Montag, 30. November 2009

Inte mycket att göra

Wir haben gerade 12:40 und ich habe Zeit, einen Blogeintrag zu schreiben. Ihr denkt euch sicher: wieso hat das Lenschn an nem Montag Mittag Zeit fuer sowas? Hat die nichts Besseres zu tun? Und damit habt ihr mal total Recht! Ich habe gerade wirklich nichts Besseres zu tun. Heute hat meine zweite Woche in der Gastrointestinalchirurgie begonnen und ich muss sagen, dieser Kurs ist im Vergleich zu den vorherigen richtig entspannt. Die erste Woche begann letzten Montag mit einem OP-Tag. Wir waren zu dritt und wurden von einer Ärztin auf drei verschiedene OPs verteilt. Die anderen zwei durften sich gleich steril waschen zum Assistieren, bei mir hiess es: du kannst hier zuschauen. Na toll. Euphorie gleich mal wieder auf null gesunken. Auf dem Programm stand eine Adenom-Entfernung aus dem Enddarm eines Patienten. Das Ganze endoskopisch. Probleme mit der Technik fuehrten dazu, dass die Schwester es erst mal lange nich hinbekam, den Bildschirm zum Laufen zu kriegen und so sah ich erst mal nichts, während die "OP" schon voll am Laufen war. Als dann irgendwann ein Technikexperte dazukam und das Ding zum Laufen brachte, war das Spektakel auch schon fast wieder vorbei, das Adenom entfernt und die Schwester begann, die Apparaturen auseinander zu bauen. Dann plötzlich ueberlegte sich der Operateur, ob man die Wunde nicht vielleicht doch nähen sollte, da sich die Wand nun sehr duenn anfuehle. Die Begeisterung war der Schwester geradezu aufs Gesicht geschrieben, da die ganzen Geräte mittlerweile nicht mehr steril waren. Ausserdem konnte sich der Operateur nicht entscheiden, was er nun machen wollte. Also liess er einen Oberarzt anrufen, um die Sache von ihm entscheiden zu lassen. Dieser brauchte mal wieder ne ganze Weile, bis er im OP aufkreuzte, untersuchte dann und war auch der Meinung, das solle genäht werden. Also musste die "Springer-Schwester" erst mal ein neues Instrumenteset besorgen, das Ganze wieder auspacken und zusammen stecken und dann konnte der Oberarzt die Wunde nähen. War aber ziemlich unspannend, wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt. Mittlerweile war aber relativ viel Zeit vergangen, es war bereits halb zwölf. Die nächste anstehende OP versprach allerdings spannend zu werden: Entfernung des Rektums plus Sigmoideums bei einem Tumorpatienten. Allerdings sollten wir uns um zwei Uhr wieder mit unserem Handledare treffen und diese OP wuerde keinesfalls vor ein Uhr beginnen. Trotzdem wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, noch etwas Interessantes zu sehen an diesem Tag und dachte: besser eine Stunde als keine Stunde. Durfte mich zu meiner grossen Freude auch steril waschen, obwohl ich sagte, dass ich bereits um zwei Uhr wieder gehen muesse. Der Tag war gerettet. Und die Operation wurde tatsächlich sehr spannend! Der Bauch wurde mit einem Schnitt von Nabel bis Schambein eröffnet, der Darm in seiner (fast) ganzen Pracht mobilisiert, Harnleiter und Gefässe identifiziert, Colon descendens in der Mitte durchtrennt, Sigmoideum und Rektum entfernt, das neue Ende des Colon descendens mit dem Anus wieder verbunden und ein zusätzliches Ileostoma angelegt, damit die Wunde besser verheilen kann. Durfte zwar insgesamt nich viel machen, aber ich hatte eine optimale Sicht, durfte immer mal wieder hier und da tasten und fuehlen und wurde ganz viele Anatomie-Fragen gefragt, die ich zu meiner eigenen Ueberraschung zum grössten Teil sogar beantworten konnte. Der Operateur meinte sogar einmal erstaunt: "Wow, auf diese Frage hab ich noch von keinem schwedischen Studenten die Antwort erhalten. Von denen weiss keiner, dass diese Vene hier in die Milzvene drainiert. Wir sollten die schwedischen Studenten echt mal nach Deutschland schicken." Da war ich ganz stolz =o) Toll war's! Achso, ich habe dann nach ner halben Stunde OP die Springer-Schwester gebeten, meinen Handledare anzurufen und zu fragen, ob ich länger bleiben darf, da die OP so spannend sei. Ich wusste, dass in der Besprechung, zu der ich eigentlich sollte, nichts Wichtiges passieren wuerde. Und ich durfte länger bleiben, mit der Bedingung, am nächsten Tag von der OP zu berichten. Kalaro =)
Um viertel vor fuenf bin ich dann aber doch nach Hause gegangen, die OP war noch nicht ganz, aber fast fertig.

Der Dienstag begann dann erst mal mit "självstudium" (Selbststudium), wobei das eigentliche Vorhaben "Frueh aufstehen und lernen" in Ausschlafen umgetauscht wurde. Das Wochenende lag ja schliesslich schon lange zurueck ;) Um ein Uhr ging ich dann zum Seminar, in welchem wir von unseren OPs bzw. Sprechstunde-Patienten (der andere Teil der Gruppe) berichteten und ueber ein paar Themen quatschten und dann ging es um drei Uhr auch schon wieder nach Hause. so koennte es immer laufen, dachte ich mir. Mittwochs war ich dann fuer einen Tag in der "bröst-mottagning" (Brust-Sprechstunde). Dort sahen wir einige Patienten/innen mit Knoten in der Brust, fuehrten aber selbstständig keine Gespräche. Dafuer durften dann alle bei jedem Patienten auch mal tasten, nachdem der Arzt fertig war (arme Patienten *g*). Mittags sahen wir dann eine Mammografie und dann gingen wir in den OP. Durfte mich steril waschen *yay*, um dann wie ein schmueckendes Anhängsel die ganze Zeit steril neben dran zu stehen und NICHTS zu tun, aber auch garnichts. Ich habe drei Sekunde einen Haken gehalten, das war's. Und dann war's noch nicht mal eine Brust-Patientin, sondern eine Achsel-Ausräumung nach Melanom-Entfernung. Immerhin durfte ich am Ende noch ein bisschen intrakutan nähen. Das war toll. Gute Uebung fuer die praktische Pruefung, bei der das auch dran kommen kann.

Am Donnerstag hatten wir den ganzen Tag (zum grössten Tag ziemlich unnötige) Seminare bei einem wahnsinnig unsympathischen Arzt, der so schnell gesprochen hat, dass ich (und sogar die meisten der Schweden!) oft nicht verstanden habe, was er da verzapfte. Bei einem Patientenfall ratterte er in einem riesen Tempo die Laborwerte runter und fragte mich dann, was ich davon halte. Ich sagte ihm, dass mir das zu schnell ging, ob er das bitte noch einmal wiederholen könne (und es ist bei meinem Akzent nicht zu ueberhören, dass ich keine Schwedin bin) und da ratterte er das Ganze in einem noch grösseren Tempo runter. So ein Depp. Naja. Immerhin waren wir auch wieder relativ frueh fertig, das einzig Positive an diesem Tag.

Heute begann dann die zweite GI-Chirurgie-Woche in der Sprechstundenambulanz. Ich kam um neun, erfuhr dann, dass es eigentlich bereits um halb neun los gegangen wäre, es stuende falsch auf dem Zettel. Aber ich hätte nichts verpasst, da die ersten zwei Patienten eh nich aufgetaucht seien. Ein weiterer Patient sagte ebenfalls eb und so warteten wir mal wieder. Wie immer. Bei dem ersten Patienten (Gallensteine, Fragestellung OP) uebernahm Homa das Gespraech + Diktat und beim zweiten Patienten (Inkontinenzprobleme nach Darmoperation) ich. Um elf Uhr waren wir fertig und nun Pause bis zwei Uhr. Wir sollen fuer Morgen die Themen vorbereiten, die uns bei unseren Patienten heute begegnet sind, das habe ich nun bereits gemacht. Ausserdem habe ich morgen Vormittag wieder självstudium, da habe ich dann auch noch etwas Zeit fuer die Vorbereitung. Um zwei Uhr haben wir dann Seminar, mal schauen, vielleicht sind wir ja etwas frueher fertig als vier Uhr ;)

Freue mich schon tierisch auf heute Nachmittag, denn: ich werde mich mit Laura (habe ich im Volleyball kennengelernt, kommt auch aus Freiburg, studiert Psychologie, spielt Klavier, hat Zugang zu einem Klavier im Wohnheim!) treffen zum vierhändig Klavierspielen *jippijaijäi*. Haben gestern bereits Noten rausgesucht und werden das später mal ausprobieren. Jippi, ich freue mich, hoffe, dass meine Finger nach ueber drei Monate Nichtspielen nicht total eingerostet sind...

Heute Abend dann Volleyball. Habe uebrigens ein sehr sportliches Wochenende hinter mir: Techniktraining am Samstag, gestern Abend Training und heute dann wieder.


Hoffe, ihr hattet alle einen schönen ersten Advent (ich selbst hab's ueberhaupt nicht mitgekriegt) und einen guten Start in die neue Woche!?


Gruesse, Lena =o]

3 Kommentare:

Mira hat gesagt…

Was heißt eigentlich "Streber" auf Schwedisch?

*lenschn* hat gesagt…

also ich glaube, ich muss die kommentarmöglichkeit hier für dich mal schließen ;)

Mira hat gesagt…

Mach das nur aber dann wird niemand mehr Kommentare schreiben :-)
Viele grippige Grüße aus Freiburg

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