Sonntag, 18. März 2012

Wenn eins und eins vier ergibt

Am letzten Mittwoch blieb ich nach 16 Uhr noch etwas länger, um bei einer Patientin das postoperative Nieren-Sono zu machen. Nachdem ich das letzte Woche gezeigt bekommen hatte, wollte ich das Gelernte gleich mal anwenden. Auf Station haben wir leider nur ein einziges Untersuchungszimmer, weshalb man manchmal warten muss, bis er frei wird, damit man weiterarbeiten kann =) Es war gut, dass Annette mir dabei über die Schulter gesehen hat, denn sie stellte fest, dass die rechte Niere etwas gestaut aussieht. Leider gab es ausgerechnet bei dieser Patientin kein präoperatives Nierensono zum Vergleich, obwohl das eigentlich immer gemacht werden sollte. Annette entschied, dass wir in einigen Tagen nocheinmal schallen würden, um zu sehen, ob die Stauung schlimmer wird oder nicht.
Mittlerweile war dann nur noch Silvia da, die diese Nacht Dienst hatte. Kaum war ich mit dem Sono fertig, wurde sie in den OP gerufen für eine diagnostische Curettage (Aussschabung) und anschließende Thermablation (Verödung der Gebärmutterschleimhaut) bei einer Patientin mit postmenopausaler Hypermenorrhoe. "Magsde mitkommen?" - "Klar!" Also ab in OP. OP war relativ unspektakulär, aber ein wenig OP jeden Tag is ja nich schlecht ;)
Kaum aus dem OP draußen, wurde Silvia vom Kreißsaal angepiept wegen "tiefer Dips des Feten". Da sind wir gerannt =) Problem war, dass das Ungeborene einer jungen Frau bei jeder Wehe mit den Herztönen stark absank. Es wurde etwas Wehenhemmung gegeben, damit sich das Kind wieder erholen konnte.

Zwei Neuaufnahmen waren mittlerweile in den kreißsaal zur Entbindung gekommen. Bei diesen Frauen durfte ich den Ultraschall machen. Oder zumindest versuchte ich es ;) Garnicht so einfach, bei sonem großen Bauch die Orientierung zu bekommen. War stolz wie Schnitzel, als ich mal das Herz des Kindes, mal die Wirbelsäule gefunden hatte, aber - wie rum lag das Kind nun? Hmmm... Silvia übernahm den Schallkopf und ruckzuck war klar, welcher Körperteil wo und wie im Bauch der Mutter lag. Das sieht immer so einfach aus! Dann durfte ich noch, mit ihrer Hilfe, das Kind vermessen: anhand des Biparietal-Abstandes, des Bauchumfanges und des Thoraxdurchmessers sowie der Femurlänge kann ein ungefähres Gewicht des Kindes berechnet werden. Das ist alles garnicht so einfach, aber es hat Spaß gemacht =o)

Bei der Frau mit dem dippenden Kind gingen weiterhin die Herztöne immer wieder in den Keller und so entschieden sich Silvia und die Oberärztin zusammen mit der Patientin für eine Sectio. "Schonmal ne Sectio assistiert?" "Hm ja, letzte Woche einmal zweite Assistenz. In Schweden war ich mal erste Assistenz, aber das is schon ein paar Jahre her..." Also standen wir bald im OP und ich durfte die Sectio assistieren. Die Oberärztin hatte sich auch mit abgewaschen, um im vor Ort zu sein, wenn sich Probleme einstellen sollten, aber es lief alles sehr gut. Diesmal blieben meine Socken sogar trocken ;) Von meiner Sectio die Woche zuvor hatte ich euch noch garnicht erzählt. Eine Diabetikerin mit einem 4 Kilo-Kind wurde sectioniert. Sie hatte unglaublich viel Fruchtwasser, man nennt sowas Polyhydramnion, typisch bei Diabetikerinnen. Ich stand als zweite Assistenz zwischen den Beinen der Patientin und war hauptsächlich fürs Saugen und bisschen Hakenhalten verantwortlich. Mit dem Saugen war das sone Sache, denn als die Fruchtblase eröffnet wurde, wurden wir regelrecht überschwemmt. Unglaublich, dass da so viel Wasser drin sein kann! Der Saal stand unter Wasser (ok, das is ein wenig übertrieben), meine Schuhe auch. OÄ:"So, jetzt haben Sie mal gesehen, wie ein Polyhydramnion aussieht!" - "Gesehen und gespürt". Meine weißen Socken habe ich dann danach gleich mal in Müll geworfen.

Gerade den OP verlassen, kam eine Hebamme herbeigelaufen und berichtete, dass die Frau mit Zwillingen gleich entbinden werde. Sie war in der 38. Woche und wartete auf ein Mädchen und einen Jungen. Wenn bei Zwillingen der so genannte führende Zwilling in Kopflage ist, kann eine natürliche Geburt versucht werden. Hier waren sogar beide Kinder in Kopflage. Somit wurde ich an diesem Abend auch noch Zeugin einer spontanen Zwillingsgeburt, was sehr beeindruckend war. Die Frau machte es super, ganz ohne PDA. Zwilling 1 kam um 9:55 zur Welt - der Junge mit 2650 Gramm und neun Minuten später kam das Mädchen mit 3010 Gramm. Die Pädiater befanden beide als gesund, die Eltern überglücklich. Die Plazenta wollte hingegen nicht so gerne das Licht der Welt erblicken und so musste die Oberärztin mit Medikamenten und manuellen Maßnahmen ein wenig nachhelfen. Doch auch das wurde letztendlich geschafft und so hatte ich um 23 Uhr meinen ersten "Dienst" hinter mich gebracht. Todmüde fiel ich ins Bett und wusste, dass um 6:15 mein Wecker wieder klingeln würde...

2 Kommentare:

Mira hat gesagt…

Toll, eine Zwillingsgeburt würde ich auch gern mal miterleben. Ich schätze, du solltest dir ein paar schwarze (oder rote?) Socken besorgen, hihi

*lenschn* hat gesagt…

war total beeindruckend: Zwilling zwei war in zwei Wehen da, echt krass.

Das mit den Socken - guter Tipp! ;)

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