Sonntag, 31. Januar 2010

Kiruna - Teil 2

Sägen und Holzhacken stellte sich dann als relativ schwierige Aufgabe dar, da wir einmel stumpfe Hacken hatten und außerdem das Holz total gefroren war. Wir versuchten trotzdem unser Bestes und ein paar Kisten bekamen wir sogar voll. Trotzdem empfanden wir das Ganze etwas als Beschäftigungstherapie, da es durchaus auch elektrische Sägen gab... aber nunja. Zum Mittagessen gab es einen Rentier-Gemüse-Eintopf. Nachdem wir am Morgen die süßen Rentiere auf er Hinfahrt gesehen hatten, war es fast ein wenig komisch, diesen Eintopf zu essen, aber wir stellten schnell fest, dass er ziemlich gut schmeckte! Danach wurde weiter Holz gehackt (da fanden wir es dann langsam nicht mehr lustig), aber nach einer Weile schickte uns Stig zum Fluss hinunter, zum Eisfischen. Mittlerweile war es schon stockdunkel geworden (ab ca. 15 Uhr), aber dank des Schnees konnte man doch ein wenig was sehen. Auf dem zugefrorenen Fluss angekommen, suchte Stig nach einer selbstgesetzten Stock-Markierung und begann dann, um diesen Stock herum einen Eiswürfel auszusägen. Das war wohl auch nicht so einfach, da zu Beginn die Säge immer wieder ausging, sobald er sie auf das Eis aufsetzte. Aber es war ganz amüsant, ihm dabei zu zusehen. Als er den Stock aus dem Eis befreit hatte, sahen wir, dass an diesem Stock eine Schnur befestigt war, welche sich unter dem Eis hindurch bis zu einem anderen festgefrorenen Stock, ca. 20 m weiter, zog. Auch diesen Stock sägte er nun frei und erklärte uns, dass an dieser Schnur ein Fischernetz befestigt sei. Eine Person musste dann an dem einen Ende kontinuierlich noch mehr Schnur abwickeln, während Stig auf der anderen Seite das Netz aus dem Loch herauszog, um zu sehen, ob sich Fische in dem Netz verlaufen (bzw. verschwommen) hatten. Leider war dem nicht so. Durchgefroren und fischlos stiefelten wir wieder zurück ins Camp und verbrachten den Nachmittag mit Kartenspielen, zusammen mit den Chinesinnen. Wir zeigten ihnen zwei Spiele und sie zeigten uns ein Spiel, wobei sie sich bei den Regeln ihres Spieles selbst nicht ganz einig waren. Trotzdem hatten wir großen Spaß. Nach dem Abendessen durften wir saunieren. Die Sauna wurde bereits seit dem Nachmittag angeheizt und die Chinesinnen starteten die erste Runde. Wir spielten noch ein wenig Karten und warteten darauf, uns auch endlich mal so richtig aufwärmen zu dürfen (immerhin ein Mal an diesem kalten Tag). Zwischendurch verließen wir immer wieder die Hütte, um nach Nordlichtern Ausschau zu halten. Die Bedingungen waren eigentlich perfekt - ein sternenklarer Himmel. Aber vorerst hatten wir auch hier keinen Erfolg. Nach den Chinesinnen durften wir dann saunieren. Die Sauna wird mit einem richtigen Holzofen geheizt, was nochmal eine viel intensivere Wärme verursacht als bei unserer Sauna zu Hause. Abgeduscht wurde dann in der Sauna selbst - in einem großen Kessel befand sich Wasser aus dem Fluss, welches man sich dann mit Hilfe einer Gießkanne über den Kopf schüttete. Duschen gab es im Camp nicht. Als wir zurück zur Hütte schlenderten, hatten die anderen noch immer keine Nordlichter entdeckt. Wir warteten noch eine ganze Weile. Vor allem Tobi zeigte eine große Warte-Ausdauer, aber irgendwann verließ uns (und sogar ihn) die Motivation und wir gingen in die Sami-Hütte zum Schlafen. Dort hatten wir auch einen Ofen, den Tobi fleißig heizte. In zwei "Zimmern" gab es dort Holz-Britschen, auf welchen man sich dann mit Schlafsäcken einwickelte. Generell war es trotz Feuer ziemlich kalt, aber mit Klamotten und Schlafsäcken bekam man doch ganz warm. Nervig war nur, dass ein paar Chinesinnen die Nacht durchmachten und alle fünf Minuten zum Nordlichter-Fahnden rausgingen und dabei jedes Mal die Tür mit einem lauten Knall zufiel. Deshalb bekamen wir nicht wirklich viel Schlaf. Und Nordlichter gab es in dieser Nacht auch nicht. Ratet mal, was wir am nächsten Tag nach dem Frühstück machen mussten. Genau, Holzhacken. Yippiyayyäi. Denn es sollte zum Mittagessen Barbecue in der Barbecue-Hütte geben und dazu braucht man nun mal Holz. Ein paar Chinesinnen gingen zum Eisangeln, aber auch das sollte keine Erfolge bringen. Tobi und ich beschäftigten uns also mit Holz. Ist ja eigentlich ganz nett, sowas mal zu machen. Aber die Art und Weise, wie einen Stig ständig herumkommandiert hat, versaute die Stimmung doch beträchtlich. Und nachdem sich Tobi dann mit einem Stück Holz über dem Auge verletzte, ließen wir es einfach sein und gingen spazieren. Holz gab es später trotzdem, was unsere Beschäftigungs-Therapie-Theorie bestätigte. Gegrillt wurden Lyoner-Würste und dazu gab es Kartoffelbrei und Bohnen. Ganz lecker eigentlich. Und nach dem Essen war es dann auch schon wieder Zeit zum Packen und Abreisen. An diesem Tag war es unglaublich kalt: -30 Grad. Das ist eine Temperatur, bei der einem das Gesicht weh tut. Unglaublich kalt. Aus diesem Grund wurden wir auch nicht mit Hundeschlitten abgeholt, sondern nur mit Snowmobilen. Tobi durfte fahren und wir anderen saßen, mit dem Rücken in Fahrtrichtung, auf dem Anhänger. Unterwegs, mitten in der Pampa, wurden wir plötzlich angehalten: Polizei - Alkoholkontrolle. Ohne Scheiß! Ich kam mir ein bisschen vor wie bei Versteckte Kamera. Die fahren mit ihren Mobilen durch das Nirgendwo und wenn sie irgendwo mal ein anderes Mobil finden, wird gepustet. Aber alles war in Ordnung und so durften wir gleich wieder weiterfahren. Aber wir fühlten uns wirklich, wie wenn wir erfrieren würden. Die Füße wurden nach kurzer Zeit taub und nach einer weiteren Zeit fingen sie an, weh zu tun. Das fühlt sich an, wie wenn man die Füße barfüßig in die Tiefkühltruhe steckt. Nicht, dass ich das schonmal gemacht hätte, aber so stelle ich mir das jedenfalls vor. Es war schrecklich. Wir waren alle heilfroh, als wir an der Hundestelle ankamen. Dort verabschiedeten wir uns von den Hunden, halfen, diese wieder in den Hundehänger zu verfrachten und zogen uns dann um. Tobi und ich hatten die tolle Idee, unsere normalen Schuhe dort stehen zu lassen über die zwei Tage. Wir zogen also die Boots aus und mussten in ca. -30 Grad kalte Schuhe rein. Auf der Autofahrt glaubten wir wirklich, die Füße würden uns gleich abfallen. Aber das passierte zum Glück nicht. Was für eine Wohltag es dann war, in der Jugendherberge heiß zu duschen. An diesem Abend gingen wir nur noch einkaufen, kochten uns was zu essen und kuschelten uns ins warme Bett.
Am nächsten Tag ging es dann wieder mit dem Nachtzug zurück in Richtung Göteborg. Dieses Mal kam der Zug glücklicherweise pünktlich und wir kamen einigermaßen in der Zeit in Göteborg an. Ursprünglich hätten wir uns noch gerne das Eishotel in Kiruna angeschaut, aber dafür hatten wir leider keine Zeit mehr, da ja der erste Kiruna-Tag durch die acht Stunden Verspätung ganz wegfiel.


Im Nachhinein kann man sagen, dass es wirklich ein tolles Erlebnis war, diese Landschaft und dieses Klima ein mal gesehen und erlebt zu haben. Ich hätte mir nie vorstellen können, wie sich eine solche Kälte anfühlt. Trotzdem haben diese wenigen Tage durchaus gereicht und wir waren heilfroh, wieder in etwas wärmere Gegende zu kommen ;)
Hier geht es zu den Fotos: http://picasaweb.google.com/lenschnpost/Kiruna#

3 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Hallo Lena.

das war wirklich ein spannender Beitrag. Holz hacken können wir bei uns zu Hause ja auch mal ... so zum Entspannen..:-)
Eine wirklich erlebnisreiche Fahrt liegt da hinter Euch .. und die Bilder sind auch klasse, wobei die Bilder ab der Hälfte etwa sehr klein sind und sich nicht vergrößern lassen...hm ... keine Ahnung warum ....
Liebe Grüße aus Freistett, wo es nur -2 Grad kalt ist, aber heute haben wir Schnee satt.

*lenschn* hat gesagt…

huhu!

die fotos am ende habe ich von einer chinesin geschickt bekommen. ich glaube, die sind einfach so klein... muss mal tobi fragen =o]
wir wurden heute auch wieder eingeschneit, alles ist weiß. schön =o]

liebe grüße!

Andi hat gesagt…

Hört sich echt spannend an :) und tolle Bilder!

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