Sonntag, 10. Januar 2010

Neues Jahr, neues Layout - Lebenszeichen

Ett gott nytt år!
Hallo, lieber, enttäuschter und deshalb vermutlich nicht mehr vorhandener Leser. Ich lebe noch. Viel Zeit ist (mal wieder) vergangen und entsprechend ist auch viel geschehen. Mittlerweile sind wir vom Jahr 2009 ins Jahr 2010 gewechselt, was vermutlich auch dir nicht entgangen ist. Mein letzter Eintrag verzeichnet ein Datum zu Beginn des letzten Monats des letzten Jahres... unglaublich. Ich habe mittlerweile mein Chirurgie-Semester abgeschlossen und morgen beginnt bereits das zweite und somit letzte Auslandssemester. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Kurz vor Weihnachten hatten wir unsere praktische Prüfung. Diese lief folgender Maßen ab: es gab insgesamt zehn Stationen, von welchen jeder Student fünf absolvieren musste. Mich trafen folgende Stationen: Orthopädie, Anästhesie, Handchirurgie, Gefäßchirurgie und Allgemeine Chirurgie. Abgesehen von Anästhesie lief es auch ganz gut. Ich musste Röntgenbilder beurteilen, Ambubeutel zusammenschrauben, Blutdruck am Arm messen, einen Patienten untersuchen und einige theoretische Patientenfälle beurteilen. Hat eigentlich fast Spaß gemacht. Allerdings habe ich die zwei Allgemein-Chirurgen mit meiner unsicheren Art ("man könnte; man sollte; das ist eventuell; vielleicht sollte man...") etwas zur Weißglut getrieben. Bei der Anästhesiestation habe ich dann etwas versagt, als ich ausrechnen sollte, wie lange eine Gasflasche mit einem bestimmten Druck ausreicht, um einen Patienten mit einer bestimmten Gasmenge pro Zeit zu beatmen. Da habe ich mich dann nicht gerade von meiner besten Seite gezeigt, aber was soll's. War mir im Voraus bereits klar, dass wenn ich eine Anästhesie-Station bekommen sollte, dass es vermutlich nicht meine beste sein würde. Insgesamt hat es dann aber gereicht, ich habe bestanden. Nach der praktischen Prüfung verbrachte ich dann noch ein gemütliches Wochenende hier in Göteborg, bevor es dann sonntags endlich nach Deutschland ging. Ich freute mich wie ein Schnitzel, meine Familie wieder zu sehen. Ich flog mit einer Stunde Verspätung also vom Göteborg City Airport nach Frankfurt Hahn, wo mich mein Vater abholte. In Deutschland war zu diesem Zeitpunkt ein ziemliches Schneechaos angesagt, weshalb sogar einige Flughäfen ganz gesperrt wurden. Meiner glücklicher Weise nicht und so kamen wir gegen Mitternacht zu Hause an. Auch Tobi stieß an diesem Abend noch dort zu uns, nachdem er am Tag zuvor in Berlin der Hochzeit seines Freundes beigewohnt hatte. Nun war alles wieder gut. Allerdings sollten die nächsten zehn Tage recht turbulent und Reise-reich werden, denn wir hatten ja nicht nur eine, sondern zwei Familien zu besuchen. Direkt am nächsten Morgen fuhren wir bereits nach Freiburg, da Tobis Oma am Abend ihren 80. Geburtstag feiern wollte. Den Tag nutzten wir noch, um zumindest ein Mal den Freiburger Weihnachtsmarkt auf einen Glühwein zu besuchen und einige Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Den nächsten und die daruaf folgenden Tage verbrachte Tobi dann in der Uniklinik. Er hatte einige Wochen zuvor in Schottland einen Schlag aufs linke Auge bekommen (er konnte tatsächlich nichts dafür, auch wenn das keiner der Ärzte glauben will), war dann in Schottland in einer Klinik, diese stellten fest, dass er ein Hämatom in der Fovea centralis (Ort des schärfsten Sehens) bekommen hatte und hatten ihm Steroid-Tropfen und Mydriatika (Pupillen-Weitstell-Tropfen) verschrieben und gemeint, er solle abwarten. Da jedoch seine Beschwerden nicht besser wurden (anvisierte Gegenstände konnte er nicht sehen), entschied "er sich" (nach mehrmaligem Ar***-Tritt von mir), noch eine zweite Meinung in Deutschland einzuholen. Die Uniklinik sagte dann, dass man dieses Hämatom bis fünf Tage nach dem Schlag hätte absaugen können, dazu sei es nun zu spät und das Hämatom bereits verkrustet. Die einzige Möglichkeit noch etwas zu tun, sei, ein Heparin-ähnliches (blutverdünnendes) Mittel in das Hämatom zu spritzen und außerdem eine Gasblase in den Augapfel zu spritzen. Durch tagelange Nasenspitze-in-Richtung-Boden-Kopfhaltung solle dann die Gasblase das Hämatom von der Fovea centralis wegschieben. So weit die Theorie. Noch am 22. Dezember wurde dies gemacht und die nächsten zwei Nächte verbrachte Tobi im Krankenhaus. So stellt man sich die Ferien doch vor. Am 24. wurde er entlassen und wir verbrachten Heiligabend bei meiner Familie. In den folgenden Tagen wechselten wir mehrmals zwischen Freistett und Freiburg. Trotz dieses "Reisestresses" hatten wir wirklich schöne Tage in Deutschland. Allerdings hatte ich ständig meine Klausur im Hinterkopf, die ich am 4. Januar in Göteborg haben sollte. Eine Abschlussklausur über das gesamte Semester. Wir ihr euch vielleicht denken könnt, hatte ich kaum Zeit, während meiner Tage in Deutschland dafür zu lernen. Nun, da ich schon mal da war, wollte ich natürlich auch möglichst viele Leute sehen und Zeit mit ihnen verbringen. Man muss im Leben eben Prioritäten setzen. Am 30. sollte es per Flug wieder zurück gehen. Als wir uns diesem Datum näherten, wurde uns klar, dass Tobi wegen seiner Gasblase im Auge nicht fliegen durfte (in der Höhe dehnt sich Gas aus -> Erblindung) und wir mussten uns entscheiden zwischen a) Tobi bleibt die nächste Zeit in Deutschland und fliegt dann irgendwann nach Schottland und b) wir suchen eine andere Möglichkeit, Tobi ohne Flug nach Göteborg zu bekommen und haben dann noch zwei gemeinsame Wochen dort, bevor es für ihn wieder nach Schottland geht. Wir entschieden uns für Möglichkeit b) und so begab sich Tobi bereits am 29. mit dem Auto nach Rastatt, von dort aus mit dem Zug nach Frankfurt, von dort aus mit einer Mitfahrgelegenheit nach Kiel und von dort aus mit der Fähre nach Göteborg. Ich verbrachte meinen Geburtstag noch in Deutschland und flog am 30. wieder zurück. So konnten wir trotz des Augen-Problems Silvester zusammen in Göteborg verbringen. Åsa hatte für den Jahreswechsel Freunde eingeladen und feierte in der Wohnung. Wir waren zum Abendessen eingeladen und nahmen diese Einladung natürlich auch gerne an. So gab es ein leckeres Essen und wir lernten interessante (*g*) Freunde von Åsa und Kenth kennen. Später trafen wir dann meine Freunde im Wohnheim. Dort wurde gequatscht und getrunken, bevor es zum 12-Uhr-Feuerwerk in die Innenstadt ging. Dort wurde auf einer großen Leinwand noch einmal der Göteborger-Weihnachtsfilm gezeigt. Das Komische war, dass es keinen offiziellen Count-Down gab und somit keiner genau wusste, wann denn nun 12 Uhr war. Deshalb wurde hin und wieder schon ein wenig geknallt und irgendwann fing man mal an, anzustoßen. Das fand ich etwas schade, da der richtige Jahreswechsel irgendwie ein wenig unterging. Wir hatten trotzdem unseren Spaß und nachdem kräftig angestoßen worden war, machten wir uns auf den Weg zum "Pustervik", wo zu live-Bands dann noch kräftig getanzt wurde.
Der nächste Tag galt der Regeneration und ab 2. Januar legte ich dann richtig mit Lernen los. Blieb auch nicht mehr so viel Zeit. Am 4. war dann große Klausur - sechs Stunden theoretische Patientenfälle zu den verschiedenen Fächern des vergangenen Semesters. Die Klausur war wirklich nett (vergliechen mit deutschen), es wurden typische Krankheitsbilder abgefragt - Grundlagen, die man wirklich können muss und die man auch mehrfach während des Semesters bei echten Patienten gesehen hatte. Ich merkte wirklich den Vorteil dieses praxisorientierten Lernens hier in Schweden - ich hatte bei dem Beantworten der Fragen immer Patienten vor Augen, die ich gesehen hatte. Ich konnte mich wirklich an die einzelnen Leute erinnern und wusste somit oft, welche Untersuchungen und Behandlungen wir eingeleitet hatten. Die Klausur lief wirklich gut und ich hatte danach ein gutes Gefühl. Die Antwort bekam ich am nächsten Tag, ich hatte bestanden und durfte mich auf meine Mündliche "freuen", am 7. Januar. Prüfungsfächer: Allgemeine Chirurgie und Urologie. Also zog ich mir noch mal an einem Tag die Uro-Unterlagen rein und machte mich am 7. auf zu meiner letzten Prüfung. Ich wurde gemeinsam mit einer anderen Kommilitonin eineinhalb Stunden geprüft. Da meine Kommilitonin vom Typ Ich-bekomme-ein-Stichwort-und-rede-dann-mal-ne-viertel-Stunde war und der Urologie-Prüfer auch sehr gerne selbst redete, hatte ich das Gefühl, selbst garnicht so viel sagen zu müssen. So kam es auch, dass hauptsächlich Uro geprüft wurde, der Chirurg bekam nicht wirklich viel Zeit zugesprochen und dann kam der Uro-Prüfer noch auf die lustige Idee, er könne ja auch noch ein wenig Orthopädie prüfen. Wir fanden das erst mal nicht so lustig, aber er meinte, er wisse zwei sooo wichtige, typische Verletzungen, die muss man können. Also wurde meine Kommilitonin Emma noch Skidaumen (Ruptur des ulnaren Kollateralbandes am Daumen) und ich suprakdonyläre Humerusfraktur abgefragt. Das Komische dabei: wir haben in Ortho kein einziges Mal über diese wahnsinnig wichtige, typische Fraktur gesprochen. Aber man konnte es ganz gut erraten. Der Prüfer, ein totaler Sportfreak, war wohl selbst mehrmals von diesen Verletzungen betroffen gewesen und packte dann natürlich noch die passenden Geschichten dazu aus... nach eineinhalb Stunden meinte dann der Chirurg etwas genervt, dass wir dann mal aufhören sollten. Wir haben beide bestanden. Damit endete also das Chirurgie-Semester.
Tobi wollte eigentlich heute fliegen, aber die Gasblase ist noch immer vorhanden. Also muss er weiterhin abwarten.
Ich genoss mein "verlängertes Wochenende" und morgen beginnt das neue Semester mit Gynäkologie. Da bin ich mal gespannt. Hätte lieber weiterhin Chirurgie ;)
Vor ein paar Tagen waren Tobi und ich im "Universeum". Das ist ein interaktives naturwissenschaftliches Museum, in dem man ganz viel selbst experimentieren, spielen und ausprobieren kann. Außerdem gibt es einen kleinen Regenwald mit Vögeln, Schlangen, Affen usw. Wenn ihr mal in Göteborg sein solltet, müsst ihr euch dafür auf jeden Fall einige Stunden Zeit nehmen, es lohnt sich wirklich! Etwas nervig war nur die riiiesige Anzahl von Kindern, die es garnicht einsahen, sich anzustellen und deshalb an den Warteschlangen einfach vorbeigegangen sind, um sich ganz vorne hin zu stellen. Was ist denn das fürne Erziehung. Nunja. Hat uns trotzdem total gut gefallen. Hier geht es zu den Fotos:

So, nun erst mal Schluss für heute. Ich hoffe, euch gefällt mein neues Seiten-Layout - ein dickes Dankeschön nochmal an Tobi!

Ganz liebe Grüße nach Deutschland!

Lena =o]

2 Kommentare:

Mira hat gesagt…

Das Foto ist klasse!

Andi hat gesagt…

Uiii, sie lebt noch. Meine Morgenlektüre zum Frühstück ist gerettet :)

Happy New Year!

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