Montag, 15. Februar 2010

Nicht viel zu tun diese Woche

Hallo ihr Lieben. Entspannte und fast schon gelangweilte Grüße schicke ich euch heute, an diesem etwas grauen Montagmorgen, nach Deutschland und den Rest der Welt. Nachdem die ersten drei Wochen dieses Semesters doch etwas stressig waren, ist momentan fast garnichts zu tun. Und ich muss sagen: für meinen Geschmack sogar viel zu wenig. Die letzte Woche begann für Matthias und mich auf der "Reproduktions-Avdelning", auf welcher Paare mit unerfülltem Kinderwunsch nach medizinischer Hilfe suchen. Matthias wurde direkt in den OP zu einer Eizellen-Entnahme geschickt, während ich in der Sprechstunde bei einer Follikel-Kontrolle via Ultraschall zuschaute, um die Auswirkung der Hormonbehandlung zu überprüfen. Bei der Untersuchung zeigten sich tatsächlich sehr große Follikel, was sowohl die Ärztin als natürlich auch die Patientin sehr freute. Um neun Uhr mussten wir zwei dann, zusammen mit einigen Paaren, einer Einführungsveranstaltung samt Film beiwohnen, was sich als ziemlich uninteressant und langweilig darstellte. Aber es blieb uns nichts anderes übrig, als diese 60 min durchzuhalten. Wir waren aber sehr froh, als wir den Raum wieder verlassen durften. Danach ging es für mich in den OP. Vor diesen Eizellentnahmen werden die Frauen so lange mit Clomifen gepimpt, bis sich auf dem Ultraschall ganz viele große "Bläschen" nachweisen lassen. Der Inhalt dieser Bläschen wird dann transvaginal mit einer Spritze abgesaugt, eine Schwester überprüft unter dem Mikroskop, wieviele Eizellen dabei entnommen wurden und mischt sie zusammen mit dem am selben Tag abgegebenen Sperma des "Vaters". Nun heißt's: aus zwei mach eins. Nach einigen Tagen wird dann, wenn die Befruchtung stattgefunden hat, einer dieser kleinen "Mehrzeller" in die Gebärmutter der Mutter eingepflanzt und man hofft auf Einnistung. Der Eingriff ging ziemlich schnell und war leider weniger spektakulär als erhofft. Nunja, wie bisher fast immer in der Gyn *nörgel*. Danach hieß es mal wieder warten (auch wie fast immer), da die nächste Sprechstunde erst in einer halben Stunde stattfinden sollte. Aber bei der halben Stunde blieb es natürlich nicht - die Ärztin kam 20 min zu spät. Das bin ich ja auch schon gewohnt. Ich war dann bei einem Erstgespräch dabei, in welchem ein hilfesuchendes Paar zum ersten Mal auf einen Arzt/eine Ärztin trifft und mit ihm über die möglichen Behandlungen und den Ablauf der Behandlung aufgeklärt wird. Als ich nach diesem Gespräch zum Mittagessen ging, erzählte Matthias, dass er sich bereits die Unterschrift geholt habe. Gute Idee eigentlich - ich lief zurück auf Station und ließ mir meine Anwesenheit ebenfalls bestätigen. Der Nachmittag hätte sowieso nichts Interessantes mehr gebracht und die Ärzte schienen auch nicht so wahnsinnig erfreut über unsere Anwesenheit.
Am Dienstag hatte ich frei.
Am Mittwoch hatte ich Gyn-Tagdienst, das heißt, ich sollte den diensthabenden Arzt in der Gyn-Ambulanz begleiten. Auf dem Infozettel stand, dass man nach der Morgenbesprechung (acht Uhr) in die Ambulanz gehen solle, um sich dort dem Arzt anzuschließen. Ich ging also in die Ambulanz und da ich keinen Arzt finden konnte, fragte ich die Schwestern, wann der Arzt komme. "Die Ärzte fangen hier gewöhnlich immer erst zwischen neun und zehn Uhr an. Kannst dir ja im Kaffeeraum einen Kaffee holen, das dauert sicher noch!". Mano! Dafür steht man um sechs Uhr morgens auf! Diese ewige Warterei macht mich echt langsam hirschig. Zum Glück hatte ich mein Buch dabei und konnte so wenigstens die freie Zeit etwas produktiv nutzen. Um viertel nach neun ging es dann los. Zuerst war ich mit einem relativ alten Arzt unterwegs, der jetzt auch nicht so motiviert war, groß was zu erklären. Ich stand also nebendran und schaute zu. Nach der Mittagspause wurde ich dann einem anderen Arzt zugeteilt: Klaus. Und dieser Wechsel stellte sich als sehr positiv heraus, da Klaus total motiviert war, mir etwas beizubringen. Er war entsetzt, zu hören, dass ich seit meinem Untersuchungskurs in der ersten Woche keine einzige Patientin untersucht hatte. Ja, so ist aber die Realität bei euch! Diesem setzte er sogleich ein Ende und so durfte ich im Folgenden drei Patientinnen untersuchen. Bei der ersten zeigte er nochmal, wie er es macht, bei der zweiten durfte ich dann ran und als die Patientin weg war, sprach er mit mir nochmal alles durch und sagte mir, was ich beim nächsten Mal besser machen könne. Ich war sehr dankbar, das endlich mal üben zu dürfen und wenigstens ein klein wenig Praxis aus diesem Kurs mitzunehmen. Aber das war auch nach drei Wochen mein letzter Tag in der Gyn. Immerhin.
Donnerstag und Freitag hatte ich nur jeweils ein Seminar. Ihr seht also: viel, viel Freizeit. Aber ich nutzte die Freizeit, um endlich, nach vielen Wochen (seit Mitte Dezember) endlich wieder mit Volleyball anzufangen. Die Wochen vorher hatte ich es irgendwie nicht geschafft und mir immer wieder andere Ausreden zurecht gelegt, warum es gerade an diesem Tag nicht ging. Aber ich überwand nun endlich wieder meinen Schweinehund und war diese Woche gleich drei Mal im Training. Bin ganz stolz auf mich.
Was ich euch noch garnicht erzählt habe, ist der Untersuchungskurs in der ersten Woche, den ich gerade eben erwähnt habe. Mit diesem hat es nämlich etwas ganz, ganz, ganz Seltsames auf sich: in der ersten Woche des Gyn-Kurses haben alle Studenten innerhalb der ersten zwei Wochen an einem Abend einen Untersuchungskurs. Das sieht so aus, dass ein Arzt zusammen mit zwei Studenten zu einer Patientin geht, zeigt, wie eine gynäkologische Untersuchung vor sich geht und dann jeder Student auch mal darf. Wenn ihr das lest, denkt ihr sicher: welcher Patient lässt sowas mit sich machen? Ja, das habe ich mich auch gefragt und dachte dann nur: ist ja wirklich toll, dass es Patientinnen gibt, die sich für sowas zur Verfügung stellen. Aber: weit gefehlt. In Wirklichkeit sind das garkeine Patientinnen! Nein! Es sind (jetzt haltet euch fest): Kolleginnen aus dem Haus! Ja! Unglaublich, oder? Ich weiß nicht, ob die dafür bezahlt werden oder sonstige Vorzüge dadurch erhalten, aber das sind tatsächlich Frauen, die im gleichen Haus arbeiten. Als ich das erfahren habe, hat's mir echt für nen Moment die Sprache verschlagen. Kann's eigentlich immer noch nicht ganz glauben ;) Vor allem: eine zweite Studentengruppe untersucht auch noch die gleiche Patientin. Wahnsinn...
So, meine drei Wochen Gyn-Block sind nun also vorbei und heute beginne ich meinen Geburtshilfe-Block. Und zwar mit einer Geburten-Nachtdienst-Woche. Heute Abend um 21 Uhr werde ich also, zusammen mit einer Hebamme, bei Geburten dabei sein dürfen. Mein Dienst geht bis sieben Uhr morgens und ich habe drei Nächte in Folge. Bin fast ein wenig aufgeregt, habe ja vorher noch nie eine Geburt gesehen. Muss mir nochmal ein bisschen Vorlesungsunterlagen zu dem Thema anschauen, damit ich nicht total planlos bin und werde mich heute Mittag nochmal ein wenig hinlegen und versuchen, vorzuschlafen. Weiß garnicht, wie ich die Nächte überstehen soll, bin nämlich normalerweise spätestens um zwölf schon total müde *g*. Aber wir werden sehen, wird bestimmt ganz aufregend werden! Werde euch dann von meinen Erlebnissen erzählen! Mal sehen, ob ich in drei Tagen sage, dass ich niemals Kinder haben will ;)
Aufgeregte Grüße,
Lena =o]

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