Sonntag, 6. September 2009

von Knochen, Gelenken und Elchen



zwei Wochen bin ich nun bereits hier. Unglaublich. Und dabei habe ich euch erst sehr wenig von meinen Erlebnissen berichtet. Unverzeihlich ;) Ich sollte wirklich öfter posten. Aber die vergangene Woche war für mich wahnsinnig anstrengend. Und deshalb war ich abends meist zu platt, um mich zu einem Blogeintrag aufzuraffen. Aber genug der Ausreden, ich werde versuchen, mich öfter zu melden =) Wenn man sich erst nach so vielen Tagen wieder meldet, ist es auch schwierig, das Erlebte zusammenzufassen und man vergisst dann doch viele Dinge, die einem in kleinen Momenten durch den Kopf gingen oder die einen beschäftigten... ich werde mein Bestes geben.

In dieser Woche hatten wir noch keinen Patientenkontakt - gut für die Patienten, gut für mich. Denn dabei wäre bestimmt noch nicht viel rumgekommen ;) Wir haben erst mal selbst gelernt, uns gegenseitig orthopädisch zu untersuchen. Jeden Tag gab es einen Themenkomplex, z.B. Hand+Fuß oder Schulter+Hüfte+Knie, lernten zuerst in einer größeren Gruppe die theoretischen Grundlagen und probierten dann in Zweiergruppen, uns gegenseitig zu untersuchen. Und das war alles garnicht so einfach! Das Tolle war, dass wir einen Kursleiter hatten, welcher wahrscheinlich selbst kein "Vollblutschwede" war und deshalb ein Schwedisch sprach, das ich sehr gut verstehen konnte. Hatte wirklich das Gefühl, ca. 80 % des Gesagten verstanden zu haben. Das Problem begann dann bei der Untersuchung der Kommilitonen. Diese waren glücklicherweise sehr geduldig mit mir und halfen mir dabei, passende Wörter zu finden. Denn Untersuchen ist ja nicht nur Untersuchen - man muss ständig den Patienten anweisen, was er tun soll (dagegen drücken, auf die Zehenspitzen stellen, sich mit den Händen gegen die Wand lehnen, den Raum auf und ab laufen, ziehen, Arme nach innen oder nach außen drehen, den Arm heben...). Und da merkt man erst mal wieder, wie gering der Wortschatz doch ausgebildet ist. Eine Kommilitonin war besonders nett - sie fragte mich auch ständig, was sie machen solle, damit ich auch gezwungen war, sie anzuweisen. Und wenn ich nicht weiter wusste, schlug sie mir Wörter vor - und fragte später noch mal nach usw. Das hat mir echt geholfen. Muss jetzt aber heute nochmal kräftig Vokabeln lernen - weiß ja jetzt, welche Wörter und Sätze ich brauche. Denn ab morgen sind wir dann wirklich bei Patienten. Und da werden wir wahrscheinlich eigenständig Patienten untersuchen müssen. Dieser Gedanke löst doch etwas Angst in mir aus ;) Außerdem habe ich am Dienstag meinen ersten "jour" (Dienst) in der Orthopädie im Mölndal-Krankenhaus. Mit einer weiteren Studentin werde ich dort von 17 bis 22 Uhr einen diensthabenden Arzt begleiten. Normalerweise ist es wohl üblich, dass Studenten dann eigenständig Anamnese und Untersuchung durchführen, sich dann mit dem Arzt besprechen und schließlich auch Arztbriefe usw. selbst schreiben. Sowas hab ich ja noch nicht mal in Deutschland gemacht - wie soll ich das dann auf Schwedisch machen? Aber unser Kursleiter diese Woche meinte, wenn wir keine Briefe schreiben wollen, wäre das auch ok, aber wir sollten dann dem Arzt einen Teil der praktischen Tätigkeiten abnehmen. Werden da wohl auch helfen, Patienten wieder einzuränken und lernen, selbst z.B. Knie zu punktieren. Da bin ich ja mal gespannt =)

Am letzten Wochenende sind wir mit der Fähre zu zwei der Schäreninseln gefahren: Styrsö und Brännö. Unsere Monatskarten für den S-Bahn und Bus-Verkehr gilt auch für diese Fährenverbindungen. Und so fuhren wir, mit einem Frühstück im Gepäck, zuerst auf die Insel Styrsö. Dort suchten wir uns dann einen gemütlichen Platz am Wasser und frühstückten erst mal gemütlich. Danach besichtigten wir die Insel und fuhren danach von Styrsö nach Brännö. Brännö hat mir noch viel besser gefallen, da die Insel noch kleiner ist, überall stehen kleine tolle rote Häuslein und man hat ständig diesen Wassergeruch in der Nase. Da kam richtiges Urlaubs-Feeling auf ;) Die Inseln besitzen auch kleine eigene Geschäfte, so dass die Einwohner nicht immer aufs Festland fahren müssen. Allerdings ist der Fährenverkehr sehr gut ausgebaut, so dass man sehr gut von einer auf ne andere Insel oder wieder aufs Festland kommen kann. Sobald ich mein Kabel für die Kamera habe, werde ich euch auch mal Fotos zeigen können.

Gestern sind wir zum "Slotsskogen" gefahren, der sich nahe des Sahlgrenska Universitetssjukhuset befindet. Es handelt sich hierbei um eine riesige Parkanlage mit integriertem botanischem Garten und einer Art Zoogelände, ähnlich dem Mundenhof in Freiburg. Bei diesem Spaziergang sah ich die ersten Elche meines Lebens und ich war wirklich beeindruckt, wie riesig diese Tiere sind! Leider haben wir nur Weibchen gesehen, die Männchen sind sicher nochmal größer. Ich war auch fasziniert von den Köpfen dieser Tiere, da sie aussehen wie eine Mischung aus Pferd, Lama und Känguruh. Sie lagen allerdings nur faul herum und ließen sich von den Spaziergängern bewundern. Auch sehr niedlich waren die Hängebauchschweine - Hängebauchschwein heißt übrigens "hängbuksvin" ;) Wie gesagt, Fotos werden (hoffentlich bald) folgen.

Meinen ersten Besuch in einem der legendären "Systembolaget" hatte ich am Freitag Nachmittag. Da diese Läden am Wochenende nach Samstag 14 Uhr geschlossen haben, war bereits an diesem nachmittag die Hölle los. Dazu kam erschwerend, dass die Gänge zwischen den Regalen wahnsinnig schmal war und ich deshalb keine Möglichkeit hatte, mich mit meiner Unitasche auf dem Rücken in Ruhe vor ein Regal zu stellen und zu schauen, was es denn so gibt. Ständig musste man wieder rückwärts aus dem Regal rauslaufen, damit eine entgegenkommende Person durchgehen konnte. Das war wahnsinnig nervig. So beeilte ich mich mit meinem Einkauf, um den Laden möglichst schnell wieder verlassen zu können. Ich kaufte den billigsten Rotwein, den ich finden konnte - ein bulgarischer Rotwein für 48 Kronen (ca. 4,8 €). Da bin ich ja mal gespannt, wie er schmeckt. Wahrscheinlich schmeckt er so, dass man ihn eigentlich mit Cola mischen müsste, aber andererseits will ich ihn nicht mischen, wenn ich weiß, dass ich fast fünf Euro dafür gezahlt habe. Wirklich traurig, dass man in Deutschland für dieses Geld bereits einen guten Wein bekommt. Aber naja, ich werde euch von meinem Trinkerlebnis berichten ;) Ich kaufte noch eine Flasche Martini für 89 Kronen. Dieser schmeckte wie erwartet toll ;) Mit diesen Errungenschaften verließ ich also schleunigst den Laden.

Das Nachtleben betreffend haben wir bereits ein paar Bars erkundet. Es gibt meistens eine Happy Hour bis ca. elf Uhr, in welcher es "billigere" Getränke gibt - das heißt, im gestrigen Fall, das billigste Bier für 29 Kronen. Nach elf Uhr kostete es dann 41. Deshalb blieb es für mich auch bei zwei Happy-Hour-Bieren ;) Später spielte eine Band, die ich aber leider - wie auch die Band in einer anderen Bar eine Woche zuvor - sehr schlecht fand. Aber bei niedrigem Alkoholpegel ist man nun mal auch wählerischer *g*. Dafür lief in der Zeit davor ziemlich gute Musik. In Schweden machen wohl die meisten Bars und Klubs um zwei Uhr bereits zu, sodass man wirklich früh mit feiern anfangen muss.

Nächste Woche hat das "Fysiken" (Göteborgs großes Sportzentrum) 'Woche der offenen Tür', während der man die verschiedenen Sportangebote austesten kann. Ich würde gerne mal in Volleyball reinschauen, hätte total Lust, wieder regelmäßig zu spielen. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man wohl nen Semesterbeitrag zahlen, kann dann aber, wie ich gehört habe, so viele Angebote nutzen, wie man möchte. Also mal schauen, vielleicht klappt das ja. Würde auch gerne mal wieder joggen gehen, aber ich müsste dazu erst von hier aus einige Stationen mit der Tram fahren - und das hat mich bisher daran gehindert, das auszuprobieren ;) Aber vielleicht überwinde ich mich ja mal in den nächsten Tagen.


Jetzt werde ich ein bisschen was für die Uni tun - nachdem ich heute bis um 14 Uhr geschlafen habe (es lebe das Ausschlafen), ist ja nicht mehr so viel vom Tag übrig *g*.


Euch allen noch einen schönen Rest-Sonntag und einen guten Start in die neue Woche!





Lena =o]

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