Donnerstag, 3. Dezember 2009

Wenn man Schussverletztungen sehen will, muss man nach Suedafrika gehen? Von wegen!

Ja, ihr habt richtig gelesen. Am Dienstag Nachmittag + Abend hatte ich Jour in der chirurgischen Notaufnahme hier im Östra Sjukhuset. Zuerst hatte ich ein paar recht unspezifische Patienten mit sehr unspezifischen Symtomen, bei denen es mir sehr schwer fiel, zu entscheiden, was es sein könnte und was ich gerne mit ihnen machen wuerde. Was macht man mit Patienten, die seit einigen Tagen Bauchschmerzen haben, jetzt aber nicht sehr krank erscheinen und die Laborwerte alle ganz normal aussehen? Von dieser Sorte Patienten hatte ich eben einige. Alle hatten unauffällige Laborwerte, aber trotzdem irgendwelche Beschwerden. Nen Blinddarm oder ne Galle durfte ich bisher immer noch nicht diagnostizieren. Der einzige eventuell - Blinddarm, aber eher unwahrscheinlich, wurde in die Gyn geturft. Das machen die Chirurgen gerne. Wenn se nich wissen, was es is, einfach in die Gyn schicken, sollen die rausfinden, was der Patientin fehlt. Spektakulär wurde der Dienst dann aber, als es plötzlich hiess: "Schussverletzung im Untersuchungsraum 7". Ich dachte zuerst: das hasde bestimmt falsch verstanden. Gibt sicher Wörter, die ähnlich klingen wie "skottskador", aber als ich der Ärztin in den UR 7 folgte, lag da tatsächlich ein Mann auf der Liege in Bauchlage mit mehreren Schusslöchern in den Beinen. Krasse Sache, dachte ich mir. Der Mann schien aber relativ fit zu sein und die Ärztin versuchte herauszufinden, wie das denn passiert sei. Die Geschichte, die wir zu hören bekamen, erschien uns jedoch sehr dubios: Der Mann behauptete, er habe sich mit seiner eigenen Waffe aus Versehen selbst angeschossen, mehrere Male. Bei der Untersuchung zeite sich dann: am linken Bein Streifschuss an der Innenseite des Oberschenkels und dann am Unterschenkel innen zwei Löcher, vermutlich Ein- und Ausschussloch. Auf der anderen Seite allerdings fand sich ein Loch einige Zentimeter oberhalb der Fussknöchel in der Wade, aber kein weiteres Loch. Wir untersuchten dann die peripheren Pulse an den Fuessen, diese waren alle tastbar. Sensibilität und Motorik schienen auch weitgehend normal. Allerdings war die rechte Wade etwas geschwollen und da die Ärztin Angst vor einem Compartment-Syndrom hatte und auch nicht wirklich wusste, was sie mit dem Patienten nun machen sollte (kommt ja schliesslich nicht jeden Tag vor), rief sie den Orthopädendienst im Mölndalkrankenhaus an. Dieser meinte dann, wir sollten die Beine röntgen und den Patienten dann rueberschicken bzw. -fahren. Also wurde ein Röntgen gemacht und es zeigte sich, dass im rechten Bein, an dem nur ein Loch distal im Bein gefunden wurde, eine Kugel an der Innenseite des Knies steckte. Selbst angeschossen? Finde den Fehler. Der Mann wollte sich dazu auch nicht weiter äussern. Nachdem Pulse, Motorik und Sensorik abermals ueberprueft worden waren, wurder der Patient dann zu den Orthopäden geturft. Son Mist. Wäre am liebsten mitgefahren, aber das ging leider nicht. Dabei hätte mich wirklich interessiert, wie weiter vorgegangen wurde. Aber das werde ich wohl nicht mehr erfahren.
Der Abend enthielt aber noch ein kleines Highlight: ich durfte bei einem Patienten eine Magensonde legen. Habe das zuvor zwar erklärt bekommen, aber nie gesehen, da war ich sehr froh, dass die Schwester es noch ein weiteres Mal erklärte und mir helfend zur Seite stand. Der demente Patient machte es uns leider etwas schwer, da er versuchte, die Sonde wieder herauszuziehen, aber seine Frau schaffte es, ihn davon zu ueberzeugen, die Sonde drin zu lassen. War aber wirklich cool, das mal selbst gemacht zu haben, denn in Deutschland werde ich das später öfter mal machen muessen, hier in Schweden machen das ja die Schwestern. So fuhr ich dann zufrieden gegen halb zehn nach Hause. Nächste Woche habe ich nochmal zwei Dienste, Dienstag (wie passend) und Samstag. Hoffe, die werden genauso spannend =)

Die restlichen Tage hier in der GI-Chirurgie waren relativ entspannt. Wir waren ein wenig in der Sprechstunde, fuehrten Patientengespräche, untersuchten und diktierten, aber insgesamt war eher wenig los, weil viele eigentlich angemeldeten Patienten einfach nicht kamen. Heute hatten wir ein wenig praktische Unterweisung zu Magensonde, Rektoskopie, Proktoskopie, Pleurapunktion und Laparozentese (das Entfernen freier Fluessigkeit aus der Bauchhöhle). Nun ist mal wieder Freistunde angesagt bis ein Uhr, dann haben wir Seminar mit Fallbesprechungen.

Am Montag habe ich mich mit Laura zum Klavierspielen getroffen. Und das hat soooo so viel Spass gemacht! Sie hatte im Voraus zwei Stuecke ausgedruckt und das hat recht schnell recht gut geklappt. Werden das hoffentlich sehr bald wiederholen. Jetzt, nachdem ich wieder ein mal gespielt habe, merke ich erst, wie sehr ich es vermisse. Gestern war ich im Lidl einkaufen und was fand ich dort? Zweibändige Notensammlungen mit bekannten Stuecken vieler unterschiedlicher Komponisten, von Haydn, Bach und Mozart ueber Beethoven, Debussy, Brahms und Schubert bis hin zu Joplin und vielen, vielen mehr. Ich konnte nicht anders, ich kaufte diese zwei Buecher und habe dann abends gleich mit Laura gesprochen. Sie geht fuer einige Tage nach Stockholm und da kann ich den Klavierschluessel ausleihen und am Wochenende ein wenig klimpern. Freue mich schon!

Montag, 30. November 2009

Inte mycket att göra

Wir haben gerade 12:40 und ich habe Zeit, einen Blogeintrag zu schreiben. Ihr denkt euch sicher: wieso hat das Lenschn an nem Montag Mittag Zeit fuer sowas? Hat die nichts Besseres zu tun? Und damit habt ihr mal total Recht! Ich habe gerade wirklich nichts Besseres zu tun. Heute hat meine zweite Woche in der Gastrointestinalchirurgie begonnen und ich muss sagen, dieser Kurs ist im Vergleich zu den vorherigen richtig entspannt. Die erste Woche begann letzten Montag mit einem OP-Tag. Wir waren zu dritt und wurden von einer Ärztin auf drei verschiedene OPs verteilt. Die anderen zwei durften sich gleich steril waschen zum Assistieren, bei mir hiess es: du kannst hier zuschauen. Na toll. Euphorie gleich mal wieder auf null gesunken. Auf dem Programm stand eine Adenom-Entfernung aus dem Enddarm eines Patienten. Das Ganze endoskopisch. Probleme mit der Technik fuehrten dazu, dass die Schwester es erst mal lange nich hinbekam, den Bildschirm zum Laufen zu kriegen und so sah ich erst mal nichts, während die "OP" schon voll am Laufen war. Als dann irgendwann ein Technikexperte dazukam und das Ding zum Laufen brachte, war das Spektakel auch schon fast wieder vorbei, das Adenom entfernt und die Schwester begann, die Apparaturen auseinander zu bauen. Dann plötzlich ueberlegte sich der Operateur, ob man die Wunde nicht vielleicht doch nähen sollte, da sich die Wand nun sehr duenn anfuehle. Die Begeisterung war der Schwester geradezu aufs Gesicht geschrieben, da die ganzen Geräte mittlerweile nicht mehr steril waren. Ausserdem konnte sich der Operateur nicht entscheiden, was er nun machen wollte. Also liess er einen Oberarzt anrufen, um die Sache von ihm entscheiden zu lassen. Dieser brauchte mal wieder ne ganze Weile, bis er im OP aufkreuzte, untersuchte dann und war auch der Meinung, das solle genäht werden. Also musste die "Springer-Schwester" erst mal ein neues Instrumenteset besorgen, das Ganze wieder auspacken und zusammen stecken und dann konnte der Oberarzt die Wunde nähen. War aber ziemlich unspannend, wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt. Mittlerweile war aber relativ viel Zeit vergangen, es war bereits halb zwölf. Die nächste anstehende OP versprach allerdings spannend zu werden: Entfernung des Rektums plus Sigmoideums bei einem Tumorpatienten. Allerdings sollten wir uns um zwei Uhr wieder mit unserem Handledare treffen und diese OP wuerde keinesfalls vor ein Uhr beginnen. Trotzdem wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, noch etwas Interessantes zu sehen an diesem Tag und dachte: besser eine Stunde als keine Stunde. Durfte mich zu meiner grossen Freude auch steril waschen, obwohl ich sagte, dass ich bereits um zwei Uhr wieder gehen muesse. Der Tag war gerettet. Und die Operation wurde tatsächlich sehr spannend! Der Bauch wurde mit einem Schnitt von Nabel bis Schambein eröffnet, der Darm in seiner (fast) ganzen Pracht mobilisiert, Harnleiter und Gefässe identifiziert, Colon descendens in der Mitte durchtrennt, Sigmoideum und Rektum entfernt, das neue Ende des Colon descendens mit dem Anus wieder verbunden und ein zusätzliches Ileostoma angelegt, damit die Wunde besser verheilen kann. Durfte zwar insgesamt nich viel machen, aber ich hatte eine optimale Sicht, durfte immer mal wieder hier und da tasten und fuehlen und wurde ganz viele Anatomie-Fragen gefragt, die ich zu meiner eigenen Ueberraschung zum grössten Teil sogar beantworten konnte. Der Operateur meinte sogar einmal erstaunt: "Wow, auf diese Frage hab ich noch von keinem schwedischen Studenten die Antwort erhalten. Von denen weiss keiner, dass diese Vene hier in die Milzvene drainiert. Wir sollten die schwedischen Studenten echt mal nach Deutschland schicken." Da war ich ganz stolz =o) Toll war's! Achso, ich habe dann nach ner halben Stunde OP die Springer-Schwester gebeten, meinen Handledare anzurufen und zu fragen, ob ich länger bleiben darf, da die OP so spannend sei. Ich wusste, dass in der Besprechung, zu der ich eigentlich sollte, nichts Wichtiges passieren wuerde. Und ich durfte länger bleiben, mit der Bedingung, am nächsten Tag von der OP zu berichten. Kalaro =)
Um viertel vor fuenf bin ich dann aber doch nach Hause gegangen, die OP war noch nicht ganz, aber fast fertig.

Der Dienstag begann dann erst mal mit "självstudium" (Selbststudium), wobei das eigentliche Vorhaben "Frueh aufstehen und lernen" in Ausschlafen umgetauscht wurde. Das Wochenende lag ja schliesslich schon lange zurueck ;) Um ein Uhr ging ich dann zum Seminar, in welchem wir von unseren OPs bzw. Sprechstunde-Patienten (der andere Teil der Gruppe) berichteten und ueber ein paar Themen quatschten und dann ging es um drei Uhr auch schon wieder nach Hause. so koennte es immer laufen, dachte ich mir. Mittwochs war ich dann fuer einen Tag in der "bröst-mottagning" (Brust-Sprechstunde). Dort sahen wir einige Patienten/innen mit Knoten in der Brust, fuehrten aber selbstständig keine Gespräche. Dafuer durften dann alle bei jedem Patienten auch mal tasten, nachdem der Arzt fertig war (arme Patienten *g*). Mittags sahen wir dann eine Mammografie und dann gingen wir in den OP. Durfte mich steril waschen *yay*, um dann wie ein schmueckendes Anhängsel die ganze Zeit steril neben dran zu stehen und NICHTS zu tun, aber auch garnichts. Ich habe drei Sekunde einen Haken gehalten, das war's. Und dann war's noch nicht mal eine Brust-Patientin, sondern eine Achsel-Ausräumung nach Melanom-Entfernung. Immerhin durfte ich am Ende noch ein bisschen intrakutan nähen. Das war toll. Gute Uebung fuer die praktische Pruefung, bei der das auch dran kommen kann.

Am Donnerstag hatten wir den ganzen Tag (zum grössten Tag ziemlich unnötige) Seminare bei einem wahnsinnig unsympathischen Arzt, der so schnell gesprochen hat, dass ich (und sogar die meisten der Schweden!) oft nicht verstanden habe, was er da verzapfte. Bei einem Patientenfall ratterte er in einem riesen Tempo die Laborwerte runter und fragte mich dann, was ich davon halte. Ich sagte ihm, dass mir das zu schnell ging, ob er das bitte noch einmal wiederholen könne (und es ist bei meinem Akzent nicht zu ueberhören, dass ich keine Schwedin bin) und da ratterte er das Ganze in einem noch grösseren Tempo runter. So ein Depp. Naja. Immerhin waren wir auch wieder relativ frueh fertig, das einzig Positive an diesem Tag.

Heute begann dann die zweite GI-Chirurgie-Woche in der Sprechstundenambulanz. Ich kam um neun, erfuhr dann, dass es eigentlich bereits um halb neun los gegangen wäre, es stuende falsch auf dem Zettel. Aber ich hätte nichts verpasst, da die ersten zwei Patienten eh nich aufgetaucht seien. Ein weiterer Patient sagte ebenfalls eb und so warteten wir mal wieder. Wie immer. Bei dem ersten Patienten (Gallensteine, Fragestellung OP) uebernahm Homa das Gespraech + Diktat und beim zweiten Patienten (Inkontinenzprobleme nach Darmoperation) ich. Um elf Uhr waren wir fertig und nun Pause bis zwei Uhr. Wir sollen fuer Morgen die Themen vorbereiten, die uns bei unseren Patienten heute begegnet sind, das habe ich nun bereits gemacht. Ausserdem habe ich morgen Vormittag wieder självstudium, da habe ich dann auch noch etwas Zeit fuer die Vorbereitung. Um zwei Uhr haben wir dann Seminar, mal schauen, vielleicht sind wir ja etwas frueher fertig als vier Uhr ;)

Freue mich schon tierisch auf heute Nachmittag, denn: ich werde mich mit Laura (habe ich im Volleyball kennengelernt, kommt auch aus Freiburg, studiert Psychologie, spielt Klavier, hat Zugang zu einem Klavier im Wohnheim!) treffen zum vierhändig Klavierspielen *jippijaijäi*. Haben gestern bereits Noten rausgesucht und werden das später mal ausprobieren. Jippi, ich freue mich, hoffe, dass meine Finger nach ueber drei Monate Nichtspielen nicht total eingerostet sind...

Heute Abend dann Volleyball. Habe uebrigens ein sehr sportliches Wochenende hinter mir: Techniktraining am Samstag, gestern Abend Training und heute dann wieder.


Hoffe, ihr hattet alle einen schönen ersten Advent (ich selbst hab's ueberhaupt nicht mitgekriegt) und einen guten Start in die neue Woche!?


Gruesse, Lena =o]

Sonntag, 29. November 2009

Mission: Socke

Nun muss ich euch doch endlich mal, wenn auch etwas verspätet, von meiner legendären Socken-Mission berichten. Vor einigen Wochen saß ich freitagsmorgens gelangweilt in der Vorlesung. Und was macht man, wenn einem in der Vorlesung langweilig ist? Man beobachtet Kommilitonen. Dabei entdeckte ich in der Reihe vor mir eine Studentin, die offenbar genauso gelangweilt war wie ich. Sie strickte. Und zwar nicht einfach mit zwei Nadeln, nein, sie strickte eine Socke. Ich muss zugeben: das ist etwas, was mich schon sehr lange fasziniert. Mit zwei Nadeln Stricken oder auch Häkeln habe ich vor vielen Jahren von meinen Omas beigebracht bekommen. Aber wie das mit fünf Nadeln gleichzeitig funktionieren soll, konnte ich mir nie so richtig vorstellen. In dieser Vorlesungsstunde allerdings packte mich plötzlich der Ehrgeiz: ich will das auch können - dachte ich mir und so schlenderte ich auf dem Weg nach Hause in einem Handarbeitsgeschäft vorbei und besorgte mir Wolle und Nadeln, auch wenn ich noch garkeine Ahnung davon hatte, wie ich das anstellen sollte. Der Wille war da und ich war überzeugt davon, das ausprobieren zu wollen. Zu Hause angekommen begab ich mich dann im Internet auf die Suche nach einer brauchbaren Strickanleitung. Auch wenn mein Freund google gleich zahlreiche Vorschläge brachte, dauerte es doch eine ganze Weile, bis ich eine Seite gefunden hatte, welche Sockenstricken für relative Anfänger verständlich erklärte. Aber dann legte ich los. Daran, wie man Maschen auf die Nadeln aufnimmt, konnte ich mich noch erinnern und auch an die zwei verschiedenen Maschentypen. Also konnte ja eigentlich garnichts schiefgehen. So schaute ich in der Tabelle nach, wieviele Maschen ich für meine gewünschte Größe brauchte und begann mit dem Maschen aufnehmen. Als sich dann auf allen Nadeln die gleiche Anzahl an Maschen befand, stellte sich die Frage: wie nun die Runde schließen? Auf diese Frage bot meine Seite keine Antwort. Also ging die Suche von vorne los. Irgendwann fand ich dann die Antwort: man muss auf der ersten Nadel eine Masche mehr und auf der letzten eine weniger aufnehmen und dann mit der letzten Nadel die erste Masche auf der ersten Nadel abstricken. Alles klar. Super. Nun konnte es also losgehen. Das klappte auch ganz gut und ich fand großen Spaß daran. Bis zum nächsten Mittag (nein, ich habe nicht die Nacht durchgestrickt) hatte ich fast den kompletten Sockenschaft fertig, um dann irgendwann einzusehen, dass diese Socke viel zu groß werden würde. Ich hatte viel zu viele Maschen. Die Tabelle, deren Werte ich übernommen hatte, war für viel dünnere spezielle Sockenwolle bestimmt und da ich dickere Wolle hatte brauchte ich entsprechend auch weniger Maschen. Ich brauchte relativ lange, um mich dazu zu entscheiden, das Ganze wieder aufzuziehen, da man doch die gemachte Arbeit nicht einfach so wieder kaputt machen möchte. Aber es hatte genauso wenig Sinn, die Socke fertig zu stricken, um sie später nicht tragen zu können, da zu groß. Also wieder alles aufgezogen und von vorne begonnen. Diesmal mit weniger Maschen. Diese Größe schien nun perfekt und ich strickte mit neuer Motivation fleißig drauf los. Die nächste Herausforderung war dann die Ferse. Wie es theoretisch funktionieren sollte hatte ich gelesen, aber die Praxis sah dann doch weniger einfach aus. Ich musste mich echt konzentrieren, um zu wissen, bei welcher Nadel ich gerade war, wo ich Maschen aufnehmen oder still legen musste und so weiter. So unterliefen mir dann auch einige Fehler und ich merkte bald: so will ich die Ferse nicht lassen. Ich versuchte also die Ferse wieder aufzuziehen und mit der Nadel wieder eine komplette Reihe aufzunehmen - aber das ist garnicht so einfach. Beim zweiten Versuch wurde die Ferse dann gut und weiter ging's. Nach ca. 11 Stunden hatte ich meine erste Socke vollendet. Ich war stolz wie ein Schnitzel! Da das Wochenende vorbei war begann ich meine zweite Socke auf dem Weg nach Skövde und so brauchte ich mehrere Tage, um sie zu vollenden. Diese wurde aber leider zu kurz. Ich hätte beim Stricken der ersten Socke die Reihen nachzählen sollen, bevor ich mit der Abschlussspitze begonnen habe, denn im Nachhinein war es schwer, nachzuvollziehen, wo diese Stelle sich befand. Und somit passierte es, dass ich zu früh damit begann, Maschen abzunehmen und letztendlich wurde die zweite Socke ein ganzes Stück kürzer als die erste. Da war ich dann ganzschön enttäuscht, denn das konnte ich nicht rückgängig machen. Sie passt trotzdem einigermaßen, aber hätte natürlich lieber zwei gleich große gehabt. Naja. Sind ja auch die ersten Socken, die nächsten werden dann besser - man lernt ja bekanntlich aus Fehlern ;)


Auf folgender Seite könnt ihr mein Making-of bestaunen *g*:

http://picasaweb.google.com/lenschnpost/DasSockenMakingOf#

Donnerstag, 19. November 2009

Vier Tage ohne Tageslicht

Sitze gerade im Zug von Skövde nach Göteborg. Manche von euch fragen sich sicher a: wer oder was ist Skövde und b: was hat sie dort oder bei ihm/ihr gemacht? Skövde ist eine 33119 - Personen Stadt 170 km nordöstlich von Göteborg. Das war Antwort a. Antwort b: ich hatte in Skövde meine "utlokalisering"s-Woche im Fach Chirurgie. Warum wir hier in Göteborg ab und zu "ausgelagert" werden, weiß eigentlich keiner so genau. Aber eigentlich ises ne ganz coole Sache. Weil: man lernt andere schwedische Städte kennen. Fehlanzeige. Habe von der Stadt eigentlich außer meinem Zimmer, dem Bus und dem Krankenhaus garnichts gesehen. Warum, erzähle ich später. Zweiter Grund, warum es ne coole Sache is: man lernt andere Krankenhäuser kennen. Und das trifft in meinem Fall sogar tatsächlich zu. Toll also. Nun aber ganz von Anfang. Am besten hole ich etwas weiter aus, damit ich mich noch ein bisschen profilieren kann:

Am Anfang des Semesters bekamen wir eine Liste ausgehändigt, aus der man die Stadt entnehmen konnte, in welcher man für eine Woche Praktikum ausgelagert werden würde (irgendwie hört sich dieses Wort auslagern doof an, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein. Also einfach weiterhin ignorieren...). Bei mir stand da eben "Skövde, vecka 47". Ich wusste zu diesem Zeitpunkt weder wo das liegt, noch wie man das überhaupt ausspricht. Aber alles erst mal nicht so problematisch, war ja noch Zeit, das herauszufinden. Auf dem Zettel stand außerdem, dass man sich einige Wochen vorher mit dem Krankenhaus telefonisch in Verbindung setzen solle, um die Möglichkeit einer Übernachtungsmöglichkeit zu besprechen. Das war natürlich ein Kommentar, der mich gleich mal in Panik versetzte, den ich aber schnell wieder verdrängte, da ja, wie gesagt, noch lange Zeit. Die Zeit verging allerdings schnell. Ich hatte das Glück, dass Kathi einige Wochen vorher bereits ebenfalls in Skövde war und mir eine eMail-Adresse der zuständigen Sekretärin (oder was auch immer) geben könnte. Das war für mich natürlich gefundenes Fressen, denn wie ihr ja wisst, hasse ich telefonieren, erst recht wenn ich die Leute nicht kenne und noch rechter (wieder ignorieren...), wenn das Ganze auch noch auf Schwedisch stattfinden soll. Also schrieb ich eine eMail ca. zwei Wochen bevor es losgehen sollte. Auf diese eMail bekam ich aber leider keine Antwort. So war es schließlich fünf Tage vorher und ich wusste genau: jetzt komme ich nicht mehr drumrum, ich MUSS anrufen, sonst geht das Ganze noch in die Hose und ich kann dort auf der Straße übernachten. Diesen Gedanken fand ich dann doch sehr abschreckend. Typisch Lena überlegte ich aber erst einmal, ob ich diese für mich äußerst unangenehme Aufgabe nicht doch auf jemand anderen abschieben könne, z.B. auf Åsa oder eine Kommilitonin. Hatte einfach total Panik, am Telefon nichts zu verstehen. Aber nach einigen Überlegungen entschied ich mich dann doch, es selbst zu versuchen. Also rief ich tatsächlich dort an (ehrlich!), mit einem gefühlten Puls von 825947304 und -


- das Gespräch lief voll gut!!! Ich konnte sagen, was ich sagen wollte; ich konnte fragen, was ich fragen wollte und ich verstand was sie sagte. Krasse Sache. Ihr könnt das wahrscheinlich garnicht fassen. Ich auch nicht *fg*. Aber es war so. In diesen fünf Minuten wuchs ich also um mindestens drei Zentimeter.


Am Sonntag war es dann soweit. Ich fuhr mit dem Zug von Göteborg nach Skövde. Und ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich der Tag zu einer Odyssee herausstellen sollte. Meine Reise begann um drei Uhr. In Falköping musste ich umsteigen (okay, unwichtiges Detail...) und kam dann um 16:33 in Skövde an. Nun war ich immerhin schonmal in der Stadt. Die Sekretärin hatte mir mitgeteilt, dass sie eine Unterkunft für mich besorgen würde und ich einfach sonntags den Schlüssel in der Ambulanz des Krankenhauses abholen solle. Alles weitere würde ich dann vor Ort erfahren. Also gut. Fragte also am Bahnhof, mit welchem Bus ich zum Krankenhaus kommen würde und war dann auch relativ schnell dort. In der Ambulanz bekam ich dann von einer Schwester einen Umschlag in die Hand gedrückt mit dem Kommentar, alle Informationen zur Unterkunft, Wegbeschreibung, Schlüssel usw. würde ich darin finden, aber jetzt solle ich erst mal schlafen, damit ich am nächsten Morgen fit sei. Mit diesem Kommentar ließ sie mich auf dem Flug stehen. Okay, dachte ich mir, nette Begrüßung. Also machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Bushaltestelle und öffnete den Umschlag. Darin fand ich: einen Schlüssel, einen Mietvertrag, Verhaltensregel für das Zimmer und eine Stadtkarte in A5-Format mit einem Krankenhauszeichen ganz oben und einem Kreuz ganz unten. Geil. Straße und Hausnummer stand im Briefumschlag. Soweit so gut. Aber: wie komme ich jetzt dahin? Kein Vermerk, welchen Bus ich nehmen solle, nichts. Super. An der Bushaltestelle stand lediglich, welche Busse in welche Richtung fuhren, aber es wurden keine Haltestellen aufgelistet. Zudem wusste ich auch garnicht, welche Haltestelle ich nehmen musste. Zum Glück hatte ich mein Laptop mit mobilem Internet dabei und so konnte ich schauen, welchen Bus ich nehmen musste. Aber in diesem Moment war meine Euphorie erst mal verflogen. Diese Organisation regte mich echt auf. Mein Bus fuhr allerdings erst in einer halben Stunde. Also wartete ich. Eine halbe Stunde später fuhr ich dann erst mal wieder zum Bahnhof, dort musste ich umsteigen. Der nächste Bus sollte aber ebenfalls erst eine halbe Stunde später kommen *uff*. Also wartete ich wieder. Glücklicherweise hieß aber die Haltestelle genauso wie die Straße und von der Endhaltestelle war ich dann auch direkt am Ziel angelangt. Ist irgendwie seltsam, in einer fremden Stadt irgendwo nen Schlüssel abzuholen, irgendwo zu nem Haus zu fahren, dort in den sechsten Stock zu laufen um dann einfach in ne Wohnung zu gehen und sich dort breit zu machen und zu hoffen, dass nicht noch jemand nen Schlüssel hat und irgendwann hereinspaziert kommt. Aber daran gewöhnte ich mich schnell, über die Wohnung kann ich mich echt nicht beschweren. Nur dass diese genau am anderen Ende der Stadt lag als das Krankenhaus und ich mit dem Bus eine halbe Stunde Fahrt einrechnen musste. Somit musste ich jeden Tag relativ früh aufstehen.


Die Woche stellte sich aber als eine der besten Wochen heraus, die ich bisher hier in Göteborg hatte. Es hieß, ich könnte mir frei aussuchen, wo ich meine Tage verbringen möchte, ob auf Stationen, in der Ambulanz oder im OP und so entschied ich mich, in der Ambulanz anzufangen. Dort war ich dann mit zwei Ärzten unterwegs. Wurde gefragt, ob ich eigene Patienten haben wolle, oder mitlaufen wolle und schauen. Und unsicher wie ich bin, antwortete ich natürlich erst mal: "vielleicht heute erst mal mitlaufen und ab morgen eigene Patienten?". So machte ich das dann auch erst mal. Mittags fragte mich Paul dann aber, ob ich einen Patient nehmen möchte und da sagte ich dann ja, ohne darüber nachzudenken. Aber das war auch gut so, denn wenn ich darüber nachgedacht hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht ;) Ich schnappte mir also eine Aufnahmemappe, in der ich sehen konnte, mit welchen Beschwerden der Patient kommt, wichtige bisherige Krankheiten und ob bereits irgendwelche Proben abgenommen wurden (das machen hier nämlich die Schwestern). Dann geht man zuerst mal ins Computerprogramm und schaut, ob die Patienten bereits mal in diesem Krankenhaus gewesen sind und wenn ja warum, was man da so gemacht hat, welche weiteren Krankheiten sie haben und so weiter. Nachdem man sich so ein wenig Hintergrundwissen angeeignet hat, geht man zum Patienten und führt das Anamnesegespräch und dann folgt die Untersuchung. War ganzschön aufgeregt bei meinem ersten Patienten. Aber das Gespräch funktionierte erstaunlich gut. Wenn ich etwas nicht verstand, fragte ich einfach nach, um sicher zu gehen, dass ich nichts falsch verstehe. Und dafür hatten die Patienten eigentlich auch immer Verständnis, sie merkten ja, dass ich keine Schwedin bin ;) Nachdem ich dann mein Gespräch geführt und den Patienten untersucht hatte, versuchte ich meine Ergebnisse nochmal auf nem Zettel zu strukturieren und berichtete dann Paul oder Karolina von meinem Patienten. Diese erwarteten dann auch eine Einschätzung von mir, was ich darüber denke, was der Patient haben könnte und welche weiteren Maßnahmen ich anordnen wolle. Das ist eine ganz neue Erfahrung für mich, dass ich da wirklich selbst aktiv sein soll und selbst denken soll. Das hört sich für euch wahrscheinlich komisch an, aber das ist in der deutschen Ausbildung nicht wirklich vorgesehen. Und das muss man erst mal lernen. Danach hat dann Paul bzw. Karolina auch nochmal einen Blick auf den Patienten geworfen, damit ich auch nichts Wichtiges übersehe und dann wurden weitere Maßnahmen eingeleitet. Danach war es dann meine Aufgabe, alles als Bericht zu diktieren. Dafür brauchte ich erst mal eeewig viel Zeit, aber ich merkte doch mit jedem Patienten, dass ich schneller und auch strukturierer wurde. Am ersten Tag lief das aber alles noch ziemlich chaotisch und so war ich am Ende des Tages doch relativ unzufrieden mit mir. Mir fielen ständig Dinge ein, die ich vergaß zu fragen oder zu untersuchen und ständig bemerkte ich, was ich im Bericht hätte anders diktieren können usw. Aber gleichzeitig kamen mir dann auch einige Ideen, wie ich es besser machen könnte und nahm mir vor, es am nächsten Tag besser zu machen. Und das funktionierte auch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in Skövde so viele Jours wie möglich zu machen. Muss davon nämlich noch vier machen. Aber letztendlich wurde es nur einer. Am Montag Abend hatte ich ab mittags wahnsinnige Kopfschmerzen. Dachte zuerst: ich mache den Jour trotzdem, hört sicher wieder auf, aber um 18 Uhr war es dann so schlimm, dass ich nach Hause gehen musste. Legte mich dann auch um sieben bereits ins Bett. Schlief aber total schlecht. Dienstag waren die Kopfschmerzen dann wieder verschwunden. Der Tag lief gut und machte total Spaß. Also hängte ich auch einen Jour dran und so war ich 13 Stunden im Krankenhaus, ohne dass mich das gestört hat. Als ich dann abends auf dem Weg nach Hause im Bus saß, merkte ich erst, wie erschöpft ich doch war und dass der Tag ganzschön ansträngend war. Aber ich fühlte mich trotzdem gut, denn es hatte Spaß gemacht. Schlief dann aber nur knapp sechs Stunden, was eindeutig zu wenig für mich ist und so war ich am Mittwoch den ganzen Tag über so wahnsinnig müde, dass ich ständig glaubte, gleich einzuschlafen. Vormittags war ich im OP. Leider durfte ich aber nur zuschauen. Zwei laparoskopische Magen-Bypässe bei übergewichtigen Patienten und eine laparoskopische Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung). War interessant, mal sonen Bypass zu sehen, aber beim zweiten langweilte ich mich dann. Und Lap-Gallen habe ich total viele während meiner Famulatur gesehen und auch bei vielen assistiert, war also auch nicht wirklich spannend. Nach dem Mittagessen bin ich dann wieder in die Ambulanz gegangen. Kam aber einfach nicht gegen meine Müdigkeit an, sodass ich mich entschloss, keinen Dienst zu machen. Heute dann der letzte Tag, ich war fit wie ein Turnschuh, auch wenn ich wieder nur sechs Stunden geschlafen habe (muss aber qualitativ besser gewesen sein ;) ) und der Tag war total cool. Hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, hatte einige Patienten und ich glaube, diese Woche hat mir sehr viel gebracht, vor allem in praktischer Hinsicht. Hatte eigentlich durchweg Patienten mit "buskmärtor" (Bauchschmerzen) und hoffte die ganze Zeit, nen Blinddarm oder ne Galle diagnostizieren zu können, was eigentlich total oft vorkommt, aber irgendwie sind fast alle meine Patienten ihre Gallen und Blinddärme bereits früher losgeworden. Schade. Hatte aber einige Tumorpatienten, Steinpatienten, Divertikulose-Patienten usw.

Nun zum Titel des heutigen Beitrages: Ich bin Sonntags erst abends in Skövde angekommen. Momentan ist es bereits um 16 Uhr stockdunkel. Morgens bin ich um 6:42 in den Bus gestiegen (stockdunkel) und abends zwischen 16:30 und 21 Uhr wieder in den Bus zurück. Deshalb habe ich eben festgestellt, dass ich Skövde wirklich keine Minute bei Tageslicht gesehen habe. Hatte auch keine freie Zeit, um mir die Stadt anzuschauen. Außerdem hat es die ganze Zeit geregnet. Schade eigentlich. Trotzdem mein Fazi: tolle und lehrreiche Woche, supernettes Personal und ich denke, dass ich sehr viel aus diesen vier Tagen mitnehmen werde.


Nun habe ich sehr viel geschrieben und schließe deshalb hiermit. Außerdem ist mein Laptop-Akku gleich leer =o]


Liebe Grüße,


Lena =o]

Montag, 9. November 2009

Thyroi, Thyroa, Thyroidea-lala

Ja, die Schilddrüse und deren Veränderung bilden offensichtlich anteilmäßig den Hauptgrund für einen Besuch beim Endokrin-Kirurgen. Zumindest haben wir heute diesen Eindruck bekommen. Nachdem wir heute Morgen zu fünft in der Mottagning (Sprechstundenambulanz) der Endokrinkirurgen ankamen und erst mal gute zwanzig Minuten auf unseren "handledare" warten mussten, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Nach ein wenig Grundlagen-Besprechung und an-uns-gegenseitig-die-Schilddrüse-tasten-beziehungsweise-Erahnen ging dann die Zweiergruppe für den Vormittag in den OP und ich blieb mit Inas und Homa in der Mottagning. Die Idee war, dass jeder von uns sich einem der Patienten annehmen solle, das Gespräch führen und die Untersuchung übernehmen solle. Ja, das war die Idee. Die Realität sah so aus, dass wir uns im Voraus über unsere Patienten informierten, uns fleißig Fragen überlegten, im Gänsemarsch samt Handledare zum Patienten stiefelten, uns vorstellten, eine Einleitungsfrage stellten und kaum hatten wir unsere erste Frage vollendet, wurde uns auch schon die Gesprächsführung durch unsere selbst recht redewütige Ärztin aus der Hand genommen. Das Gespräch lief also so, dass wir nach unserer ersten Frage nur noch blöd dem Patienten gegenüber saßen, während die Ärztin das Gespräch weiterführte und vollendete. Als Sahnehäubchen durften wir dann etwas auf dem Hals der Patienten rumdrücken und die Schilddrüßenvergrößerungen tasten und damit war das Gespräch auch schon beendet. Die Patienten wurden alle zur Biopsieentnahme geschickt. Super. Das ist nicht gerade das, was ich unter learning-by-doing verstehe. Und das an diesem historischen Tag. Aber nun denn. Immerhin oblag uns die Aufgabe - und diese wurde tatsächlich ausschließlich von uns durchgeführt - die "mottagningsanteckning" (das Sprechstundenergebnis) im Melior (hier verwendetes Computerprogramm) zu diktieren. Das ist also so eine Art kleiner Arztbrief, in dem man den Patienten vorstellt, berichtet, warum er kommt, welche Beschwerden er hat, was man bei der Untersuchung festgestellt hat und wie man weiter vorgeht. Habe sowas bisher erst ein Mal in der Orthopädie zusammen mit Inas in meinen ersten drei Wochen hier gemacht. Diesen Zettel, auf dem ich mir genauestens aufgeschrieben hatte, wie ich vorgehe, hatte ich natürlich nicht dabei. *hmpf*. Habe mir dann nochmal schnell sagen lassen, was die einzelnen Punkte sind, über die berichtet werden muss und habe dann angefangen, mir mein Diktat aufzuschreiben. Wie ihr ja wisst, bin ich bei solchen Sachen immer total unsicher und traue mir auch erst mal nix zu. Ist ja nix Neues. Während ich so vor mich hinschrieb, waren die anderen noch bei einem vierten Patienten. Brauche halt leider etwas länger als die anderen, aber die Zeit wollte ich mir nehmen. Denn wenn ich was mache, dann möchte ich es auch ordentlich machen. Deshalb traute ich mich auch nicht gleich, mein Geschriebenes aufs Band zu diktieren, sondern wollte zuerst die Ärztin nochmal kurz drüberschauen lassen, ob das auch in Ordnung sei und ob alles drin enthalten ist, was enthalten sein muss. Aber als ich sie bat, einen Blick darauf zu werfen, meinte sie nur: Ach, diktiere nur, ich bekomme die Diktate, wenn sie geschrieben sind, sowieso wieder alle zurück. Na super. Also habe ich halt drauflosdiktiert und hoffe, dass die arme Sekretärin, die das tippen muss, versteht, was ich so von mir gegeben habe. Und da wir nur zwei Tage in der Endokrino sind, werde ich da auch kein Feedback mehr bekommen, ob das jetzt in Ordnung war oder nicht und das finde ich schade, denn da weiß ich nicht, was ich verbessern könnte. Bei meinen Kommilitoninnen habe ich langsam auch den Eindruck, dass sie etwas genervt sind, wenn ich sie dauernd was frage und teilweise auch mehrmals. Kann ich ja auch verstehn. Ich würde mich wahrscheinlich auch nerven. Muss echt versuchen, mal ein bisschen selbstständiger zu werden und einfach zu probieren.
Mittags haben die Gruppen dann getauscht, wir sind in den OP und die andere Gruppe ging in die Sprechstunde. Dort hatten wir dann das Problem, dass lediglich eine Operation lief - die Entfernung eines Epithelkörperchens (Nebenschilddrüse - sagt man das so?) bei primärem Hyperparathyreoidismus. Dabei wächst eines der vier Epithelkörperchen, was es eigentlich nicht soll und produziert dann zu viel Parathormon, was wiederum zu einem erhöhten Calcium-Serumspiegel, Entmineralisierung der Knochen, Müdigkeit, Depression u.a. führt. Man entfernt dann dieses "kranke" Epithelkörperchen. Eine von uns durfte assistieren, ich war's nicht. Dann hat man bei einer solchen Operation jetzt nicht das größte Operationsfeld. Um dieses kleine Operationsfeld standen dann Operateur, zwei Assistenten und die OP-Schwester. Fazit: Homa und ich sahen fast nichts, obwohl wir auf Hocker standen. War deshalb ziemlich blöd und wir beschlossen nach ner Weile, nach Hause zu gehen. Hätte uns nichts gebracht, ne weitere Stunde dort rumzustehen und nichts zu sehen.
Morgen ist dann den ganzen Tag lang OP angesagt und eigentlich wurde uns versprochen, dass wir alle mal assistieren dürfen. Da bin ich ja mal gespannt. Hab mir eben nochmal bisschen die Anatomie angeschaut, ist immer gut, wenn man auf solche Fragen vorbereitet ist ;)
Jetzt würde ich eigentlich gerne kochen, aber Åsa hält mit einer Küchen-Putz-Aktion die Küche besetzt *grmlz*. Und ich glaube, das geht noch ne Weile... Irgendwie hat sie jetzt ne Woche frei und meint jetzt, Großputz machen zu müssen. Naja, jeder hat nun mal andere Hobbies *grinz*. Ich hab aber am Wochenende die Küche gesaugt! Nicht, dass ihr jetzt denkt, sie macht alles alleine sauber *hihi*.
Sodele, das war's von mir für heute =o]
Vi ses!

Samstag, 7. November 2009

Eins, das kann ich jetzt schon sagen - in die Uro wird's mich nie verschlagen!

Nach einem verständnislosen Kommentar meiner Schwester (Zitat: "Das Bild hab ich nicht verstanden - warum hast du das gewählt?) nun die Erklärung: es gibt dieses Mal keinen Zusammenhang zwischen dem Titel und dem Bild =o) Habe dieses Bild selbst aufgenommen und es gefällt mir einfach so gut, dass ich euch daran teil haben lassen möchte =)
Wie erwartet riss mich auch die zweite Woche in der Urologie nicht vom Hocker. Zwei Vormittage verbrachte ich in der Zystoskopie. Dort wird Patienten/innen mit unterschiedlichsten urologischen Problemen mit einer Kamera in die Blase geschaut. Meistens relativ unspektakulär, wenn man einfach nur zuschaut und ca. 10 Zystoskopien pro Vormittag sieht. Interessant war allerdings eine alte Patientin mit Miktionsproblemen und Blut im Urin. Bei der Zystoskopie entdeckte die Ärztin, dass die Blase voll war mit seltsam aussehenden weißen Schleiern. Nach einem Blick in die Krankenakte erfuhren wir, dass die Patientin vor drei Wochen gestürzt war und sich eine Schambeinfraktur zugezogen hatte. Dabei musste sie sich anhand der Fraktur auch die Blase verletzt haben, die sich nun schwer entzündet hatte. Arme Frau. Sie wurde für eine Akut-OP angemeldet, um die Blase wieder zu flicken. Montag Nachmittag war dann ziemlich langweilig. Erst mal warteten eine Kommilitonin und ich eine Weile auf unseren Arzt, welchen wir den Nachmittag über begleiten sollten. Nach zehn Minuten fragten wir dann eine Schwester und die meinte: der erste Patient hat abgesagt, der nächste kommt erst in zwanzig Minuten. Ok. Also sind wir in die Kaffeeküche geschlendert und haben einen Kaffee geschlürft. Zwanzig Minuten später trafen wir dann auf den Arzt, erfuhren aber, dass der nächste Patient ein muslimischer Mann mit Erektionsproblemen sei und dieser kein weibliches Personal mit dabei haben wolle. Super. Also standen wir auch die nächste halbe Stunde blöd auf dem Gang rum, ohne irgendetwas zu sehen, geschweige denn zu tun. Später trafen wir dann noch drei Nieren-Tumor-Patienten, diese Gespräche waren sehr interessant. Dienstag hatte ich dann komplett frei *jippijaijäi*. Lernte sogar ein bisschen was zu Hause und spazierte nachmittags ne Weile durch die Stadt. So langsam kommt der Herbst auch in Göteborg an. Ein Regentag und ein einigermaßen-trocken-Tag wechseln sich regelmäßig ab. Muss mir unbedingt wasserdichte Schuhe besorgen. Habe auch schon einige Stunden damit verbracht, in der Stadt nach welchen zu suchen, war aber leider nicht erfolgreich.

Wie dem auch sei, am Donnerstag wurde der Urologiekurs dann endlich mit einem wahnsinnig langweiligen "temadag" abgeschlossen, mit "Seminaren" (eigentlich eher Frontalunterricht in der Kleingruppe) über "Komplikationen bei urologischen Tumorerkrankungen" und "erektile Dysfunktion". Naja, wer weiß, wann man das mal gebrauchen kann ;)


Am Donnerstag Abend waren Kathi, Matthias, Irena, Marcus, Cristina und ich auf einem Konzert von William Fitzsimmons. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich vor einer Woche noch nie etwas von diesem Musiker gehört hatte. Aber: der Abend war einfach super! War ein kleines Konzert, ich schätze nicht mal hundert Gäste, in einem kleinen Saal. William Flitzsimmons mit seiner Gitarre auf einer kleinen Bühne und wir saßen vielleicht vier Meter davon entfernt. Eine Musik, die fast ausschließlich von Sehnsucht, Leid Schmerz und Depression erzählt, aber wunderschön. Dazu das Äußere des Sängers, eine Mischung zwischen Talibananhänger, Obdachlosem und Hippie und dann dieser abgrundtief schwarze Humor voller Selbstironie ;) Auch wenn es euch genauso geht, dass ihr den Namen William Fitzsimmons noch nie gehört habt - falls ihr irgendwann die Gelegenheit haben solltet, auf eines seiner Konzerte zu gehen, dann macht das! Es lohnt sich! Hier ein paar Hörproben (live aber noch viiiel besser!):

http://www.youtube.com/watch?v=PPkYMctYuto&feature=fvw
http://www.youtube.com/watch?v=vCQNYr3nrYs
http://www.youtube.com/watch?v=Nj8VYSp8DUE

Mein Wochenende war bisher leider relativ unproduktiv. Aber Morgen werde ich versuchen, wieder ein bisschen fleißiger zu sein. Möchte ein wenig die Themen für nächste Woche vorbereiten, da ist nämlich Gefäß- und Endokrin-Chirurgie angesagt. Da gibt's auch wieder OP-Tage *jippijäi*.

Liebste Samstags-Grüße,

Lena =o]


Samstag, 31. Oktober 2009

IKEA

Diesen Beitrag widme ich Evelyn, meiner geliebten Chormami, die mir in jeder Mittwochsprobe (und natürlich auch am Wochenende) immer schon einen Sitzplatz vorwärmte und die Proben mit Witzeleien und guter Laune stets versüßt hat.


Sonntag Nachmittag - 16:30 - 6,5 Grad Celsius Außentemperatur. Sitze auf meinem Bett bei einer großen Tasse warmem Citronentee und reflektiere die vergangenen zwei Wochen.


Diese zwei Wochen beinhalteten eine Woche Onkologie, zwei Tage Plastische Chirurgie und nun Urologie. In Onkologie hatten wir morgens Gruppenseminare und nachmittags waren wir in der Sprechstunde oder auf Station. An meinem ersten Nachmittag war ich in der Brustkrebs-Sprechstunde. Da traf ich auf zwei Patientinnen, die bereits operiert wurden und nun zur Besprechung der geplanten Bestrahlung kamen. Das wird routinemäßig bei allen Patienten mit diesem Tumor gemacht. Eine der beiden Patientinnen ist gerade mal dreißig Jahre alt und hat bereits ein Lymphom in der Anamnese und nun den Brustkrebs. Das fand ich schon sehr erschreckend. Gegen Ende des Gespräches fragte die Patientin, ob sie denn nun ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs auf der anderen Seite habe. Die Ärztin verneinte diese Frage. Das verwunderte mich, da wir in Onko gelernt hatten, dass dem doch so sei, dass Frauen, die einmal an Brustkrebs erkrankt sind, ein erhöhtes Risiko haben, auf der anderen Seite auch Krebs zu bekommen, verglichen mit gesunden Frauen. Als die Patientin gegangen war, sprach ich die Ärztin darauf an und sie meinte dann, ja, das Risiko sei etwas erhöht, aber die Patientin sei ja so aufgelöst gewesen, da wollte sie sie damit nicht belasten. Von dieser Aussage war ich echt schockiert! Das kann man doch nicht machen!? Klar, über die Relevanz der Antwort kann man sich wahrscheinlich streiten, aber für die Patientin hatte es offensichtlich Relevanz, sonst hätte sie nicht gefragt. Und wenn ein Patient eine solche Frage stellt, dann erwartet er auch eine ehrliche Antwort und die sollte man ihm dann, meiner Meinung nach, auch geben. Unabhängig davon, wie labil der Patient ist, das ist meiner Meinung nach kein Grund dafür, ihn anzulügen. Das fand ich echt unmöglich.
Am zweiten Tag war ich dann in der Prostata-Krebs-Sprechstunde und am dritten Tag auf Station. Auf diese Station kommen Patienten für ihre Chemotherapie. Eine Kommilitonin und ich durften dort mit zwei Patientinnen mit Ovarial-Carcinom (Eierstock-Krebs) sprechen. Sie erzählten uns, wie und wann der Tumor entdeckt wurde, wie es ihnen mitgeteilt wurde, wie sie behandelt wurden, wie es ihnen unter der Behandlung ging, wie es ihnen momentan geht usw. Das war wirklich sehr interessant, zu sehen, wie unterschiedlich Menschen mit einer solchen Erkrankung umgehen und ich denke, dass man durch solche Gespräche auch vieles lernen kann, darüber, wie man bestimmte Dinge später als Arzt mal nicht machen sollte.

Diese Woche begann dann mit zwei Tagen in der Plastischen Chirurgie. Am ersten Tag hatten wir zuerst ein wenig theoretisches Seminar und dann wurde wieder Nähen an Kissen geübt. Das kann man wahrscheinlich garnicht oft genug üben, auch wenn es natürlich an Haut wieder etwas anders ist. Aber für die Grundlagen, die verschiedenen Nahttechniken, ist das wirklich sinnvoll. Nachmittags übten wir dann, wie man Bein und Kopf verbindet. Und ich sage euch: Kopfverband ist garnicht so einfach ;) Machte aber Spaß und sah auch ganz lustig aus.
Am zweiten Tag war dann OP angesagt - jippi. Der Vormittag war jedoch erst mal recht unspektakulär. Wir waren drei Studentinnen und wechselten zum Zuschauen zwischen den einzelnen Sälen hin und her. Zu sehen gab es Brustverkleinerungen, Bauchplastiken und eine Metallentfernung aus dem Schädel eines Kindes. Mittags durften wir dann aber selbst ran, was die Spektakularität (heißt das so?) gleich mal um eiiiiiniges steigerte =). Wir durften bei einer Bauchplastik assistieren. Dabei wird bei Patienten mit großer Gewichtsabnahme die überschüssige Bauchhaut entfernt. Wir durften abwechselnd das Lokalanästhetikum unter die Haut spritzen, während der OP blutende Gefäße koagulieren und am Ende intracutan zunähen. Das war toll! Vor allem das Wegbrutzeln der Gefäße machte total Spaß *froi*. Man fühlt sich wie son kleiner Detektiv, der die ganze Zeit aufmerksam nach blutenden Gefäßen fahndet und sich tierisch freut, wenn er eins gefunden hat und es wegbrutzeln kann. Wir hatten großen Spaß ;) Sehr häufig wurden auch Gefäße durchtrennt, die dann lustig durch die Gegend spritzten, bis es uns endlich gelang, sie zu verbrutzeln - danach sahen alle etwas gesprenkelt aus ;) Den riesigen entfernten Bauchlappen befestigten wir dann auf nem kleinen Extratisch und dort durften wir dann selbst schneiden üben und haben die Wunde dann auch wieder vernäht. Dieser Nachmittag war wirklich toll, hätte ich gerne öfter =)

Am Mittwoch begann dann Urologie. Da war ich den ganzen Tag in der Sprechstunde. Und eine Urologie-Sprechstunde beinhaltete für mich: Zuschauen, zuhören und Prostata tasten. Habe das vorher noch nie gemacht und is auch nix, was ich den Rest meines Lebens machen wollte, aber war doch ganz interessant und es ist auch wichtig, das zu lernen. Ich sah viele Prostata-Tumor patienten und auch zwei querschnittsgelähmte Patienten, die aufgrund dessen bestimmte urologische Probleme hatten. Außerdem durfte ich bei einem Patienten mit einem speziellen Ultraschallgerät das Urinvolumen in der Blase bestimmten. Das war garnicht so einfach ;) Bei einem anderen Patient mit Prostata-Ca entdeckte der Arzt beim Ultraschall, dass auch in der Blase etwas war, was dort nicht hingehörte. Deshalb machte er dann eine Zystoskopie, bei der man mit einer Kamera durch die Harnröhre in die Blase schauen kann. Und dabei entdeckte er dann einen relativ großen Blasentumor. Der Patient wurde dann gleich für eine OP zur Entfernung des Tumors angemeldet.


Auch in der kommenden Woche habe ich nochmal vier Tage Urologie und werde da fast die ganze Zeit in der Sprechstunde sein. Jetzt ist bereits mehr als die Hälfte des Semesters vorbei. Ging ganzschön schnell. Anfang Dezember haben wir dann unsere erste Prüfung: eine praktische Prüfung. Was dran kommt, weiß keiner so genau, theoretisch kann von Verband machen über Zugang legen bis Untersuchung oder Nähen alles dran kommen. Da bin ich mal gespannt.


Am Donnerstag habe ich mich nach langem Überlegen endlich dazu durchgerungen, mich von meinem Sprachkurs wieder abzumelden. Ich habe das jetzt einige Wochen gemacht und mich in letzter Zeit eigentlich nur noch darüber geärgert, da ich viel zu wenig Zeit habe, um etwas dafür zu tun. Wenn ich viel Zeit dafür hätte, würde ich bestimmt sehr viel lernen, aber es waren immer wahnsinnig viele Hausaufgaben, die ich meistens garnicht alle geschafft habe, weil mir einfach mit Uni und Volleyball die Zeit dafür fehlte. War dann lange hin und hergerissen, weil ich dachte: selbst wenn ich nicht viel dafür mache, ist es vielleicht trotzdem besser, sich ab und zu ein bisschen damit zu beschäftigen als garnicht. Aber am Donnerstag bin ich dann zu dem Schluss gekommen, dass es mir so einfach nicht viel bringt und habe mich abgemeldet. Und es fühlt sich erleichternd an =)


Am Freitag und gestern war dann Halloween-Feiern angesagt. Am Freitag Abend waren wir auf einer Wohnheimparty im Helmutsro, die von zwei amerikanischen Austauschstudentinnen organisiert worden war. Diese hatten die Party im Facebook angekündigt und bis Freitag Mittag hatten sich mehr als zweihunder Leute für die Party angemeldet. Wir befürchteten, dass die Leute dort die Bude einrennen würden, aber es hielt sich glücklicherweise alles in Grenzen. War ein richtig lustiger Abend. Und da Halloween ja bekanntlich im Zusammenhang mit Verkleidung steht, mussten wir uns da auch was einfallen lassen. Da ich keine Lust hatte, mir etwas zu kaufen, was ich dann zwei Mal anziehe und dann im Schrank verstaue, habe ich mir von Matthias ein Elchgeweih ausgeliehen und war dann mit braun-schwarzer Kleidung und roter Nase für meinen Geschmack genug verkleidet. Matthias ging auch als Rudolph, zu zweit ist es ja gleich etwas weniger peinlich, und stellten fest, dass es einige Besucher gab, die noch weniger verkleidet waren ;) Wir malten uns noch blutende Wunden an den Hals, damit wir zumindest etwas "scary" aussahen *g*.
Gestern waren wir dann auf der Halloweenparty der Chalmers, das ist die technische Universität hier in Göteborg. Das war eine riesen Party im Unigebäude und da war echt die Hölle los. Das führte dazu, dass wir uns irgendwann alle aus den Augen verloren und nicht mehr wieder fanden. Bis zu dem Zeitpunkt war es aber sehr spaßig und es wurde fleißig getanzt. Um ca. zwei Uhr, als ich die anderen nirgendwo mehr finden konnte, habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht, da ich sowieso sehr müde war. Hätte relativ lange auf meine Tram warten müssen und so beendete ich den Tag/die Nacht mit einem langen Spaziergang ;)
Gemütliche Sonntagsgrüße,
Lena =o]


Sonntag, 18. Oktober 2009

Lange ist's her...

... dass ich mich das letzte Mal hier zu Wort gemeldet habe. Mehr als drei Wochen! Wahnsinn, wie schnell die Tage und Wochen hier vergehen. Einiges habe ich erlebt in den letzten Wochen - aber fangen wir chronologisch an...

Meine zweite Anästhesiewoche war dann glücklicherweise nicht mehr ganz so nervig wie die erste. Ein Tag hielt sogar etwas ganz Besonderes bereit: ich war nämlich in der Frauenklinik und sah dort zum ersten Mal einen Kaiserschnitt. Es war ein geplanter Eingriff und deshalb ging es der Frau auch entsprechend sehr gut, Eltern waren aufgeregt, alle freuten sich, Schnitt, blärr, Kind war da, alle waren glücklich. Man geht sowas schnell! Das Ganze hatte so ein bisschen einen "unwirklichen" Beigeschmack - man sieht sonen riiiiesigen Bauch einer werdenden Mutter und man weiß ja, dass da ein Kind drin ist. Aber wenn dann ein paar Minuten später so ein kleines, verschmiertes, schreiendes Ding rausgezogen wird, kann man das irgendwie doch nicht ganz glauben ;) Ich war auf jeden Fall total fasziniert. Später waren wir noch bei einer Frau, die ziemlich übel in den Wehen lag. Sowas habe ich auch noch nie gesehen und es war ziemlich erschreckend. Sie bekam dann einen Epiduralkatheter gelegt gegen die Schmerzen. Aber das dauerte ziemlich lange, weil es der Frau so schlecht ging und sie sich nicht wirklich in die Position legen konnte, die der Anästhesist haben wollte. Aber nach ner halben Stunde ungefähr war der Katheter gelegt und der Frau ging es schnell besser. Der unschöne Teil des Tages waren zehn Aborte, bei denen ich für "freie Luftwege" zuständig war. Die Patientinnen wurden dafür in Kurznarkose gelegt, in welcher sie über einen Ambubeutel beatmet werden mussten - das war meine Aufgabe. Und ich muss zugeben: ich habe mich an diesem Tag echt extrem ungeschickt angestellt. Ich arbeitete mit zwei Anästhesiepflegern zusammen, die ich leider total schlecht verstand. Dann stellte ich (mal wieder) fest, dass ich, trotz Doppel-X, einfach nicht zum Multitasken geboren wurde: auf Brustkorb schauen, ob Patient atmet; auf Ambubeutel schauen, damit dieser gut sitzt; Kopf der Patientin richtig überstreckt halten, damit die Zunge nicht die Luftwege blockiert; schauen, ob Sättigung, Blutdruck und Puls gut sind; auf CO2-Kurve schauen, ob die Patientin auch tatsächlich atmet usw. Das waren irgendwie zu viele Sachen gleichzeitig und der Pfleger amüsierte sich köstlich dabei, mich immer wieder zu fragen: "Är du nöjd"? - bist du zufrieden? Also: stimmt alles? Ist die Patientin auch zufrieden? Und ich ertappte mich immer wieder selbst dabei, Ja zu sagen und dann festzustellen: ups, die Patientin atmet ja garnicht... Zeigte mich an diesem Tag also nicht gerade von meiner besten Seite. Trotzdem war es eine gute Übung. Nachmittags gab es dann noch einen Kaiserschnitt zu sehen - diesmal allerdings da das Kind nicht kommen wollte. Insgesamt also ein sehr interessanter Tag. Auch in der Anästhesie hatten wir an einem Abend "Jour" und als ich den Namen meiner Ärztin auf dem Plan las, dachte ich schon: dieser Name hört sich aber ganz und garnicht schwedisch an. Und ich behielt Recht: es handelte sich um eine deutsche Ärztin, die vor zwei Jahren mit Sack und Pack nach Göteborg ausgewandert ist. Trotzdem sprachen wir hauptsächlich Schwedisch, hatte auch das Gefühl, dass es ihr total schwer viel, ins Deutsche zu wechseln. So zum Beispiel: "Vi ses dann im Personalrummet!" ;) War aber ein sehr netter Abend, in den Pausen quatschten wir auch ein bisschen über ihr Auswandern, den Vergleich der Arbeit hier und in Deutschland usw.

Auch wenn ich weiß, dass ich mich nie für Anästhesie entscheiden werde, glaube ich, dass ich wirklich wichtige Sachen gelernt habe in dem Kurs - Sachen, die auch in allen anderen Fachrichtungen wichtig sind.

Den allerletzten Anä-Tag schwänzte ich dann, um Tobi am Flughafen abholen zu können, der mich am 8. Oktober besuchen kam. War auch alles kein Problem; sagte, ich hätte einen "wichtigen Termin" und das reichte, um frei zu bekommen ;)

Tobi landete also donnerstags um 12 Uhr auf dem Göteborger City Airport und nachdem wir seine Sachen nach Hause gebracht und was Leckeres gekocht hatten, gingen wir die Stadt erkunden. Zuerst spazierten wir etwas am Hafen entlang und liefen dann in Richtung Haga-Viertel, das ist das Altstadtviertel, ehemaliges Arbeiter- und Handwerkerviertel. Dort suchten wir uns ein süßes kleines Café und obwohl es stark nach Regen aussah ließen wir es uns nicht nehmen, uns mit unserem Kaffee/heißer Schokolade und Muffins nach draußen zu setzen, eingewickelt in kuschelige Decken und Kissen. Der Regen ließ auch nicht lange auf sich warten - es fing richtig an zu schütten. Wir saßen aber unter einem relativ dichten Schirm und so ließen wir uns nicht stören. Allerdings wollte es garnicht mehr aufhören und so saßen wir länger als eine Stunde gemütlich vor dem Café und chillten zu Musik von Katie Melua und Norah Jones, während der Regen nur so runterplatschte und die Straßen überflutete. Als der Regen dann irgendwann nachließ, machten wir uns wieder auf den Heimweg, da wir doch langsam etwas durchgefroren waren. Abends waren wir dann im Kino und sahen den Film "Allt för min syster" - deutscher Titel: Beim Leben meiner Schwester, mit Cameron Diaz. Dieser Film ist wirklich seeeehr empfehlenswert! Weiß nicht, ob er bei euch schon läuft, aber ihr müsst ihn unbedingt sehen, wenn er läuft! Er ist nicht nur sehr sehr gut, er ist außerdem der traurigste Film, den ich in meinem Leben bisher gesehen habe! Wirklich sehr ergreifend.

Als wir freitags aufwachten, stand die Sonne strahlend am blauen Himmel und so nutzten wir die Gelegenheit und machten uns auf die relativ lange Reise in Richtung Schäreninseln. Wir besuchten Donsö, die vorletzte Insel und entsprechend lange war auch unsere Anfahrt. Aber da das Wetter so schön war, genossen wir die Fähren-Fahrt auf dem Deck. Donsö ist eine ziemlich "moderne" Insel mit vielen Neubauten. Wir legten uns am Wasser ein bisschen in die Sonne und spazierten später einen Naturpfad entlang, um dann nachmittags etwas erschöpft wieder nach Hause zu fahren. Abends besuchten wir die Hausparty eines Freundes einer Freundin einer Freundin ;) War total lustig dort. Die anderen gingen später noch auf eine Psychologenparty, aber da es schon relativ spät war und die Partys meistens eh nur bis maximal zwei Uhr gehen, wollten wir nicht sechs Euro Eintritt zahlen und entschlossen uns, nach Hause zu gehen.

Am Samstag machten wir eine Paddan-Bootstour durch die Göteborger Kanäle und den Hafen. Diese Fahrt war sehr interessant und auch lustig - die Brücken über den Kanälen sind teilweise so niedrig, dass wir zwei Mal unsere Sitze verlassen mussten und uns auf den Boden kauerten, damit wir uns nicht die Köpfe anstießen ;) Zuerst dachten wir, das wäre nur ein Scherz, aber es war tatsächlich so. Es war aber wirklich schön, die Stadt mal von einem anderen Blickwinkel aus zu sehen und außerdem erfuhren wir interessante Dinge über Gebäude/Leute/Stadt. Nach der Fahrt fuhren wir zum Slottsskogen zum Spazieren und Elche schauen. Abends gab es dann für mich Sushi-Premiere. Allerdings bestellten wir aus Versehen nicht diese richtigen Sushi-Rollen-Scheiben (ihr wisst schon, was ich meine *g*), sondern solche Reis"bollen" mit Fischscheibe drauf. Das war bisschen schade, aber schmeckte trotzdem sehr lecker (auch wenn ich mich mit dem Stäbchen-Essen etwas schwer tat - Tobi hatte ja im Gegensatz dazu einige Jahre Übung vorzuweisen *g*) =) Beim nächsten Mal werden wir uns im Voraus richtig informieren, wie denn nun welche Zubereitungen heißen, da mir die japanischen Begriffe allein nicht all zu viel sagen.

Am Sonntag besuchten wir das Maritima-Schiffsmuseum am Hafen. Dort sind ca. zwanzig Schiffe ausgestellt - von Schlepperbooten über Kriegs- und Frachtschiffe bis hin zu einem U-Boot, auf denen man herumlaufen kann und bei einigen auch hineingehen kann. Das war super interessant! Vor allem bei dem U-Boot war es erschreckend, festzustellen, wie wenig Platz es dort tatsächlich nur gibt und wieviele Leute trotzdem gleichzeitig darin gearbeitet haben! Ich hatte da nach fünf Minuten schon das Gefühl: hilfe, ich brauche wieder mehr Platz. Habe wirklich großen Respekt vor den Leuten, die dort tatsächlich gearbeitet haben. Wir kraxelten sehr lange auf und in den Schiffen herum und bekamen sogar eine kleine Führung. Leider regnete es etwas und so waren wir nach einigen Stunden sehr durchgefroren und entschlossen uns, den Abend bei einem Video zu Hause ausklingen zu lassen.

Montags musste ich dann leider wieder zur Uni, da ein neuer Kurs begann - Radiologie - und ich am ersten Tag nicht fehlen konnte, zumal wir sowieso nur vier Tage Radio hatten. Konnte aber mittags noch mal ein bisschen nach Hause, da wir eine verlängerte Mittagspuase hatten und nachmittags konnte ich Tobi noch zum Busbahnhof begleiten. Die vier-fünf gemeinsamen Tage gingen leider sehr schnell vorbei, aber sie waren wunderschön! =o]

Mein Radiologiekurs liegt nun bereits auch schon wieder hinter mir. Wie erwartet, klickten wir uns fast den ganzen Tag durch CTs, MRTs und Röntgenbilder. Ist auch nichts, was ich mal "hauptberuflich" machen will, aber wir lernten doch sehr wichtige Dinge. Am ersten Tag hatte ich z.B. noch garkeine Ahnung, worauf man bei einem MRT z.B. achten muss, was normal aussieht und was nicht oder wie man bei der Beurteilung eines Lungen-Röntgens vorgehen muss. Das hat sich alles doch um einiges verbessert in den vier Tagen und vor allem wenn es um Skelettschäden ging konnte ich mich sehr für das Frakturen-Suchen begeistern =) Waren insgesamt relativ interessante vier Tage. Könnte echt mal sone Liste mit allen Fachrichtungen erstellen und dann kann ich jede Woche wieder was durchstreichen, was ich mal nicht machen will ;) Aber mal schauen, vielleicht kommt ja irgendwann noch die große Überraschung und ich stelle fest, dass ich doch was ganz anderes machen will als das, was ich bisher glaube =) Mal sehen.

Gestern hatte ich meinen dritten und letzten Orthopädie-Jour von 17 bis 22 Uhr und ich habs voll durchgezogen bis zum Schluss ;) Man kann eigentlich meistens auch früher gehen, wenn man fragt, aber ich fand es so interessant, dass ich die ganze Zeit dort blieb. Ich durfte nen gebrochenen Unterarm eingipsen, ein bisschen Finger nähen (ne Frau ist mit ihrer Hand in ne Fleisch-Zerkleinerungs-Maschine gekommen und hat sich dabei ne tiefe Schnittwunde am Finger zugezogen mit kompletter Durchtrennung der Strecksehne) und helfen, eine ausgerenkte Hüftprothese wieder einzurenken (hat sogar geklappt - yay). Außerdem führte ich ein Patientengespräch (ok, für fünf Stunden nicht die suuuper-Bilanz, aber immerhin). Sonst lief ich mit und schaute und fragte und lernte =) eigentlich schade, dass es davon der letzte Dienst war.

Nächste Woche geht es weiter mit Onkologie, eine Woche lang.

Für heute habe ich mir vorgenommen, mal ein bisschen fleißig zu sein - Schwedisch lernen für den Sprachkurs, bissl was für die Uni machen, Blog schreiben (juhu, den ersten Punkt kann ich gleich schon mal abhaken *g*) und dann wollte ich mal ein bisschen eMails schreiben bzgl. Doktorarbeit. Habe mir nämlich überlegt, dass ich damit gerne im Sommer anfangen würde, wenn ich zwischen Semesterende hier (Ende Mai) und Semesterbeginn in Freiburg (Oktober) mehrere Monate frei habe.

Wenn ich all diese Punkte heute auch tatsächlich schaffen will - achja, Volleyball auch noch - dann muss ich mich jetzt aber etwas ranhalten =o]

Wünsche euch allen ein schönes Restwochenende und bis zum nächsten Mal =)

Lena =o]


Dienstag, 29. September 2009

Några frågor?

zu Deutsch: "Gibt es Fragen?" Diese Frage und weitere Kommentare wie: "Was denkst du darüber?", "Reflektiere doch mal", "wie hast du dich hierbei gefühlt" oder "lasst uns über Folgendes sprechen" sind nur Beispiele von Sätzen, die ich gestern und heute bereits gefühlte 95858377052049 Mal gehört habe. Äm... Moment mal... Psychologie war erstes Semester. Und meine innerliche Antwort ist inzwischen: "nein, verdammt und jetzt lass mich endlich in Ruhe!". Natürlich habe ich diese bisher nicht ausgepsprochen. Wie ihr wohl raushören könnt, bin ich bereits nach zwei Tagen sichtlich genervt von der Anästhesie. Obwohl dies noch nie ein Fach war, für das ich jemals großes Interesse verspürt hatte, war ich trotzdem zu Beginn relativ interessiert. Ich dachte: man weiß ja nie, vielleicht sind manche Fächer doch interessanter, als sie scheinen. Fehlalarm. Der größte Störfaktor dieser ganzen Geschichte ist unser außerordentlich motivierter und mitteilungswütige Assistent Niclas. Eigentlich tue ich ihm Unrecht, wenn ich mich über ihn aufrege, denn der letzte Satz war total ernst gemeint. Er ist wirklich bemüht und versucht uns auch wahnsinnig viel zu erklären, aber: er redet. Und zwar nicht einfach so wie jeder Mensch mal ab und zu redet, nein, er redet DEN GANZEN TAG - den hela dagen! Keine Minute des Tages werden wir von ihm verschont. Das Ganze begann gestern morgen. Der erste Tag sollte ein theoretischer werden. So hatten wir drei - Inas, Homa und ich erst mal den ganzen Tag Seminare bei Niclas. Niclas macht sowas zum ersten Mal und ist deshalb offensichtlich bemüht, alles besonders sorgfältig und richtig zu machen. Was dazu führt, dass er sich wie ein Babysitter verhält. Nicht nur während der Seminare, nein, auch während der Pausen meint er, uns betreuen zu müssen. Was wiederum dazu führt, dass wir im Prinzip garkeine Pausen haben. Wenn es "nur" gemeinsam essen wäre, wäre das Problem ja garnicht so groß, nur: selbst während dieser Tätigkeiten hört er nicht einmal auf mit Reden und Fragestellungen. Die Krönung war das heutige Mittagessen, als er, während er genüsslich seinen Salat kaute, uns zu erklären versuchte, warum man Patienten denn während der OP einen Blasenkatheter legt. Da dachte ich nur noch: **** **** ******* *** ***** ******! **** *** **** **** ***** *** ** **** *****? (dieser Kommentar wurde aus Jugendschutz-rechtlichen Gründen zensiert). Es ist wirklich unglaublich. Dieser unbremsbare Rededrang scheint ne ganz spezifische Anästhesistenkrankheit zu sein. Dadurch müssen sie wohl kompensieren, dass sie sich mit ihren Patienten nur so wenig unterhalten können. Ich glaube, meine Mum weiß, wovon ich spreche *g*. Sie bräuchten eigentlich garkeine Narkose, sie hätten sogar die Fähigkeit, ihre Patienten in den Schlaf zu reden. Naja. Ich merke, wie sehr es mich momentan anstrengt, den ganzen Tag konzentriert aktiv zuzuhören, um möglichst viel zu verstehen. In seiner Muttersprache kann man ja auch passiv zuhören, aber hier geht das nicht, weil sonst krieg ich garnichst mit. Und das ist wahnsinnig anstrengend. Wenn ich dann nicht mal zwischendurch kleine Pausen habe, dann.... *aah*.
Heute war dann praktischer Tag - OP. Juhu. Eigentlich ist OP ja toll, eigentlich freut sich das Lenschn doch über sowas. Recht habt ihr. Allerdings hatte ich den ganzen Tag das Gefühl, auf der falschen Seite der Abdeckung zu stehen. Bei einem Patienten habe ich nen Zugang gelegt, bei nem anderen die Gasmaske gehalten und versucht zu intubieren - es blieb bei nem Versuch. Achja, Magensonde hab ich noch geschoben. Sonst sind wir nur rumgestanden und mussten uns Niclas Gerede fügen. Die letzen zwei Stunden übernahm ich dann die Schreibarbeit, damit ich zumindest ein bisschen etwas zu tun hatte - fünfminütig überträgt man Puls und Blutdruckwerte in ein dafür vorgesehenes Schema und alle 15 Minuten werden weitere Parameter übertragen. Man ist das langweilig! Und außer n bissl mal an dem Gas drehen und ab und zu mal bissl von dem oder dem nachspritzen machen die auch nix *arg*. Und dann kommt ständig Niclas: "Det här är också mycket spännande..." (Das hier ist auch sehr spannend...) - da könnte ich ihn glatt mit nem Hammer selbst in Narkose versetzen, damit ich endlich mal meine Ruhe habe. Ich saß also da, schaute auf die Uhr und betete zu Gott (ok, Scherz), es mögen wieder fünf Minuten vorüber sein, damit ich wenigstens ein paar Zahlen auf ein doofes Blatt Papier kritzeln kann. Ab und zu erhaschte ich sehnsüchtigen einen Blick auf das Operationsfeld, aber es half alles nichts. Bis vier Uhr hätte ich eigentlich bleiben sollen, um halb vier fragte ich, ob ich gehen darf (wg. Sprachkurs *höhö*), weil ne weitere halbe Stunde hätte ichs echt nicht ausgehalten. Ich wäre auf dem Stuhl, sitzend gestorben - aus Langeweile. Also Sandmännchen/Gasmann (bzw. Frau) werd ich sicher nicht (, wenn ich groß und stark bin). Nee, lass mal. Außerdem kriegt man da Hämorrhoiden vom vielen Sitzen, hohen Blutdruck vom vielen Kaffeetrinken und Nervus ulnaris-Probleme vom vielen mit-dem-Ellenbogen-auf-der-Schreibablage-abstützen. Ich bevorzuge eindeutig die andere Seite der Abdeckung =) Da, wo's noch richtig was zu sehen gibt =) Da, wo man auch was tut =) Da, wo's toll ist =)
Ok, genug geträumt, zurück zur Realität. Hab ich schon erzählt, dass wir heute bereits um 7:30 antanzen mussten? Bzw. um 7:30 mussten wir bereits fertig umgezogen im Konferensrummet erscheinen, in welchem dann die Intensivpatienten besprochen wurden (mit welchen wir eh keinen Kontakt haben). So viel dazu. Und das Allerschlimmste: Dieser Kurs geht zwei Wochen. ZWEI WOCHEN *hülfe*!!! Womit habe ich das nur verdient *schnüff* =( Noch vor ner Woche dachte ich, ich würde evtl. mal gerne ne Famulatur in der Anästhesie machen. Weil man lernt da durchaus wichtige Dinge. Auch die Betreuung von Intensivpatienten finde ich sehr spannend, aber diese ganze Narkoseüberwachung *schnarch*. Ich würde es wahrscheinlich nicht überstehen, vier Wochen vor diesen blöden Bildschirmen zu verbringen...
Eben war mein erster Sprachkurs. Nachdem meine Bewerbung (wie bereits erzählt) für Wohnheimplatz, Sprachkurs u.a. nie angekommen ist, war ich entsprechend nicht in einem Kurs angemeldet. Die anderen schon und zwar im Anfängerkurs, da es hieß, dass man für den Fortgeschrittenenkurs (A2) mindestens 2 Jahre Spracherfahrung haben müsse. So. Sie waren auch ein Mal dort und stellten aber fest, dass dort an einem Abend lediglich das ABC und Zählen bis 10 geübt wurde. Okäj, n bissl weiter sind wir dann schon. Die einzige Möglichkeit, in den A2-Kurs zu kommen, bestand darin, eine schriftliche Prüfung (à 2,5 Stunden) zu bestehen, die vorletzte Woche geschrieben wurde. Wir gingen also einfach mal dort hin und schrieben sie mit. Verlieren konnten wir ja nix ;) Da ich jedoch nicht mal auf der Liste für den Anfängerkurs stand, entwickelte sich die ganze Angelegenheit etwas komplizierter und es kostete mich eine heftige Diskussion mit der überaus zickigen Verantwortlichen. Aber letztendlich durfte ich mitschreiben und hatte somit heute den ersten A2-Kurs. Die besten 26 dürfen nun den B1-Kurs besuchen. Wir bekamen die Klausuren ausgeteilt und ich stellte fest, dass mir 6 Punkte unterschlagen wurden und somit rutschte ich nun genau auf die Grenz-Punktzahl, um in den B1-Kurs zu wechseln - mir wurde die Wahl gelassen. Da der heutige Kurs aus: "Wir sprechen über das Wetter" - und "sprecht mir mal alle nach: 'heute ist es wolkig und der Wind bläst'" - bestand, entschied ich mich, die Chance zu nutzen und zu hoffen, dass der B1-Kurs vielleicht etwas besser ist. Bin dann also direkt in der ersten Pause wieder gegangen und werde am Donnerstag in den anderen Kurs reinschauen. Hoffe, dort lernt man mehr.
Sonst soweit nix Neues.
Oh doch: heute Morgen waren's 5 Grad, als ich das Haus verließ =o] Ich glaube, der Herbst kommt...
Liebste Grüße,
Lena =o]

Sonntag, 27. September 2009

After Work

After Work ist etwas ganz Typisches hier. Man trifft sich freitags nachmittags in einer Bar, dort gibt es dann ein Buffet (umsonst!) und man zahlt lediglich die Getränke, die dann sogar relativ günstig sind. Wir haben das am Freitag mal ausprobiert. Haben uns um fünf Uhr am Excit getroffen und waren sehr positiv überrascht! Das Buffet war super und Bier kostete 23 Kronen. Zum ersten Mal in Schweden haben wir uns sogar Cocktails geleistet, wobei ich enttäuschend feststellte, dass Mojitos hier anstatt mit braunem Zucker mit flüssigem Zucker gemacht werden. Flüssiger Zucker scheint hier sowieso eines der Grundlebensmittel zu sein, ist auch in beinahe jedem Brot enthalten - was am Anfang doch sehr gewöhnungsbedürftig war ;)
Fotos vom After Work findet ihr hier: http://picasaweb.google.com/lenschnpost/AfterWork#
Nachdem ich am Dienstag Abend wieder nach Göteborg zurückgekommen war, ging es am Mittwoch und Donnerstag weiter in der Handchirurgie. Am Mittwoch hörten wir sehr viel Theorie, der ganze Tag bestand aus Seminaren. Aber am Donnerstag war dann Praxis angesagt. Vormittags waren wir im OP. So durfte ich gleich bei der ersten Operation assistieren. Leider stellte sich heraus, dass diese relativ unspektakulär werden sollte. Bei einem kleinen Jungen wurde an einem Fingergelenk übermäßiges Knochenmaterial entfernt. Es war also nur ein sehr kleiner Schnitt und meine Aufgabe war es, ab und zu einen Mini-Haken zu halten. Ja. Aber was soll's, dabei sein ist alles ;) Später sahen wir noch eine ambulante Carpal-Tunnel-Syndrom-OP, da setzte ich aber aus, damit die andere Kommilitonin assistieren konnte. Chance verpasst, denn hier durfte sie nähen.
Der Vormittag verging ziemlich rasch und am Nachmittag wurden wir dann richtig praktisch tätig - wir übten noch einmal verschiedene Nahttechniken (an Lappen), gipsten uns gegenseitig ein und legten uns dann eine Leitungsanästhesie nach Oberst an einem Finger der Wahl *g*. Durfte das während meiner Famulatur schonmal machen, aber man fühlt sich doch sicherer, wenn man sowas ein zweites Mal erklärt bekommt und es dann an einem Kommilitonen üben kann, der genauso wenig Ahnung hat wie man selbst. Falsch machen kann man hier allerdings nicht viel - man sticht an der Fingerbasis rechts und links vom Knochen in die Tiefe, spritzt dort einen halben ml und beim Rückziehen dann einen weiteren halben ml. Ja. Aber das fühlt sich wirklich extrem komisch an, wenn es anfängt, richtig zu wirken! War für mich eine Premiere. Das Seltsamste an der ganzen Sache ist, dass man schon noch Berührung und Druck spürt, aber keinen Schmerz. Wir legten uns diese Anästhesie mittags gegen drei Uhr und der Kursleiter meinte, das würde ca. 2-3 Stunden halten. Ich wollte nämlich abends um neun Uhr noch ins Volleyballtraining gehen. Aber Cori hatte so toll gespritzt, dass mein Finger garnicht mehr zum Leben erwachen wollte. Die Betäubung hielt tatsächlich bis neun Uhr, pünktlich zum Trainingsbeginn. War also kein Problem mit Volleyball spielen.
Gestern war ich auch wieder im Volleyball, diesmal stand Techniktraining auf dem Plan. Hat total Spaß gemacht und ich glaube, dass das echt viel bringt, wenn man sich ab und zu mal intensiv auf die Technik konzentriert. Wir waren zehn Leute und danach war ich ganz schön platt ;) Haben nur die letzten zwanzig Minuten richtig gespielt - vorher haben wir nur Übungen gemacht. Heute Abend ist dann wieder normales Spielen angesagt.
Heute ist jetzt aber erst mal bisschen Faulenzen angesagt - heute Abend dann Training und morgen geht's an der Uni mit Anästhesie weiter für die nächsten zwei Wochen. Das ist son Fach, von dem ich bisher garkeine Ahnung habe. Mal schauen, ich glaube, in meinem Chirurgie-Buch steht ein bisschen was dazu drin, vielleicht lese ich mir das nachher mal durch... vielleicht ;)
Einen schönen Rest-Sonntag euch allen!
Lena =o]

Dienstag, 22. September 2009

Zurück in Göteborg...


... und ich muss zugeben: ich bin ein wenig erschöpft. Schlecht schlafen ist auf Dauer doch anstrengend. Hat zwar vergangene Nacht besser geklappt, aber die Zeit war dann doch zu kurz, um das fast-garnicht-Schlafen der Nacht zuvor auszugleichen. Naja.
Nachdem ich heute Morgen überpünktlich bereit für den OP war und sicherheitshalber bei Pétur an die Tür klopfte, um festzustellen, ob er, wie am Tag zuvor, vielleicht wieder verschlafen hat, was sich auch bestätigte, stiefelte ich erst mal alleine ein Stockwerk höher in Richtung OP. Die OP-Schwester hatte am Vortag vorgeschlagen, wir sollten doch ein paar Minuten vor acht da sein. Es stellte sich aber mal wieder heraus, dass dies eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn es dauerte noch gut eine halbe Stunde, bis der Tag in den grünen Sälen begann. Wir einigten uns, dass ich in den 6-Mal-Leistenhernie-OP gehen würde und Pétur in den 4-Mal-Hernie-und-2-Mal-Varizen-Saal. Ich hoffte natürlich inständig, dass ich assistieren dürfte und fragte ganz motiviert, ob ich mich denn auch waschen solle - kassierte aber erst mal ein nein. Na toll. War ja ein frustrierender Start in den Tag. Aber naja dachte ich, was nicht ist, kann ja noch werden, bei sechs Hernien gibt's sicher noch die ein oder andere Möglichkeit. Pustekuchen. Der Chirurg, mit dem ich unterwegs war, zeigte kein großes Interesse daran, mir etwas zu zeigen oder zu erklären. Er zog es auch vor, möglichst effizient und schnell zu arbeiten und so operierte er zusammen mit der OP-Schwester einen Patienten nach dem anderen. Auch meine Bitte, langsam und deutlich mit mir zu sprechen, drang wohl offenbar nicht bis zu seinem Cortex durch. Ich verstand dann, dass das "ihr seid morgen herzlich willkommen bei uns", das wir am Vortag von der OP-Schwester zu hören bekommen haben, so gemeint war: "ihr seid willkommen, von der unsterilen Seite über die Abdeckung zu schauen - aber am besten nix fragen und nicht stören." Nachdem ich bei der zweiten OP zugeschaut hatte, traf ich dann Pétur und erfuhr, dass er die ganze Zeit assistieren dürfe. Also tauschten wir einfach und so durfte ich bei einer Varizen- (Krampfader)Entfernung und einer Leistenhernie assistieren. Dann war der Tag für mich halbwegs gerettet =) Wir tauschten dann wieder, damit Pétur nochmal assistieren kann, aber ich holte mir dann die benötigte Anwesenheits-Unterschrift und ging mich noch ein Stündchen aufs Ohr hauen. Denn noch bei ner weiteren LH-OP zuschauen war jetzt nicht sooo spannend, zumal ich ja in Deutschland bereits einige gesehen und auch bei mehreren assistiert habe.
Um 16:30 nahmen wir dann den Zug zurück nach Göteborg. Erschöpft zu Hause angekommen stellte ich dann auf meinem Weg zur Dusche fest, dass ich meine Duschsachen in Strömstad in der Dusche habe liegen lassen. Also stiefelte ich wieder los zum nächsten ICA-Supermarkt (der glücklicherweise bis um 23 Uhr geöffnet hat) und kaufte mir für insgesamt 5 Euro (!) ein neues Shampoo + Duschgel. Und das waren die billigsten, die ich finden konnte ;)
Morgen und übermorgen steht dann Handchirurgie an. Eigentlich sollte ich mir die Anatomie nochmal ein bisschen zu Gemüte führen, aber irgendwie bin ich total unmotiviert... mal schauen.
Fotos vom Krebsessen und von Strömstad findet ihr nun ebenfalls hier: http://picasaweb.google.com/lenschnpost
Einen schönen Abend euch!

Montag, 21. September 2009

Meine ersten beiden Fotoalben

habe ich gerade meine ersten zwei Fotoalben "Meine ersten Tage in Göteborg" und "Oslo" online gestellt. Ein paar Fotos kennt ihr vielleicht schon, aber ich werde in Zukunft alle Fotos dort online stellen, das funktioniert einfach besser, als direkt auf dieser Seite hier =)

Nen schönen Abend euch!

Lena =o]

Leistenhernie, Leistenhernie, Varizen, Varizen, Leistenhernie, Leistenhernie

Oder alternativ: 6xLeistenhernie. So sieht der OP-Plan für den morgigen Vormittag in den zwei Operationssäle im Strömstader Sjukhus aus. Das heißt: Pétur und ich werden morgen als Leistenhernien-Experten wieder zurück nach Göteborg fahren. Trotzdem freue ich mich. Bin gespannt, ob wir nur zuschauen oder auch (hoffentlich) assistieren dürfen. Was interessant ist: die meisten Leistenhernien werden hier unter Lokalanästhesie operiert. Habe während meiner Famulatur zahlreiche LH-OPs gesehen, aber die wurden alle unter Narkose gemacht. Da bin ich mal gespannt, wie das läuft morgen.
Heute in der Chirurgie-Mottagning (Sprechstunde) ging es ziemlich entspanng zu. Ich war mit einem norwegischen Arzt unterwegs, der eigentlich schon pensioniert ist, aber sich noch ein bisschen "extrapengar" verdient und deshalb ein paar Tage in der Woche hier arbeitet. Wie so viele Skandinavier hat auch er Bekannte in Deutschland, hat als Kind einige Zeit in Österreich gelebt und sein Sohn lebte drei Jahre in München - deshalb konnte er auch relativ gut Deutsch und fand es anscheinend eine super Gelegenheit, seine Deutschkenntnisse etwas aufzufrischen. So unterhielten wir uns mal Schwedisch, mal Deutsch - war ne ganz nette Mischung. Generell sind hier alle total nett. Es handelt sich um ein relativ kleines Provinzkrankenhaus, weshalb Studenten wohl auch nicht sehr häufig hier anzutreffen sind. Das Krankenhaus hat trotz seiner Größe ein sehr großes Einzugsgebiet, überwiegend ältere Patienten. Und dementsprechend sah heute auch die Sprechstunde aus: Prostata-Ca, Varizen, Varizen, Naevuskontrolle, Varizen, Leistenhernie, Pilonidalsinus, Varizen, Hämorrhoiden, Leistenhernie, Varizen. Ja. Ich glaub das könnte es ungefähr gewesen sein *g*. Ich war um acht Uhr dort, um halb neun kam glaube ich erst der erste Patient. Generell läuft in Schweden alles ein bisschen stressfreier ab als in Deutschland. Das Stichwort der schwedischen Lebenseinstellung ist: "lagom". Meine Freundin Wiki beschreibt diesen Sachverhalt folgendermaßen:


"Lagom bezeichnet eine in Schweden weit verbreitete Einstellung zu vielen Dingen: Abneigung gegen Extreme, Bevorzugung des gesunden Mittelmaßes. Lagom bedeutet so viel wie "gerade richtig", eben nicht zu viel und nicht zu wenig [...] Beispielsweise würde es in Schweden meist als positiv angesehen, wenn das Wetter im Urlaub lagom warm ist, man auf der Autobahn lagom schnell voran kommt und die Portionen im Restaurant lagom groß sind."


Hier hat man jedoch den Eindruck, dass es sich nicht unbedingt um das genaue Mittelmaß handelt, sondern der Schwerpunkt eher etwas weiter in Richtung "nicht zu viel" tendiert. Alles ist eher gemächlich als stressig. So auch der Umgang mit Patienten. Die Ärzte hier nehmen sich wirklich erstaunlich viel Zeit für Patienten. Was ja eigentlich gut ist. Allerdings gibt es Situationen, in denen ich mir denke: "das hast du jetzt gerade schon zum dritten Mal erklärt" oder "Kaffeeklatsch kannst du doch nachher mit deinen Kollegen in der nächsten Fika (Kaffeepause) führen"... Wobei wir schon wieder bei nem neuen Stichwort wären: Fika, Pause. Gerne von den Professoren in der Uni auch einfach "liten bensträckning" genannt. Eines der Haupthobbies der Schweden. Wie gesagt: die Sprechstunde begann halb neun mit dem ersten Patient. Um zehn Uhr war dann die erste Kaffeepause mit Frühstück. Ging ne gute halbe Stunde. Dann wieder einige wenige Patienten. Zwölf Uhr dann Lunch. Ging eine Stunde. Um eins gings also weiter, um viertel nach zwei hieß es dann: "oh, der nächste Patient kommt erst um drei Uhr. Wir können also ne Fika machen." Oha. Also wieder Pause ;) Der Patient kam aber nicht um drei, sondern erst um zwanzig nach drei. Das war übrigens auch der letzte Patient des Tages *grinz*. Ja ;) Also insgesamt nicht so stressig. Was ich dann aber an der ganzen Sache nicht verstehe: die eeeewig langen Wartelisten, die hier in Schweden für bestimmte Untersuchungen, Arztbesuche und Operationen bestehen. Ein Beispiel: Patient mit Leistenhernie heute. Indikation zur Operation gegeben. Habe dann den Arzt gefragt, wie lange es dauern wird, bis der Patient einen OP-Termin bekommt. Da meinte dieser: "Ach, das kann evtl. ganz schnell gehen." - "Wie schnell?" - "Ein paar Monate." Oder: Ne Frau mit Krampfadern wurde bereits operiert, jetzt haben sich aber neue ausgebildet. Weiteres Vorgehen: sie soll einen Ultraschall gemacht bekommen, den sie aber hier (aus welchen Gründen auch immer) nicht machen können. Sie meinte dann: hoffentlich dauert das nicht so lange, auf den letzten Ultraschalltermin habe ich 1 1/2 Jahre gewartet. Ja! Das ist echt Wahnsinn. Die erste Anlaufstelle für Patienten sind hier in Schweden die "Vårdcentraler", das sind sone Art große Gemeinschaftspraxen, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen anzutreffen sind. Alles, was dort nicht behandelt oder diagnostiziert werden kann, wird an Krankenhäuser überwiesen. Da warten Patienten dann erst mal ewig auf nen Termin. Dort stellt der Arzt dann fest: wir brauchen ein Sono/CT/MR, also werden die Patienten wieder wo anders hin geschickt - natürlich mit langer Wartezeit. Mit dem Ergebnis kommen sie dann irgendwann wieder zurück und dann wird vielleicht ne OP geplant - wieder mit Wartezeit. Wirklich unglaublich. Genauso läuft das in net "Notaufnahme". Patienten warten da wirklich teilweise stundenlang und dann immer wieder zwischendrin - von Arzt angeschaut, warten, Röntgen, warten, wieder Arzt, Behandlungsvorschlag, wieder warten... Echt nicht schön. Und es heißt, dass hier genauso Ärztemangel herrschen würde wie in Deutschland. Aber ich glaube, wenn die n bisschen effektiver arbeiten würden, könnte man diesem Mangel echt ein ganzes Stück entgegen wirken. Naja...

Der Tag war auf jeden Fall trotzdem interessant. Der Arzt beschwerte sich nur auch selbst ständig über das schwedische Gesundheitssystem. Dass es zwar qualitativ sehr gut sei, es neue gute Behandlungskonzepte gäbe, die Spezialisten zu Genüge vorhanden seien, aber dass die Versorgung nicht optimal zugänglich ist für die Bevölkerung. In Norwegen ist natürlich alles besser ;) Aber er meinte, er verdiene hier als Rentner total viel Geld, deshalb wäre er noch hier. Und er erzählte dann von seinem Haus in Göteborg - direkt am Wasser, das "fantastisch" sei, außerdem hat er auch ein Haus in Norwegen, das näher zu der Strömstader Klinik sei und außerdem hat er noch ein Sommerhaus 60 km von hier entfernt. Ja, nicht schlecht. Aber er meinte dann, wenn ich mal in Skandinavien arbeiten wolle, solle ich nach Norwegen gehen ;)
Eine Patientin kam aus Deutschland, ist aber vor 19 Jahren mit ihrem Mann nach Schweden ausgewandert. Sie hatte eine... so dermaßen schlechte Aussprache, da hat's mir fast die Schuhe ausgezogen. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass wenn man für längere Zeit in ein Land geht, die Aussprache automatisch auch mit übernimmt. Aber das scheint wohl nicht zwangsweise so zu sein. Das hörte sich so dermaßen deutsch an ;) echt traurig. Hoffe, dass ich mich in nem Jahr nicht so anhöre *grinz*.

Nachmittags war ich dann noch ein bisschen im Städtle unterwegs und stellte fest, dass es hier tagsüber genauso verschlafen ist wie spät abends *g*. Trotzdem ziemlich schön hier, so direkt am Wasser. Allerdings hatten wir nach ner dreiviertel Stunde auch schon gesehen, was es so zu sehen gab ;)
Achja, hab ich schon erzählt, dass wenn ich von der Ambulanz aus aus dem Fenster schaue, ich direkt auf das Wasser blicke? Das ist toll - dunkelblaues Wasser, kleine Bötchen, rote Häuser auf den Inselchen... ich glaube, wenn man von seinem Arbeitsplatz aus sone Aussicht hat, muss sich das einfach positiv auswirken...

Da ich heute Nacht kaum geschlafen habe (schlafe irgendwie in meiner ersten Nacht an einem neuen Ort immer total schlecht), werde ich wohl heute nicht so spät ins Bett gehen. Bin ziemlich müde.


Bis morgen oder so =) *winx*


Lena

Sonntag, 20. September 2009

Grüße aus Strömstad

Liebe Grüße sende ich euch heute aus dem schönen Fischerstädtchen Strömstad, der nördlichsten Stadt an der schwedischen Westküste, ganz nahe der norwegischen Grenze. Um ca. 20:15 bin ich zusammen mit meinem Kommilitonen Pétur angekommen, die Busfahrt dauerte zweieinhalb Stunden. Bei unserer Ankuft war es leider schon dunkel, so dass man nur einen begrenzten Eindruck bekommen konnte, aber was ich bisher gesehen habe, gefällt mir sehr gut! Ich hoffe, dass wir in den nächsten zwei Tagen auch etwas Freizeit haben werden, sodas wir uns ein bisschen was von dem Städtchen anschauen und natürlich auch fleißig Fotos machen können. Pétur war wohl schon mehrmals hier, von daher habe ich einen ausgezeichneten "Stadt-Führer" ;). Ich sitze gerade auf dem Bett in meinem erstaunlich großen Zimmer, direkt im Krankenhaus. Ist total super - das heißt, ich kann morgen relativ lange schlafen, dann frühstücken und duschen und dann direkt auf Station laufen. Super =) Um acht Uhr beginnt dann dort unser Tag. Werden wohl morgen in der chirurgischen Sprechstunde sein und übermorgen im OP. Wäre ja super, wenns tatsächlich mal was zu sehen gäbe ;)

Am Freitag war unser Krebsessen. Es gab aber nicht nur Krebse, sondern auch leckere Salate und als Nachtisch selbstgemachte Kanelbullar. Corinna hatte ein Rezept und sie wurden richtig gut! Die Attraktion des Abends waren aber trotz allem die Krebse. Nun weiß ich auch endlich, wie man solche Dinger isst ;) Ich erinnere mich an lustige Restaurantbesuche während des Kroatien-Urlaubs, wo ich dieser Aufgabe relativ ratlos gegenüberstand *g*. Die anfängliche Hemmung, den Schwanz vom Rest zu trennen, verflog jedoch rasch und so wurde fleißig geknackt, gepuhlt und gefuttert *g*.
--> so sahen sie ungefähr aus. Aber schon bisschen traurig, wie groß die teilweise sind und wie wenig man letztendlich davon isst. Aus den Scheren kann man auch etwas Fleisch gewinnen. Hatten auch Dips dazu gemacht, war echt lecker! Mit dem schwedischen Trinklied hat's nicht so gut geklappt ;) Wir habens zwei mal tapfer probiert und sind dann doch auf deutsche umgestiegen ;)
Habe heute versucht, mit Picasa Fotos hochzuladen, hab's aber irgendwie nicht hingekriegt. Werde mir da mal professionelle Hilfe suchen und dann gibt's auch hiervon Fotos ;) War ein richtig netter Abend.
Konnte aber leider nicht so lange bleiben, da ich ja am nächsten Morgen um neun Uhr bereits im Mölndal Sjukhus in der Notaufnahme der Orthopädie meinen zweiten Dienst antreten sollte. Dieser Tage entpuppte sich als sehr interessant und lehrreich. Ich war den ganzen Tag zusammen mit Inas unterwegs und so machte sie bei einem Patient die Anamnese während ich untersuchte und beim nächsten Patient wechselten wir. Das machte es für mich viel einfacher, da ich die Sicherheit hatte, dass wenn ich etwas nicht verstehe, sie trotzdem alles versteht und wir so insgesamt keine wichtigen Informationen verpassen. Unser erster Patient ist am Tag zuvor beim Arbeiten im Garten mit der Hand gegen einen Stein geschlagen und es zeigte sich, dass er sich den äußersten Mittelhandknochen gebrochen hatte. Der Bruch wurde reponiert und dann eingegipst für drei Wochen. Als der Patient fertig versorgt war, zeigte mir Inas, wie ein Arztbrief aufgebaut ist und was alles rein muss. Wir formulierten dann zusammen den Brief aus und ich diktierte ihn dann. Beim nächsten Patient versuchte ich dann alleine alles auszuformulieren mit Hilfe des ersten Diktats und wir korrigierten es dann noch einmal zusammen, bevor ich es dann diktierte. So diktierte ich also meine ersten zwei Arztbriefe. Das hat mir echt richtig viel gebracht und ich war ganz schön froh, dass sie so geduldig mit mir war =) Haben noch viele andere Patienten gesehen, auch viele Frakturen und wir halfen auch, eine Radius-Fraktur zu reponieren. Der Tag hat echt Spaß gemacht und um viertel nach vier durften wir dann etwas früher gehen (eigentlich bis fünf Uhr).
Abends traf ich mich dann wieder mit den anderen Austauschstudenten bei Irenas neuem Zuhause, sie wohnt bei einer schwedischen Familie mit in deren Haus - ein waaaahnsinnig tolles Haus! Relativ alt, Holzboden, überall Holzbalken, Steintreppe usw. echt richtig schön! Später sind wir dann noch in eine Bar gegangen und haben dort n Bier getrunken. Aber ich war ziemlich müde von der vergangenen Woche, so dass ich um ein Uhr wieder nach Hause gefahren und tot ins Bett gefallen bin.
Den heutigen Tag habe ich dann ruhig angehen lassen und habe außer bisschen einkaufen und lesen nix groß gemacht.
Jetzt bin ich gespannt auf die kommenden zwei Tage hier in Strömstad.
Morgen oder übermorgen mehr =)
*winx*