir in die Kaffeeküche geschlendert und haben einen Kaffee geschlürft. Zwanzig Minuten später trafen wir dann auf den Arzt, erfuhren aber, dass der nächste Patient ein muslimischer Mann mit Erektionsproblemen sei und dieser kein weibliches Personal mit dabei haben wolle. Super. Also standen wir auch die nächste halbe Stunde blöd auf dem Gang rum, ohne irgendetwas zu sehen, geschweige denn zu tun. Später trafen wir dann noch drei Nieren-Tumor-Patienten, diese Gespräche waren sehr interessant. Dienstag hatte ich dann komplett frei *jippijaijäi*. Lernte sogar ein bisschen was zu Hause und spazierte nachmittags ne Weile durch die Stadt. So langsam kommt der Herbst auch in Göteborg an. Ein Regentag und ein einigermaßen-trocken-Tag wechseln sich regelmäßig ab. Muss mir unbedingt wasserdichte Schuhe besorgen. Habe auch schon einige Stunden damit verbracht, in der Stadt nach welchen zu suchen, war aber leider nicht erfolgreich.

Wie dem auch sei, am Donnerstag wurde der Urologiekurs dann endlich mit einem wahnsinnig langweiligen "temadag" abgeschlossen, mit "Seminaren" (eigentlich eher Frontalunterricht in der Kleingruppe) über "Komplikationen bei urologischen Tumorerkrankungen" und "erektile Dysfunktion". Naja, wer weiß, wann man das mal gebrauchen kann ;)


Am Donnerstag Abend waren Kathi, Matthias, Irena, Marcus, Cristina und ich auf einem Konzert von William Fitzsimmons. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich vor einer Woche noch nie etwas von diesem Musiker gehört hatte. Aber: der Abend war einfach super! War ein kleines Konzert, ich schätze nicht mal hundert Gäste, in einem kleinen Saal. William Flitzsimmons mit seiner Gitarre auf einer kleinen Bühne und wir saßen vielleicht vier Meter davon entfernt. Eine Musik, die fast ausschließlich von Sehnsucht, Leid Schmerz und Depression erzählt, aber wunderschön. Dazu das Äußere des Sängers, eine Mischung zwischen Talibananhänger, Obdachlosem und Hippie und dann dieser abgrundtief schwarze Humor voller Selbstironie ;) Auch wenn es euch genauso geht, dass ihr den Namen William Fitzsimmons noch nie gehört habt - falls ihr irgendwann die Gelegenheit haben solltet, auf eines seiner Konzerte zu gehen, dann macht das! Es lohnt sich! Hier ein paar Hörproben (live aber noch viiiel besser!):

http://www.youtube.com/watch?v=PPkYMctYuto&feature=fvw
http://www.youtube.com/watch?v=vCQNYr3nrYs
http://www.youtube.com/watch?v=Nj8VYSp8DUE

Mein Wochenende war bisher leider relativ unproduktiv. Aber Morgen werde ich versuchen, wieder ein bisschen fleißiger zu sein. Möchte ein wenig die Themen für nächste Woche vorbereiten, da ist nämlich Gefäß- und Endokrin-Chirurgie angesagt. Da gibt's auch wieder OP-Tage *jippijäi*.

Liebste Samstags-Grüße,

Lena =o]